Diese Nacht darf niemals enden
aufzuhalten gewesen. „In Internet und Presse wird die Mutter des Mädchens zitiert. Angeblich wurde diese Cousine schon von Kindesbeinen an dazu erzogen, eines Tages die Ehefrau von Guy de Rochemont zu werden. Sie haben da eine richtig schmalzige Geschichte gedruckt, nach dem Motto, dass es der Tochter vorbestimmt war, den Platz an der Spitze der Dynastie einzunehmen. Als wären sie ein Königshaus oder so was.“
„Nun, ein paar Adelstitel sind wohl tatsächlich dabei“, hatte Alexa sehr sachlich und sehr beherrscht geantwortet. Es war unerlässlich, beherrscht zu bleiben. „Was die vielen ‚de‘ und ‚von‘ ja schon zeigen.“
„Alles Inzest“, hatte Imogen böse gemurmelt.
Darauf hatte Alexa nicht reagiert. Wenn sie an Guy dachte, wie er aus der Dusche gekommen war, Wassertropfen über den perfekten Körper laufend, über das perfekte Gesicht … all das hatte mit Inzest nicht das Geringste zu tun.
Und dann sagte Imogen etwas, das sie abrupt aus ihren Gedanken riss.
„Die einzige Tochter … gerade neunzehn geworden …“
„Was?“
Imogen nickte, zufrieden, dass sie Alexa endlich aus ihrer unnatürlichen Ruhe gebracht hatte. „Genau, seine errötende Braut ist erst neunzehn.“
„Aber Guy ist doch schon über dreißig. Das heißt, sie muss gut vierzehn Jahre jünger sein als er. Das ist eine ganze Generation! Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine so junge Frau heiratet.“
Mit einem grimmigen Lächeln sah Imogen sie an. „Also ist er nicht nur ein Mistkerl, sondern auch noch ein Kinderschänder. Er wird sie sich schon zu erziehen wissen. Ein junges Mädchen, naiv und leicht zu manipulieren. Jemand, der noch zu beeindrucken ist. Jemand, den er mühelos zum Narren halten kann.“ Sie warf Alexa einen schiefen Blick zu. „Obwohl … scheinbar muss man keine neunzehn sein, um von ihm zum Narren gehalten zu werden.“
Alexa war immer noch zu schockiert, um auf die Stichelei zu reagieren. „Erst neunzehn … Unmöglich!“
„Jetzt sag nicht, das würde nicht ins Bild passen. Er steckt sich die Aussteuer ein – Daddys Bank – und nachdem er die Kleine in der Hochzeitsnacht entjungfert hat, nimmt er sich eine erwachsene und geübte Geliebte. So eine, wie du es für ihn warst, ob dir der Ausdruck nun gefällt oder nicht. Und seine Bedürfnisse befriedigt er dann mit ihr, nicht mit dem unerfahrenen Teenager!“
„Immie, rede nicht so. Das ist eine völlig aus der Luft gegriffene Anschuldigung. Guy würde so etwas niemals tun – seiner Frau untreu sein.“
Da lachte Imogen hart auf. „Meinst du, ja? Mal ehrlich, Alexa, was ihn angeht, bist du genauso naiv wie eine Neunzehnjährige.“ Sie musterte die Freundin durchdringend. „Du verstehst es einfach nicht, oder? Stell dich endlich der Wahrheit – Guy de Rochemont hat dich benutzt. Er hat dich absolut abscheulich behandelt. Taucht auf, wann immer es ihm gerade passt, oder lässt dich abholen, wenn es eine Lücke in seinem vollen Terminkalender gibt.“ Ihre Stimme wurde scharf. „Er hat dich wie ein Callgirl behandelt – Sex auf Abruf!“
„Nein!“ Alexa schloss die Augen, während Imogens hässliche Worte sich in ihren Kopf brannten. „Nein, so war es nicht!“
„Doch!“, beharrte Imogen. „Wenn er dich wie Dreck behandelt hat, warum sollte er es bei seiner Ehefrau nicht ebenso halten?“
„Hör auf damit! Ich erlaube dir nicht, so über ihn zu reden. Du kennst ihn nicht, Immie. Ich schon.“
Imogen sah sie nur an. „Tust du das wirklich?“
„Ja, das tue ich.“ Erinnerungen stürzten auf sie ein, während sie dem Blick der Freundin begegnete und standhielt. „Guy ist nicht so, ich weiß es. Ich weiß auch, dass es dir nie gefallen hat, wie er gekommen und gegangen ist. Aber mir hat es nichts ausgemacht, überhaupt nichts. Es kam uns beiden gelegen.“
Ihre Freundin nickte knapp. „Also wird es dir auch gelegen kommen, wenn er nach den Flitterwochen wieder auftaucht und dir vorschlägt, da weiterzumachen, wo ihr aufgehört habt?“
Wie ein Messerstich fuhr diese Frage in Alexas Brust, doch sie antwortete sehr bedacht. „So ist Guy nicht. Aus welchem Grund auch immer er sie heiratet … Vielleicht hat er sie ja schon immer geliebt und musste warten, bis sie alt genug ist“, – Imogens abfälliges Schnauben ignorierte sie –, „… ich weiß, dass er sie respektvoll behandeln wird. Warum sollte es anders sein?“
„Weil er“, setzte Imogen beißend zu ihrer Erwiderung an, „dich nicht respektvoll
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