Diese glühende Leidenschaft …
Sicherheitssystem von Messina Diamonds zu knacken. Corbin könnte nicht einmal den Kugelschreiber der Rezeptionistin stehlen, ohne entdeckt zu werden. Das waren deine Worte, stimmt’s?“
Zunächst antwortete Quinn nichts darauf. Aber Evie hatte Eindruck, dass sein Blick noch düsterer wurde. Sie zwang sich, tief durchzuatmen, und versuchte, sich zu beruhigen. Schließlich hatte Quinn nichts verbrochen, sondern Schaden genommen. Er hatte bei seinem besten Kunden ein offensichtlich unzuverlässiges Sicherheitssystem installiert, und jetzt war Messina Diamonds bestohlen worden. Direkt vor seiner Nase.
Dann hörte Evie ihn doch noch antworten. „Ja, das habe ich gesagt“, gab er zu. „Aber es konnte nur passieren, weil es in der Firma eine undichte Stelle gibt. Der Dieb konnte die elektronische Sicherung nur überwinden, weil jemand das System in der Firmenzentrale kurzzeitig ausgeschaltet hatte.“
„Wer war das?“
„Keine Ahnung. Solange ich es nicht weiß, ist praktisch jeder verdächtig.“
„Nein, so sehe ich das nicht.“ Evie schüttelte den Kopf. „Ich betrachte meinen Bruder als unschuldig, bis du beweisen kannst, dass er an dem Diebstahl beteiligt war.“
„Komm, Evie, das ist doch unlogisch.“
„Corbin ist der Einzige, der mir von meiner Familie geblieben ist“, erklärte sie mit zitternder Stimme. „Und ich als seine Familie werde ihn auf keinen Fall im Stich lassen, wenn er mich am nötigsten braucht. Ich werde ihn nicht aufgeben, wie …“
Wie du mich aufgegeben hast, schoss es Quinn durch den Kopf.
Er musste sich zusammenreißen, um es nicht auszusprechen. Einige Dinge sagt man lieber nicht laut, sonst gibt man zu viel von sich preis, dachte er.
Mittlerweile hatte Evie sich von ihm abgewandt und starrte zur Aufzugstür. „Jeder Mensch braucht doch jemanden, der fest an ihn glaubt und ihn liebt. Für Corbin bin ich das.“
„Aber du warst es doch, die ihn zuerst verdächtigt hat“, erinnerte Quinn sie noch einmal. „Noch vor ein paar Minuten hast du ihm so etwas durchaus zugetraut.“
„Ich habe nur befürchtet, dass jemand ihn da mit hereingezogen hat.“ Sie seufzte. Wie konnte sie Quinn klarmachen, was sie selbst kaum verstand? „Ja, ich schließe nicht aus, dass Corbin darin verwickelt ist“, fuhr sie fort. „Aber er ist trotzdem mein Bruder. Deswegen glaube ich, dass man ihn dazu verführt oder gezwungen hat, bis du mir hundertprozentig das Gegenteil beweisen kannst.“
Evie erfuhr nicht mehr, was Quinn von ihrem blinden Glauben an Corbin hielt. Schon öffnete sich die Aufzugtür, und die beiden stiegen aus.
Nach ein paar Schritten gerieten sie mitten in den Trubel des glanzvollen Galaempfangs. Noch keiner der Gäste ahnte, was ein paar Stockwerke höher geschehen war. Evie hätte es auch am liebsten nicht gewusst.
6. KAPITEL
Danach ging alles sehr schnell. Die lokale Polizei traf ein und mit ihr fast gleichzeitig Beamte vom FBI. Niemand der Anwesenden durfte das Gebäude verlassen.
Die Gäste der Diamanten-Gala machten überraschenderweise wenig Probleme. Der Partyservice stockte das Buffet noch einmal auf, und die Band spielte nach kurzer Unterbrechung weiter. Alles in allem blieb die Partystimmung erhalten. Die Leute fanden es sogar aufregend, am Ort eines so glamourösen Verbrechens wie eines Diamantendiebstahls zugegen zu sein.
Irgendwie war das ja auch verständlich. Ein so dreister Diebstahl, nur ein paar Stockwerke höher begangen, sozusagen über den Köpfen Hunderter von Gästen, das war wirklich der Stoff, aus dem Legenden entstanden. In Dallas, ja wahrscheinlich auch in Texas und den gesamten Vereinigten Staaten, würde die Nachricht wie eine Bombe einschlagen. Die Anwesenden würden noch Jahre später ihre Story von diesem Abend zum Besten geben.
Evie war jedoch alles andere als begeistert. Ihr einfältiger kleiner Bruder hatte sich da in eine verdammt heikle Sache hineinziehen lassen. Von all den Dummheiten, die er in seinem Leben schon gemacht hatte, war das wirklich die Krönung. Dabei hieß es immer, dass er der Intelligentere von uns beiden ist, dachte Evie bitter. Da kann man mal sehen, wie weit man es mit einem hohen Intelligenzquotienten bringen kann.
Sie fühlte sich elend inmitten all der Leute und hielt Ausschau nach Quinn. Um sie herum teilten Polizisten die Gäste für die Befragung in Gruppen ein. Die Leute mussten ihre Ausweise bereithalten. Alle würden außerdem durchsucht werden, bevor sie das Gebäude verließen.
Derek Messina
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