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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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eine Bekannte erstaunt fragt: »Was, Frau Mahling? Sie verkaufen bei Pottschmidt?«, antwortet sie spitz: »Ich bin für meine Nichte eingesprungen. Meine Nichte wird Frau Fabrikbesitzer. Sie haben 56 Lieferautos und 43 Buchhalter ...«
    Und sie gluckt mit dem Kopf auf ihren dicken Schultern hin und her wie ein altes Legehuhn in der Sonne!
Wiedersehen
    Gottlob, dass Hanne Lark von alldem nichts sieht und nichts hört. Ihr würde doch ein bisschen ungemütlich bei den sichtbaren Folgen ihrer übermütigen Prahlerei, die doch immerhin ihren Zweck erfüllt, also der Tante Herz bewegt hat.
    Hanne Lark läuft im Sturmlauf durch die Straßen Berlins, ihre graue Tüte mit den Zitronen in der Hand. Nur rasch, denn es ist fünf Minuten vor neun!
    Als sie um eine Anschlagsäule huscht, prallt sie gegen einen Herrn. Die Tüte platzt, und die Zitronen rollen.
    »Zitronen!«, sagt der Herr schnaufend, denn sie ist recht heftig gegen ihn geprallt. »Donnerwetter, geben Sie mir eine ab! Als Entschädigung für die Körperverletzung!«
    »Nichts zu machen!«, lacht sie und hat schon ihre Zitronen aufgesammelt. »Die sind für einen wirklich Kranken!«
    Und schon läuft sie weiter. Jetzt trägt sie die Zitronen nackt in der Hand, in der einen drei, in der andern zwei.
    »Nehmen Se doch eene in ’nen Mund!«, schlägt ein Bengel vor. Alle lachen, sie lacht mit und läuft immer schneller.
    Als sie aber schon das Krankenhausportal sieht, wird ihr Schritt langsamer. Ganz langsam tritt sie ein, ganz langsam steigt sie die Treppe empor. Gottlob, da ist wirklich ein Spiegel! Sie sind in diesem Krankenhaus nicht gerade verschwenderisch mit Spiegeln. Sie bleibt also stehen und hält zunächst einen kurzen Überblick über ihr Gesamtäußeres, dann geht es an die Einzelarbeit: Haare, Hut, Gesicht, Nase, Lippen – sitzt das Jackett auch richtig?
    Ein letzter ernster Überblick, sie lächelt sich an, und weil sie sich doch ein bisschen albern vorkommt, steckt sie sich rasch einmal die Zunge heraus.
    »Danke schön«, sagt der fette Oberarzt Leer hinter ihr. »Nicht die Spur belegt. – Und sonst geht’s auch gut?«
    Sie dreht sich strahlend um.
    »Sonst geht’s prima! Und Hannes – Herr Wiebe?«
    »Ebenfalls prima, soweit es die Umstände gestatten. – Hat Ihnen Frau Wiebe übrigens einen Besuch gemacht?«
    »Aber natürlich!«
    »Und?«
    »Und – wieso und?«
    »Wie fanden Sie sie? Ein bisschen stachlig, wie?«
    »Aber Herr Doktor! Die reizendste alte Dame – wir sind schon auf Du und Du! Sind Sie aber ein Menschenkenner!«
    Der Arzt ist völlig überwältigt.
    »Was?«, fragt er. »Das ist doch nicht Ihr Ernst!«
    »Aber natürlich! Haben Sie denn etwas anderes erwartet?«
    »Die reizendste alte Dame – und sie hat mich einen kleinen Herrgott genannt! Blamiert – bis auf den Grund des tiefsten Meeres blamiert! – Auf Wiedersehen, mein Fräulein! Eigentlich wollte ich mit Ihnen in das Krankenzimmer, aber nun werden Sie mit Ihren Zitronen allein hineingehen müssen! Reizendste alte Dame ...«
    Er entfernt sich, betrübt schnaufend. Lachend sieht ihm Hanne Lark nach.
    Aber dann wird ihr Gesicht ernst.
    Auf Zehenspitzen geht sie bis an die Tür seines Zimmers, neigt den Kopf, lauscht ... dann klopft sie leise, und während sie noch klopft, fängt ihr Gesicht – bei ganz ernst bleibenden Augen – zu lächeln an.
    Sie öffnet die Tür.
    »Siehst du, da ist sie!«, tönt ihr Frau Wiebes Stimme entgegen. »Er wollte mir nicht mehr glauben, Hanne, weil es schon sieben Minuten nach neun ist.«
    Aber sie hört Frau Wiebes Stimme nicht mehr, sie sieht sie auch nicht. Sie sieht nur das hagere Gesicht, das sich mühsam, ruckweise aus den Kissen sich ihr entgegenhebt.
    Langsam nähert sich ihr Gesicht diesem fremd-vertrauten Gesicht – sie weiß nicht, dass sie geht.
    Das Gesicht kommt näher und nah, die Augen fangen an zu leuchten.
    Sie sagen sich die tausendmal gesagten Worte, die ihnen – wie ihre Liebe – immer neu bleiben:
    »Hanne!«
    »Hannes!«
    »Dass du wieder da bist!«
    »Dass ich dich wiederhabe!«
    Sie kniet neben seinem Bett, ihr Gesicht ist in der gleichen Höhe wie seines.
    »Oh, wir sind glücklich, Hanne!«, sagt er. »Sind wir glücklich?«
    »So glücklich ...«
    »Gib mir deine Hand ...«
    Die Zitronen rollen ein zweites Mal auf die Erde.
    Mit einem seligen Lächeln sagt sie: »Ich habe dir Zitronen mitgebracht, Hannes!«
    »So glücklich ...«, antwortet er.
    E NDE

N ACHWORT
    Die Geschichte dieses Buches –

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