Diese Nacht darf niemals enden
behandelt hat, deshalb. Du behauptest, es habe dir nichts ausgemacht, fein, dann werde ich es auch nicht mehr erwähnen. Aber ich wette mit dir um hundert Pfund, Alexa, dass er nach der Hochzeit zu einer anderen Frau läuft, ob er nun einen Ehering trägt oder nicht.“
„Du irrst dich“, stieß Alexa aus.
Doch Imogen sah sie nur unnachgiebig an. „Einhundert Pfund. Hier auf den Tisch, jetzt gleich. Und ich werde die Wette gewinnen, garantiert!“
Die Straße wand sich in Haarnadelkurven durchs Gebirge, hin zu dem Pass in die Schweiz und weg von dem herzoglichen Schloss und seiner zukünftigen Braut.
Guy fuhr schnell, der schnittige Wagen legte sich in die Kurve. Die Konzentration, die nötig war, um das rasante Tempo auf dieser Strecke zu halten, diente Guy als passende Ablenkung von seinen Gedanken – eine dringend notwendige Ablenkung!
Wie, zum Teufel, war er in eine derart verfahrene Situation geraten?
Das war natürlich eine rein rhetorische Frage, die er sich längst selbst beantwortet hatte. Wie er es auch drehte und wendete, die Heirat mit Heinrichs Tochter war der sicherste Weg, um die Gefahr von Rochemont-Lorenz abzuwenden. Und es war seine Aufgabe, seine Pflicht, Rochemont-Lorenz zu schützen. So wie es die Pflicht seines Vaters und seines Großvaters gewesen war. Seit zweihundert Jahren funktionierte es so. Das Gewicht der Dynastie lastete auf seinen Schultern.
Seine Augen blickten leer, als er auf den Pass zubrauste. Es war nicht neu, dass jemand dieses Gewicht tragen musste. Einige seiner Vorfahren hatten ein sehr viel schlimmeres Joch erdulden müssen als das, das ihm bevorstand. Eine Frau zu heiraten, auch wenn er sie nicht liebte, diente dem Wohl der Familie. Und das Wohl der Familie stand immer an erster Stelle, besaß immer mehr Gewicht als die Gefühle einzelner Familienmitglieder.
Niedrige, vergängliche Gefühle wie Verlangen. Und noch andere …
Dieser schimmernde Wasserfall aus hellem Haar, der schlanke, graziöse Körper, die porzellanfeine Haut und die großen grauen Augen, die zu strahlen begannen, wenn der Moment sie mitriss …
Guy umklammerte das Lenkrad fester und schaltete in den nächsten Gang. Welchen Sinn hatte es noch, daran zu denken? Das lag in der Vergangenheit. Für die Zukunft musste er in die Fußstapfen seiner Eltern treten, musste tun, was sie getan hatten. Er meisterte eine weitere Haarnadelkurve mit viel zu hohem Tempo, so als könnte er dadurch dem Unvermeidlichen entkommen. Er dachte an die Ehe seiner Eltern. Die beiden hatten einander auch nicht geliebt, trotzdem hatten sie eine ziemlich gute Ehe geführt. Mit Respekt und Rücksicht konnte man in einer Ehe vieles erreichen.
Ob ihm das auch gelänge?
Die Frage hing in der klaren Luft der Berge.
Ein Adler flog hoch in den Wolken. Guy sah zu ihm auf. Eine solche Freiheit wie der majestätische Vogel dort oben würde er nie wieder haben.
Vor ihm kam die dunkel gähnende Öffnung des Tunnels in Sicht.
Guy trat das Gaspedal noch weiter durch und ließ sich von der Dunkelheit verschlucken.
„Es ist gut, dass sie so jung ist.“
Eine leise melodische Stimme sagte diesen Satz. Die Stimme machte es unmöglich, die wahren Gedanken der Sprecherin zu erraten.
„Zu jung.“ Guys knappe Erwiderung zeigte deutlich seine Frustration.
Für einen Moment legte seine Mutter die Handarbeit ab. Draußen wirbelten die Herbstblätter über die Erde. Ein grauer Himmel hing über dem Schloss an der Loire, doch noch hielt sich das Tageslicht. Die Bäume in diesem Teil des Gartens trugen zum großen Teil noch ihr Laub. Ein Pfau stolzierte mit gespreiztem Rad über den Kiesweg.
„Es ist ein Vorteil“, sagte Claudine de Rochemont jetzt. „Sie wird sich von deinem Charme beeindrucken lassen. Für sie wäre es besser, wenn sie sich in dich verliebte, Guy. Und du weißt, dass es dir nicht schwerfallen dürfte, das hinzubekommen.“ Grüne Augen, ähnlich denen ihres Sohnes, ruhten auf ihm.
„Großer Gott, nein! Wie kannst du so etwas vorschlagen? Liebe, die ich nicht erwidern kann, ist das Letzte, was ich ihr wünsche. Sie trägt keinerlei Schuld an diesem Desaster, und sie hat nie den Wunsch gezeigt, mich zu heiraten.“ Er lachte bitter. „Wie sie bei diesem Dinner erschienen ist, hat mich noch einmal gründlich davon überzeugt. Sie hatte nicht die geringste Absicht, Eindruck zu schinden. Im Gegenteil, sie hat sich geweigert, etwas anderes als ihre Jeans anzuziehen. Heinrich und Annelise waren nicht gerade
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