Diese Nacht darf niemals enden
auch wenn er es fälschlicherweise als nötig erachtet hatte, die Beziehung mit ihr zu beenden, so war ihm bei ihrem Anblick in dem Ballsaal eines klar geworden.
Kein anderer Mann, nur ich. Niemand außer mir …
Das war es, was er wollte, und nun würde er es bekommen. Er musste nur alles Notwendige arrangieren. Und das würde ihm gelingen, dessen war er absolut sicher.
Guy lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und rief seinen Terminkalender auf dem Computer auf, um die nächsten Wochen durchzusehen. Er suchte nach einem Fenster, nach ein paar Tagen, die er in London verbringen konnte.
Mit Alexa. In ihrem Bett.
Da. Da bot sich eine Möglichkeit. In zehn Tagen.
Nur noch zehn Tage warten, sagte er sich. Und dann hatte er sie wieder für sich allein.
Seine gute Laune steigerte sich noch. Schwungvoll zog er das Handy hervor und wählte ihre Nummer. Keine Antwort. Dann würde er es eben später noch einmal versuchen. Mit einem leichten Schulterzucken ließ er das Handy wieder in seiner Tasche verschwinden. Wahrscheinlich malte sie gerade, ob für einen neuen Auftraggeber oder für sich selbst. Er wusste, dass sie dann nicht ans Telefon ging.
Doch auch in den folgenden Tagen erreichte Guy Alexa nicht. Nur noch drei Tage, bis er nach London flog. In seiner Ungeduld ließ er einen seiner zuverlässigen Sicherheitsleute die Nachricht von seiner baldigen Ankunft persönlich überbringen.
Die Nachricht konnte jedoch nicht an den Adressaten übermittelt werden.
Alexa Harcourt, so wurde ihm mitgeteilt, wohnte nicht mehr unter der angegebenen Adresse. Alexa Harcourt, so musste er sich fassungslos anhören, schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
8. KAPITEL
Alexa rieb sich die Finger, um sie zu wärmen. Es half nicht viel. Die beißende Kälte war in sie gekrochen, nagte an ihr und machte das Halten des Pinsels mehr und mehr zur Qual. Der einsame Heizlüfter in dem Cottage, das sie als Studio angemietet hatte, blies ohne großen Erfolg gegen die frostigen Temperaturen draußen an.
Doch dieser abgelegene Fleck hier war genau das, was sie gesucht hatte, um sich vor dem Mann zu verstecken, der sie als Beilage zu seiner faden Ehe bestellen wollte. Eine Ehe mit einem Mädchen, das seine Untreue schon akzeptierte, bevor es überhaupt mit ihm verheiratet war. Alexa versteckte sich in der Einöde vor einem Mann, der in ihr nur die willige Gespielin für Sex auf Abruf gesehen hatte, wann immer es ihm gelegen kam.
Sie versteckte sich vor einem Mann, der davon ausging, dass sie zu allem Ja sagen würde, was er von ihr verlangte.
Ihre Miene wurde starr. Nun hatte sie endlich gelernt, Nein zu sagen.
Die Klammer um ihr Herz zog sich noch ein wenig mehr zu. Doch inzwischen hieß Alexa diese abschnürende Enge sogar willkommen. Schließlich wusste sie, dass es nur diese Klammer war, die ihr Herz überhaupt noch zusammenhielt – die sie zusammenhielt, die ihr Stärke gab.
Die Stärke, um den Mann zu hassen, den sie einst geliebt hatte.
Denn jetzt hasste sie ihn. Daran konnte nicht der geringste Zweifel bestehen.
Er hat dich wie Dreck behandelt, und dann kommt er zurück, um dich noch schlimmer als Dreck zu behandeln.
All die Worte, die aus ihr herausgeflossen waren an jenem albtraumhaften Sonntag, als sie sich zu Imogen geflüchtet hatte, hallten erneut in ihrem Kopf nach. Imogen hatte sie nicht unterbrochen, hatte den reinigenden Fluss strömen lassen und nur eine Kanne Tee nach der anderen gemacht, während Alexa laut die Möglichkeiten abgewogen hatte, die ihr offenstanden.
Diese einsame Hütte mitten im Nirgendwo, noch dazu im Winter, hatte auf Imogens Liste sicherlich nicht an erster Stelle gestanden. Auf ihrer Liste stand eher der Plan eines ausgewechselten Schlosses, einer geänderten Telefon- und Handynummer und ein Termin bei einem Rechtsanwalt, der Guy de Rochemont in einem Brief unmissverständlich aufforderte, jeglichen weiteren Kontakt zu seiner Mandantin zu unterlassen. Außerdem sollte Alexa so oft wie nur möglich mit Richard Saxonby ausgehen, bis sie endlich einsah, dass sie beide das perfekte Paar waren.
„Er ist einfach ideal für dich“, hatte Imogen geschwärmt und noch einmal alle Gründe aufgezählt, die für ihn sprachen.
Doch Alexa wusste, der Hauptgrund für die Freundin lag darin, dass Richard nicht Guy war. Imogen ging es vor allem darum, Guy von Alexa fernzuhalten, ihn aus ihrem Leben, ihren Gedanken und vor allem aus ihrem Herzen zu verbannen.
„Dem Himmel sei Dank, dass er sein
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