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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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steck es ruhig ein, du hast es dir schwer genug verdient. – Auf Wiedersehen, Tante, und Dank für alles Gute. Das Schlechte habe ich schon vergessen, und ich hoffe, auch du ...«
    »Nie!«, versicherte Frau Mahling mit Hartnäckigkeit. »Nie und nimmer! Nie!«
    Damit gingen sie.
Zimmer gesucht
    Sie gingen langsam nebeneinander durch die nächtlichen, noch belebten und hellen Straßen. Diesmal trug er ihren Koffer, der groß war, und sie schlenkerte vergnügt mit einem kleinen, wobei sie ein Lied vor sich hin summte.
    »Wohin gehen wir?«, fragte er schließlich.
    »Zu meiner Freundin, der Marie Jäckel. Das ist eine Schneiderin. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir bei ihr ein Zimmer gemietet habe.«
    »Ja«, sagte er. Und nach einer Weile vorsichtig: »Und du?«
    »Oh!«, antwortete sie und lachte ein wenig. »Ich ... ich werde auch schon ein Zimmer finden. Wir müssen jetzt nur gut ausschauen nach den roten Vermieterzetteln.«
    Aber sie hielten keine Ausschau nach den roten Zetteln, sie gingen still nebeneinander. Ihr Summen fing wieder an, aber erstarb nach kurzer Zeit, als sie merkte, dass er angestrengt vor sich hin schaute, eine senkrechte Grübelfalte zwischen den Brauen.
    Sie stieß ihn sachte an mit ihrem Arm. »Woran denkst du, Hannes?«
    »Ich denke darüber nach, wovon wir unsere Miete bezahlen und leben werden. Du hast achtzehn Mark und ich fünf ...«
    »Darum machst du dir Sorgen, wirklich?«
    »Natürlich mache ich mir Sorgen. Ich habe dich aus deinem gesicherten Leben herausgerissen ...«
    Sofort flammte sie auf. »Es gibt gar kein gesichertes Leben!«, rief sie. »Und es soll auch gar keins geben! Ein gesichertes Leben ist etwas für Herdenvieh, nie möchte ich so leben.«
    »Aber du lebtest ohne Sorgen!«
    »Sind das keine Sorgen, wenn man mit engen, lieblosen, geizigen Menschen zusammenleben muss? Du hast mich nicht herausgerissen. Eines Tages, bei der oder jener Gelegenheit, wären mir doch die Augen aufgegangen – du warst nur die Gelegenheit!«
    »Aber du bist nun so plötzlich fortgegangen, ohne vorzusorgen.«
    »Wie kann man vorsorgen? Wäre es denn etwas anderes, wenn ich statt achtzehn Mark fünfzig Mark in der Tasche hätte oder fünfhundert? Schützt Geld vor irgendetwas? Sag doch!«
    »Aber du könntest dir doch in Ruhe etwas suchen.«
    »Ich will gar keine Ruhe! Ruhe ist etwas für das Alter. Ich bin jung, ich liebe die Unruhe. Du nicht?«
    »Es wäre ganz schön, eine Weile mal in aller Ruhe ohne Sorgen leben zu können.«
    »Meinst du das wirklich? Das glaube ich nie! Ja, jetzt bist du müde von der Reise, von der Krankheit, von dem allen, was dich draußen enttäuscht hat. Aber das wird wieder anders.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Aber natürlich! Leben ist doch Bewegung, Leben ist doch Unruhe. – O Hannes, wenn ich sie so beisammenstehen und tuscheln sehe, wenn ich sie so dick und feierlich sich bewegen sehe, dann möchte ich sie bei den Köpfen nehmen und zusammenstoßen, dass ein bisschen Leben und Bewegung in sie kommt! Wahrhaftig, es juckt mich dann in allen Gliedern, Hannes!«
    »Ja«, sagte er mit einem bittern Klang in der Stimme: »Du bist noch jung, aber ich ... Und grade ich muss es sein, der dich da herausreißt!«
    Sie war stehengeblieben und stampfte zornig mit dem Fuß auf. »Du bist noch jung! Verstanden! Ich werde es dich lehren, wieder jung zu sein. Ich will nicht neben einem Alten, Enttäuschten leben! Du bist jung, verstanden?«
    »Ich hoffe, ich werde es wieder ...«
    Sie lachte: »O Gott, Hannes, bist du aber vorsichtig!Warst du einmal Kaufmann? Kaufleute sind so vorsichtig, mögen nicht nein oder ja sagen.«
    »Ja, einmal war ich auch Kaufmann, aber es ist ziemlich lange her.«
    »Und du sollst es nie wieder werden. Du sollst was schaffen, fertigbringen, das dich freut! – Und dann, Hannes, denkst du, du trägst die Verantwortung für mich? Bedrückt dich das?«
    »Das tu ich doch auch, nicht wahr?«
    »Rede nur nicht so was! Die Verantwortung für das, was mit mir geschieht, trage ich immer nur allein. Alles, was ich tue, tue ich von mir aus. Versuch es nur, mich zu etwas zu zwingen oder zu überreden, du sollst sehen, wie du scheiterst!«
    »Wie stark du bist!«
    »Natürlich! Und eines Tages wirst du auch wieder stark sein – dann ist es erst richtig. Ein Schwaches und ein Starkes zusammengespannt, das ist nichts. Für eines ist immer falsch geladen. Zwei Starke, das ist richtig! Ich rackere mich gerne ab!«
    »Wie jung du bist!«
    Sie stehen vor

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