Diese Nacht darf niemals enden
begeistert.“
„Das kann ich mir gut vorstellen“, bemerkte seine Mutter. „Aber Louisa ist hübsch. Annelise hat sich die Mühe gemacht und mir Fotos zukommen lassen, die ein professioneller Fotograf im Sommer aufgenommen hatte. Etwas zu herausgeputzt, aber das ist eben Annelises Geschmack. Unter dem Pomp lassen sich gute Knochen erkennen.“
„Hübsch?“, wiederholte Guy nur verächtlich, ohne ein weiteres Wort zu sagen. „Hübsch“ wollte er nicht. Der Vorhang fiel wieder über seine Augen, um die Erinnerungen zu verbergen.
Seine Mutter musterte ihn abschätzend. „Nicht alle Frauen können sich des Aussehens einer Signorina Crespi rühmen“, bemerkte sie trocken.
Darauf zuckte er nur leicht mit den Schultern, ohne etwas zu sagen. Ihm war bewusst, dass seine Mutter ihn noch immer musterte. Er schaute auf seine Uhr, weil er dieses Gespräch beenden wollte. Aber er schuldete seiner Mutter den Respekt, mit ihr darüber zu sprechen, wenn sie es wünschte.
„Wie sehen die Pläne für die Hochzeit aus?“, fragte sie.
„Ich habe nicht die geringste Ahnung. Es drängt nicht.“ Er presste die Lippen zusammen. „Trotz Heinrichs Eifer!“
Seine Mutter nickte. „Sehr vernünftig. Solche Angelegenheiten sollten nie übereilt werden. Ich werde mich mit Annelise in Verbindung setzen. Und natürlich wird Louisa hierher zu Besuch kommen.“
„Ja, vermutlich“, stimmte er seufzend zu und sah wieder auf seine Uhr. „ Maman , du wirst mich entschuldigen müssen, aber ich habe eine Verabredung zum Dinner in Paris. Der Helikopter steht schon bereit.“
Wieder lag dieser abschätzende Ausdruck in ihren Augen. „Eine private Verabredung?“
Guys Miene wurde starr. „Nein, geschäftlich.“ Er hielt kurz inne. „Keine Sorge, maman, ich halte mich an die Konventionen. Die einzigen Berichte, die du von nun an in der Gesellschaftspresse über mich lesen wirst, werden in Zusammenhang mit Louisas Namen stehen. Aber jetzt muss ich wirklich gehen, verzeih.“
Er küsste seine Mutter auf die duftende Wange und verließ das Zimmer. Von ihrem Louis-XV-Sofa aus sah Claudine ihrem Sohn mit besorgter Miene nach.
Eine lange Verlobungszeit für einen Mann wie ihren Sohn, der vom weiblichen Geschlecht verwöhnt und an sein Vergnügen gewöhnt war, hielt sie für keine gute Idee. Louisa von Lorenz war tatsächlich sehr jung. Aber eine hübsche junge Braut, die von ihrem erfahrenen und gewandten Ehemann hingerissen war und ihn anbetete, konnte durchaus eine funktionierende Ehe schaffen. Und vielleicht würde die junge Braut ihren Sohn ja inspirieren, das zu tun, was für ihn das Beste wäre … nämlich sich zu verlieben.
Deutlich beschwingter nahm Claudine ihren Stickrahmen wieder auf. Hoffnung hatte die Sorge in ihrem Blick verdrängt. Denn mehr als alles andere wünschte sie ihrem Sohn das Glück einer Ehe, die auf Liebe basierte. Selbst wenn dazu anfänglich eine mariage de convenance nötig sein sollte, so wie es in ihrem Fall gewesen war.
Ob ihr Sohn dieses Glück auch erleben dürfte?
Für den Moment konnte sie nichts anderes tun als abwarten und hoffen.
6. KAPITEL
„Alexa, das ist das Beste, was dir passieren konnte. Richard Saxonby ist wirklich nett. Außerdem sieht er blendend aus, ist gut betucht und absolut verrückt nach dir. Du hättest es nicht besser treffen können.“
Imogen sprach das aus, was Alexa bereits wusste. Richard, der Mann, der sie eingeladen hatte, war tatsächlich sehr nett. In seiner Gesellschaft fühlte sie sich wohl. Er war intelligent und charmant. Darauf, dass er auch nicht gerade arm war, legte sie allerdings keinen so großen Wert wie Imogen. Sie mochte ihn und fand auch, dass Richard gut aussah, mit seinen braunen Augen, dem braunen Haar und der großen muskulösen Statur.
Aber hieß das gleich, dass sie mit ihm ausgehen musste?
„Auf jeden Fall!“, drängte Imogen. „Du kannst schließlich nicht ewig jammern.“
„Ich jammere nicht“, erwiderte Alexa ruhig.
„Du führst das Leben einer Nonne“, erwiderte Imogen energisch. „Vier Monate ist es jetzt her, dass Guy de Rochemont dich wie eine heiße Kartoffel hat fallen lassen. Seitdem tust du nichts anderes als arbeiten. Es wird Zeit, dass du dich wieder auf deine weiblichen Qualitäten besinnst. Guy ist Geschichte, du kannst von Glück sagen, dass du ihn los bist. Such dir jemanden, der normal ist, Gefühle hat und sich nicht einbildet, dass seine Millionen ihm das Recht geben, Frauen wie Sexspielzeuge zu behandeln.
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