Diese Nacht darf niemals enden
mitsamt der Wurzel aus ihrem Herzen reißen. Ihr Herz würde bluten, aber das war gleich.
Für einen solchen Mann gab es nur ein Gefühl – Hass. Brennender Hass, der ihre fehlgeleitete Liebe zu Asche zerfallen lassen würde. Sie musste nur aufpassen, dass sie diesen Hass in die richtigen Bahnen lenkte, sonst würde er sie mit verbrennen.
Mit steinerner Miene griff Alexa wieder nach Pinsel und Palette. Sie rückte näher an die Staffelei und ließ ihren Hass an der Leinwand aus.
„Und?“, fragte Guy harsch ins Telefon.
„Alles wie vorgegeben erledigt.“ Der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung gab die einzige Antwort, die sein Arbeitgeber von ihm hören wollte. Der Grund, aus dem Guy de Rochemont, Kopf des Rochemont-Lorenz-Imperiums, diesen Kauf so unbedingt getätigt wissen wollte, war ihm allerdings schleierhaft. Es passte so ganz und gar nicht ins Unternehmensportfolio. Doch seine Aufgabe war es nicht, Fragen zu stellen, sondern Instruktionen auszuführen. Und das hatte er getan.
„Und jetzt brauche ich noch die folgenden Informationen.“ Guy instruierte den Mann. „Ich will sie bis heute Abend auf dem Tisch liegen haben.“ Damit unterbrach er die Verbindung.
In seinem Londoner Büro legte Guy das Telefon zurück in die Halterung und starrte vor sich hin. Das Grün seiner Augen glitzerte hart – hart wie Smaragde.
Das Glitzern schien noch härter, als er die Informationen erhielt, die er angefordert hatte. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht stieg er in den neuen Wagen, startete den Motor und gab sein Ziel in den Navigator ein.
Während er durch den Londoner Verkehr auf den Stadtrand zuhielt, konzentrierte er sich nur auf eine Richtung.
Westwärts.
Es hatte die ganze Nacht geregnet. Dicke Tropfen waren unablässig aus den bleiernen Wolken gefallen und hatten die Felder in eine Sumpflandschaft verwandelt. Der Feldweg, der zum Cottage führte, sah nicht viel besser aus. Alexa war froh, dass sie in nächster Zeit nicht einkaufen gehen musste. Sie hatte es sich angewöhnt, in dem kleinen Städtchen, das ungefähr zehn Meilen von hier entfernt lag, genügend Proviant für eine gute Woche einzukaufen.
In ihrer neuen Unterkunft lebte sie einfach und anspruchslos. Solange sie genügend Holz für den Ofen in der Küche und die Feuerstelle im Wohnzimmer hatte, die neben dem Heizlüfter die einzigen Wärmequellen waren, und der Strom nicht ausfiel, war sie zufrieden.
Einsam fühlte sie sich nicht. Sie war an ein ruhiges Leben gewöhnt, selbst in London hatte sie sich größtenteils mit der eigenen Gesellschaft begnügt. Das schillernde Nachtleben hatte sie nie gereizt. Ab und an eine Dinnerparty oder ein Treffen zum Lunch, Ausstellungs- und Theaterbesuche, hin und wieder ein Konzert – das war alles, was sie sich gewünscht hatte. Ohne ihre Arbeit und die unzähligen Kunstschätze in den Londoner Museen wäre sie in einer ländlichen Gegend wahrscheinlich glücklicher gewesen.
Obwohl sie auf Dauer nicht so abgelegen wie in diesem isolierten Cottage leben wollte. Im Sommer musste es ein idyllisches Plätzchen für ein paar Wochen Urlaub sein, doch jetzt lief die volle Regenrinne über, unter dem Türspalt wehte die Zugluft kalt ins Haus, und der Wind fuhr in die Kamine und rüttelte am Schlafzimmerfenster. Außerdem war Alexa ziemlich sicher, dass in den dicken Wänden Mäuse lebten.
Die kleinen Nager störten sie nicht, solange sie sich nicht im Haus blicken ließen. Auch vor den Spinnen, die – in ihrer Ruhe gestört – jedes Mal aus der Holzkiste krabbelten, wenn sie ein Scheit herausnahm, und sich unter das Sofa flüchteten, hatte sie keine Angst.
Wenn es nicht gerade in Strömen regnete, achtete Alexa darauf, jeden Tag an die frische Luft zu gehen. Sie zog Gummistiefel und Ölzeug an, die sie im Städtchen gekauft hatte, und wanderte über die Felder. Die Kühe auf den Weiden ließen sich nicht aus der Ruhe bringen, und Schafe mit regennassem Fell hoben die Köpfe und schauten dumpf zu ihr hinüber.
Die elegische Gegend fand ihre Entsprechung in der Trübseligkeit in ihrem Herzen. Wie lange war sie jetzt schon hier? Die Tage gingen immer gleich bleibend ineinander über, und aus ihnen wurden Wochen. Es müssten jetzt vier oder fünf sein …
Zeit besaß keine Bedeutung mehr. Alexa lebte in ihrer eigenen kargen Welt. Das war es, was sie wollte und brauchte.
In dem kleinen Wohnraum ging sie vor dem offenen Kamin in die Hocke und legte noch ein Scheit nach. Inzwischen hatte sie die Kunst
Weitere Kostenlose Bücher