Diese Nacht darf niemals enden
„Ich wollte dir nicht glauben. Doch jetzt … glaube ich dir.“ Mit leerem Blick sah sie Imogen an. „Du hast gesagt, einhundert Pfund, dass er zurückkommen und da weitermachen würde, wo es aufgehört hat, ungeachtet eines so unerheblichen Details wie eines Eheversprechens. Du hast die Wette gewonnen.“ Vergeblich versuchte sie, den Kloß in ihrer Kehle herunterzuschlucken. Er steckte fest, wollte sie ersticken. „Gestern Abend ist er zurückgekommen. Er war auf der Wohltätigkeitsgala. Er hat sich in meine Wohnung eingelassen. Wir …“ Sie brach ab, schluckte noch einmal. „Er hat mich über seine Pläne informiert. Seine Pläne für mich und das unglückselige Mädchen, das er heiraten wird.“
Todunglücklich sah Alexa ihre Freundin an. „Ich habe sie gestern getroffen, ohne zu wissen, wer sie ist. Glücklicherweise hatte sie auch keine Ahnung, wer ich bin. Aber sie weiß genau, was ihr bevorsteht. Weiß, wie Guy sie behandeln wird, weil er sie für unerfahren, linkisch und langweilig hält. Weiß, dass er sich eine Geliebte nehmen wird, elegant und schön“, wiederholte sie bitter Louisas Worte. „Für den Sex, weil ihn seine Teenagerbraut nicht interessiert. Als sie von ihrem Verlobten sprach, wusste ich nicht, dass sie damit Guy meinte. Ich hatte echtes Mitleid mit ihr. Da wusste ich noch nicht, dass mir die Rolle dieser Geliebten zukommen sollte.“ Rasselnd sog sie Luft in ihre schmerzenden Lungen. „Immie, ich habe dich für zynisch und misstrauisch gehalten, aber … du hattest recht, die ganze Zeit über hattest du recht.“ Ihre Stimme wurde hart. „Du nanntest es Sex auf Abruf, und mehr war ich für ihn auch nicht. Und jetzt soll ich wieder dafür zur Verfügung stehen. Doch dieses Mal bin ich noch unsichtbarer, muss mich noch mehr im Hintergrund halten. Zumindest so lange, bis seine junge Frau seine außerehelichen Aktivitäten als gegeben hinnimmt. Und das wird das arme Ding auch bald tun, denn sie erwartet ja schon jetzt nichts anderes.“ Gepeinigt verzog sie das Gesicht und rang die Hände. „Oh, Immie, wie konnte ich nur eine solche verdammte Närrin sein?!“
Auf der anderen Seite der Frühstücksbar konnte Imogen nicht mehr tun, als tröstend Alexas Hände zu drücken. „Die meisten von uns sind blind für das, was wir nicht wahrhaben wollen. Äh, du erwähntest“, tastete sie sich taktvoll vor, „dass Guy sich in deine Wohnung eingelassen hat. Das heißt wohl, dass er noch immer deinen Schlüssel hat? Ich will dich ja nicht in Panik versetzen, aber … vielleicht wäre es eine gute Idee, das Schloss auszuwechseln.“
Alexa schaute die Freundin an. Ihre Miene änderte sich abrupt. „Oh, ich werde sehr viel mehr tun als nur das.“
Guy war bester Stimmung – so guter Stimmung wie seit Langem nicht mehr.
Jedem fiel es auf, seinem Personal, seinen Freunden, seiner Familie. Er wusste, welchem Grund sie seine Stimmung zuschrieben, und es amüsierte ihn geradezu königlich.
Denn seine glänzende Laune hatte nicht das Geringste mit seiner bevorstehenden Hochzeit zu tun – eher das genaue Gegenteil.
Die Ehe mit Louisa lag nicht länger wie eine schwere Last auf seinen Schultern. Warum nur hatte er je geglaubt, er müsse die Verbindung zu Alexa aufgeben und ohne sie auskommen? Ein solches Opfer, um eine Bank zu retten, war völlig unnötig.
Natürlich war ihm klar, dass es nicht einfach werden würde. Es würde sowohl genaues Timing als auch Finesse verlangen. Und er müsste Louisa täuschen. Aber obwohl sie jung war, kam sie aus einer Familie, in der solche Arrangements durchaus nicht ungewöhnlich waren. Louisa verstand die Realität, die ein Leben wie das, das sie führte, mit sich brachte. Dazu gehörten sowohl Privilegien als auch Pflichten. Außerdem liebte sie ihn genauso wenig wie er sie, darum sollte es sie eigentlich nicht wirklich stören. Vermutlich würde sie sich nicht geschmeichelt fühlen, aber eifersüchtig konnte sie unmöglich sein. Sicher hätte sie Verständnis für das, was er tat – und für den Grund, warum er es tat.
Was Alexa anging … Sie hatte ihre Diskretion bereits bewiesen, es gab keinen Grund für ihn, daran zu zweifeln, dass sie auch weiterhin diskret sein würde. Sie würde also das gleiche Verständnis zeigen wie Louisa.
Seine Gedanken preschten vor.
Wann kann ich wieder mit ihr zusammen sein?
Freudige Erwartung meldete sich in ihm. Verlangen. Seit dem Galaabend, auf dem er Alexa wiedergetroffen hatte, brannte es stetig in ihm. Und
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