Diese Nacht darf niemals enden
der zukünftigen Madame Guy de Rochemont glich.
Ein Bild schoss in seinen Kopf wie ein farbiger Blitz in ein Schwarzweißfoto, eine Frau, elegant, beherrscht, superbe …
Er verdrängte es. Das war vorbei.
Neben ihm schnalzte Louisas Mutter missbilligend mit der Zunge. Und Guy verstand durchaus, warum. Ihre Tochter hatte sich nicht die geringste Mühe gegeben. Sie trug Jeans, Pullover und Turnschuhe, war ungeschminkt und hatte das Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden.
„Louisa, was hast du dir dabei gedacht?“, fragte ihre Mutter empört.
Heinrich war rot angelaufen, eine Mischung aus Ärger und Verlegenheit.
„Ich hatte keine Zeit, um mich umzuziehen. Und wozu auch? Ich kenne Guy schon seit Ewigkeiten. Er weiß doch, was er bekommt.“ In Louisas Antwort lag Trotz, und Guy verstand sie nur zu gut.
Louisas lässiger Stil mochte nicht seiner Vorliebe entsprechen und auch nicht dem, was die Welt von seiner Ehefrau erwarten würde, aber sie trug schließlich keine Verantwortung für die Ambitionen ihres Vaters – oder für das, was Heinrich mit seiner Bank angerichtet hatte.
Guys Frustration wuchs. Gäbe es auch nur die geringste Möglichkeit, würde er Heinrich hier und jetzt eine Absage erteilen. Doch der Mann hatte recht. Bei dem kleinsten Anzeichen einer Übernahme von Lorenz Investment – ob nun innerhalb des Konzerns oder von außerhalb – würde der Aktienmarkt verrücktspielen. Das könnte die Konsolidierung von Rochemont-Lorenz mitten in der Rezession sabotieren und einen Domino-Effekt auslösen, der wesentlich weitreichendere Konsequenzen hätte als nur den Zusammenbruch von Heinrichs Bank. Mit genügend Zeit könnte Guy jedes eventuelle Risiko abwenden, aber Zeit war genau das, was weder er noch die Bank hatte. Darum hatte Heinrich ja auch seine machiavellistische Lösung vorbringen können.
„Mein lieber Junge …“ Schon allein die Anrede hatte Guy mit den Zähnen knirschen lassen, als Heinrich ihm seinen Plan erklärt hatte, der nicht nur die Bank und seine eigene Haut retten, sondern ihn im Clan auch um etliche Ränge in die Höhe katapultieren würde. „Es ist die ideale Lösung. Eine Heirat zwischen unseren beiden Familien bietet die perfekte Gelegenheit, auch die Finanzen enger zusammenzubinden. Es wird weder Spekulationen in der Presse noch eine plötzliche, unerwünschte Aufmerksamkeit der Finanzmärkte geben. Jegliche finanzielle … Korrektur“, die Wortwahl des Mannes, dem die Schlinge bereits um den Hals lag, hatte Guy noch mehr erbost, „kann völlig unauffällig erfolgen.“ Die immense Summe, die nötig war, um Lorenz Investment zu retten, überging Heinrich in seiner Rede munter. Dafür jedoch ließ er sich zu einer höchst unklugen Bemerkung hinreißen: „Vor hundert Jahren hätte man eine solche Transaktion wohl als gebührlichen Brautpreis angesehen! Ein Zusammenschluss, noch gefestigt durch“, hier lächelte er seinen zukünftigen Schwiegersohn strahlend an, „meine Position als deine rechte Hand im Vorstand.“
Guys Antwort war prompt und knapp ausgefallen. „Das ist eine Rettungsaktion, Heinrich. Vergiss niemals, dass ich es nur zu unserem Nutzen tue. Das Desaster verantwortest du allein. Deine Belohnung dafür ist dein Überleben, mehr nicht.“
Heinrich hatte seinen Unmut im Zaum halten müssen, doch sofort wieder den jovialen Ton angeschlagen. „Und deine, mein Junge, ist meine Tochter. Ihr seid das ideale Paar!“
Während Guys Blick jetzt auf Louisa lag, erinnerte er sich an Heinrichs Worte. Louisa war hübsch, und der lässige Aufzug passte zu der schlanken Brünetten. Doch sie war nicht die Erscheinung, die er in einer Frau suchte.
Erneut wollte sich das Bild aus der jüngsten Vergangenheit in seine Gedanken drängen, und auch dieses Mal verdrängte er es.
Alexa war lediglich eine Affäre gewesen. Ob es ihm passte oder nicht, er musste an die Zukunft denken.
5. KAPITEL
Alexa malte. Sie malte und malte, schon die ganze Woche. Sie hatte neue Aufträge erhalten und arbeitete auf Hochtouren. Imogen hatte sehr schnell mehrere neue Aufträge für sie arrangiert, und Alexa war ihr dankbar dafür. Bisher reagierte sie sehr gefasst auf die Trennung und nahm sich sehr zusammen. Nur am ersten Abend, als Imogen sie getröstet hatte, wäre sie fast zusammengebrochen. Doch selbst da hatte Alexa nicht erlaubt, dass Imogen Guy einen Mistkerl nannte und auch keine Details über ihre Beziehung zu ihm verraten.
Doch die Freundin war nicht
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