Diese Nacht gehoert der Liebe
es die Traumfrau, die ihn in den vergangenen fünf Jahren mächtig beschäftigt hatte. Das war eine Frau, deren Haut samtweich und glatt wie Rosenblüten war und nach Honig und Sahne schmeckte. Selbst an den Duft ihres Parfüms konnte er sich noch erinnern.
Was für eine seltsame Nacht das gewesen war, die er mit ihr erlebt hatte. Er hatte geglaubt, seine Exfreundin Cindy zu lieben. Cindy war immer sehr umgänglich gewesen, aber sie hatten nicht viel gemeinsam gehabt. Doch bevor er noch nach der wunderbaren Nacht aufgestanden war, hatte er sie angerufen und ihr vorgeschlagen, es erneut miteinander zu versuchen. Cindy hatte den Hörer aufgelegt, nicht ohne ihm zuvor kühl zu erklären, dass sie zwar auf der Party gewesen wäre, mit Sicherheit jedoch nicht in seinem Bett.
Er hatte bestimmt volle fünf Minuten auf den Hörer gestarrt, ehe er aufgelegt hatte. Er hatte etwas getrunken gehabt, aber bestimmt nicht so viel, dass er sich so gewaltig irren konnte.
In dem Moment war sein Blick auf das Bett gefallen, und er hatte den schwachen roten Fleck auf dem Laken bemerkt.
Lieber Himmel. Mit einem Mal war sein Mund wie ausgetrocknet. Das durfte nicht wahr sein! Er hatte mit einer Jungfrau ge schlafen. Er stöhnte innerlich bei dem Gedanken. Dann suchte er das Zimmer nach irgend etwas ab, das ihm die Identität der ge heimnisvollen Frau verraten würde.
Doch er hatte nichts finden können, was ihm etwas über die Frau verraten hätte, bis auf eine Kassette unter dem Bett, mit einem albernen Reim über irgendeinen Kuchen oder so etwas Ähnliches.
Er hatte jeden angerufen, der auf seiner Party gewesen war, selbst Freunde von Freunden.
Doch niemand konnte sich an sie erinnern. Er hatte darauf gewartet, dass sie sich meldete. Er hatte sogar eine Nummer im Hotel hinterlassen, unter der er zu erreichen war. Aber so geheimnisvoll, wie sie in sein Leben getreten war, war sie auch verschwunden.
Dafür war sie jedoch die einzige Frau gewesen, die ihn jemals tief berührt hatte. Er hatte anschließend sehr oft von dieser na menlosen, gesichtslosen Verführerin geträumt, und obwohl es jetzt lange her war, dass er einen solchen Traum gehabt hatte, hatte er seltsamerweise vergangene Nacht wieder von ihr geträumt und zwar so wie immer: Er konnte ihr Gesicht nicht sehen und konnte nicht mit ihr sprechen. Aber sie war da, um plötzlich zu verschwinden, sich aufzulösen wie Rauc h in der Luft.
Vielleicht wollte er auch nur haben, was er nicht bekommen konnte. Er seufzte und schaute Maggie zu, wie sie ihrem Sohn übers Haar strich und lachte. Eine geheimnisvolle Frau und eine, die demonstrativ auf Distanz ging.
Obwohl sie ihn vom Gegenteil überzeugen wollte, war er sicher, dass er Maggie nicht gleichgültig war. Es mochte ein Wunschgedanke bei ihm sein, aber vorhin im Büro, als er mit dem Daumen über ihre Lippen gestrichen hatte, war ihm aufgefallen, wie sich ihre Augen verdunkelt ha tten und wie sie erschauernd ausgeatmet hatte. Sie mochte es nicht gemerkt haben, aber sie hatte sich leicht vorgebeugt, als ob sie von ihm geküsst werden wollte, ja, als ob sie sogar darauf wartete.
Und er war nahe daran gewesen, verdammt nahe. Wäre Drew nicht in dem Moment aufgetaucht, hätte er es getan. Wie hätte sie wohl darauf reagiert? Hätte sie ihre verlockenden Lippen für ihn geöffnet und seinen Kuss erwidert, oder hätte sie ihm eine Ohr feige verpasst?
Das Leben war voller Risiken. Er rieb sich die Wange. Aber um herauszufinden, wie Maggie küsste, wäre er jedes Risiko eingegangen.
„Komm mit.” Drew fasste nach der Hand seiner Mutter und zog Maggie aus dem Büro.
„Nick sagt, ich kann die Reifen aufpumpen, aber wir müssen zuerst neue aufziehen. Nicht wahr, Nick?”
„Richtig, Kumpel.” Nick reichte dem Jungen ein sauberes Tuch. „Das haben wir aber im Nu geschafft.”
Begeistert wischte Drew sich die Hände an dem Lappen ab und stopfte ihn in die Gesäßtasche seiner Hose, wie er es bei Nick gesehen hatte. „Kann ich jetzt mal mit deinem Motorrad fahren?”
Nick schaute Maggie an. Ihr Gesicht hatte sich verfinstert. „Ein anderes Mal vielleicht.
Nach so einer harten Arbeit brauchen wir erst einmal Hamburger und Schokoladenshakes, damit wir wieder zu Kräften kommen. Ich lade euch ein.”
„Nick …” Maggie hob protestierend eine Hand, aber Drew sprang bereits erfreut in die Luft. Seufzend ließ sie ihre Hand sinken und schüttelte den Kopf. „Nick Santos, was um Himmels willen fange ich bloß mit dir
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