Diese eine Nacht mit dir
und ein dunkles Poloshirt. Dass er so gut darin aussah, war Gift für Gypsys seelisches Gleichgewicht. „Auch hier.“
Kopfschüttelnd wich sie zurück. „Auf keinen Fall! Wir schlafen nicht in einem Bett! Isobel nimmt offensichtlich an, dass wir ein … ein Paar sind. Ich werde es ihr sagen.“
Entschlossen wollte Gypsy das Zimmer verlassen, aber Ricos Arm versperrte ihr den Weg. Ausgerechnet jetzt fing Lola, die kleine Verräterin, zu strampeln an und wollte zu ihm. Rico streckte bereitwillig die Arme aus, und Gypsy blieb nichts anderes übrig, als das Kind loszulassen. „Das wirst du nicht tun“, sagte er. „Sie hat sich viel Mühe gemacht, um das alles hier für uns herzurichten. Es kränkt sie doch, wenn es so aussieht, als würde es dir nicht gefallen.“
Dann zuckte er unbekümmert die Schultern. „Was ist schon dabei? Wir müssen ein großes, breites Bett miteinander teilen, na und? Meinetwegen kannst du alle Kissen zwischen uns auftürmen. Oder hast du vielleicht Angst, dass dich die Leidenschaft packt und du mir die Kleider herunterreißt?“
Wütend ballte Gypsy die Hände. „Du spielst doch nur mit mir. Du erwartest doch wohl nicht im Ernst, dass ich glaube, es gäbe hier nicht mindestens ein Dutzend Schlafzimmer, in denen du schlafen könntest?“
„Ich weigere mich, mit dir zu streiten, Gypsy. Wenn du willst, dann geh doch und belästige Isobel mit dieser Lappalie. Wo sie im Augenblick alle Hände voll zu tun hat mit den Kindern und all den Vorbereitungen für die Taufe! Du kannst es aber auch sein lassen und dich wie ein erwachsener Mensch benehmen.“
Wieder einmal hatte Gypsy Lust, mit dem Fuß aufzustampfen. Was war es bloß, das sie in Gegenwart dieses Mannes auf das geistige Niveau einer Fünfzehnjährigen schrumpfen ließ? „Gut“, erwiderte sie entschlossen. „Wenn du es so haben willst. Dich nicht anzurühren ist kein Problem für mich. Aber merk dir eines, Rico Christofides: Wage es nicht, mir nahe zu kommen, oder ich schreie das ganze Haus zusammen!“
Rico setzte sein Haifischlächeln auf. „Kann sein, dass du schreist, aber sicher nicht, um mich von dir fernzuhalten.“
Gypsy wurde feuerrot. Sie musste daran denken, wie sie sich damals, als sie miteinander schliefen, ganz ihren Gefühlen hingegeben hatte. Und dann war ja auch noch diese Geschichte im Arbeitszimmer! Keine Spur von Selbstbeherrschung hatte sie gezeigt. Mein Gott, schämte sie sich! Aber davon sollte Rico nichts merken. Energisch streckte sie die Arme nach Lola aus, die zwar gerade zu ihr schaute, sich dann aber wieder zufrieden in Ricos Arme kuschelte. „Ich sollte sie jetzt füttern. Sie muss hungrig sein.“
„Warum füttere ich sie nicht, und du machst dich frisch und ruhst dich aus?“, fragte er, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Ich bringe sie wieder, wenn sie schlafen muss. Beatriz raubt ihren Eltern wahrscheinlich schon den letzten Nerv, weil sie Lola unbedingt noch einmal sehen möchte.“
Gypsy verschlug es die Sprache. So mir nichts, dir nichts übernahm er einfach die Verantwortung für ihre Tochter. Sie war wütend, und ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Wortlos sah sie zu, wie Rico mit der fröhlich plappernden Lola auf dem Arm das Schlafzimmer verließ.
Immer noch leise vor sich hin schimpfend, nahm sie schnell eine Dusche. Als sie in einem wunderbar flauschigen Bademantel aus dem Badezimmer kam und sich wieder wie ein Mensch fühlte, räumte ein Zimmermädchen gerade lächelnd die Kleider in die Schränke. Das hieß, ihre und Ricos Kleider. Wieder erwachte dieses eigenartige Gefühl in ihrer Brust. Gypsy stotterte ein Dankeschön, und das Mädchen zog sich diskret zurück.
Das Bett wirkte bedrohlich – und gleichzeitig so einladend. Verführerisch einladend. Gypsy überlegte, ob sie sich nicht doch ein wenig hinlegen sollte. Nur für zehn Minuten – und schließlich kuschelte sie sich genüsslich in die Kissen.
Draußen war es schon dunkel, als sie von Lolas vertrautem Geschrei geweckt wurde. Sofort war sie hellwach. Rico kam mit der sichtlich schlecht gelaunten Lola auf dem Arm ins Zimmer. Als die Kleine Gypsy sah, brüllte sie noch lauter los. Zum ersten Mal sah Rico nicht ganz so selbstsicher aus wie sonst. Er sah sogar sehr besorgt aus.
Gypsy wünschte, sie hätte sich die Zeit genommen, etwas anzuziehen. Verlegen wickelte sie sich fester in ihren Bademantel und nahm dann Rico das Kind ab. Sofort hörte Lola auf zu schreien.
„Ich weiß nicht, was sie
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