Diesen Sommer bin ich dein
werden.«
Lauren legte die
Stickerei beiseite, an der sie gearbeitet hatte, und erhob sich, um Elizabeth
und den Duke allein zu lassen.
Und dann wurde
Lauren am sechsten Tag beim Frühstück eine Karte gebracht. Er war eine
Einladung von Mrs. Merklinger, am folgenden Abend bei ihr zu speisen und
anschließend mit der Gesellschaft die Privatloge aufzusuchen, die Mr.
Merklinger in den Vauxhall Gardens bestellt hatte, wo es Tanz und Feuerwerk
gab.
Sie hatte im
Theater kaum mit den Merklingers gesprochen. Sie pflegte keine weitere
Bekanntschaft mit ihnen. Die einzige Erklärung für ihre Einladung, sich dieser
anscheinend kleinen und auserwählten Gesellschaft anzuschließen, war die, dass
Viscount Ravensberg ein weiterer Gast sein musste. Irgendwie hatte er dies
eingefädelt.
Sie hatte ihm recht
deutlich gesagt, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Sechs Tage
lang hatte es geschienen, als habe er ihre Absage akzeptiert, und sie war
erleichtert gewesen. Oh, wen versuchte sie zu täuschen? Die vergangenen sechs
Tage waren fast unerträglich langweilig gewesen, obwohl sie sich kaum von ihrem
Leben davor unterschieden. Sie musste die Einladung ablehnen. Es wäre einfach
unsinnig, auf Viscount Ravensbergs spöttische Schmeicheleien und bewusste
Versuche, sie zu schockieren, hereinzufallen. Sie waren so offensichtlich unaufrichtig.
Sie musste ablehnen. Und doch ...
Und doch sollten
die Vauxhall Gardens am Abend bezaubernd sein.
Und sie war
neugierig zu erfahren, wie er mit ihr weiter umgehen würde, jetzt, wo sie ihm
sehr deutlich gemacht hatte, dass sie für seine Schmeicheleien unempfänglich
war.
Und Tante Sadie,
Wilma und Lord Sutton missbilligten ihn so sehr. Das war in sich beinahe eine
Empfehlung, dachte sie und bekam ein schlechtes Gewissen.
Und Elizabeths
Niederkunft wäre nun bald vorüber, und Lauren müsste ... nun, das Leben
aufnehmen, von dem sie gemeint hatte, das sie es sich wünschte.
Und Lily war guter
Hoffnung. Neville war ein verheirateter Mann und bald Vater.
»Was soll ich tun?«
Sie zeigte Elizabeth die Einladung, die sie durchlas und ihr zurückgab.
»Du nimmst also an,
Lord Ravensberg wird Teil der Gesellschaft sein?«
»Ja.«
Elizabeth blickte
sie freundlich an. »Was möchtest du denn tun?«
»Er ist ein
verrufener Lebemann«, sagte Lauren. »Warum schürt er den Klatsch, indem er in
der Serpentine schwimmt und darüber lacht, wenn er ertappt und gescholten wird?«
»Er ist auch ein
bemerkenswert anziehender junger Mann«, sagte Elizabeth. »Anziehend für dich,
Lauren. Was wünschst du dir? Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Ist
deine Missbilligung Viscount Ravensbergs stärker als seine Anziehungskraft? Das
ist die eigentliche Frage, die einer Antwort bedarf.«
»Ich fühle mich
nicht von ihm angezogen«, protestierte Lauren.
»Dann schadet es
gewiss nichts, wenn du die Gelegenheit nutzt, einen Abend in Vauxhall zu
genießen. Vorausgesetzt, du fühlst dich nicht zu stark von ihm abgestoßen.«
»Ich fühle mich
nicht von ihm abgestoßen.«
Elizabeth legte die
gefaltete Serviette neben ihren Teller und erhob sich vom Tisch, wobei sie eine
Hand über ihrem prallen Bauch spreizte. »Lauren«, sagte sie, »Lyndon und ich
sind deinetwegen in Sorge. Lilys Neuigkeiten sind so bald nach deiner Ankunft
hier eingetroffen, dass du dich gewiss fragst, ob du deinen schmerzlichen
Erinnerungen jemals entkommen wirst. Nein.« Sie nahm Laurens Arm und führte sie
in Richtung des Damenzimmers. »Du brauchst es nicht zu leugnen. ich bin mir der
Tatsache vollkommen bewusst, wie eng du mit Neville verbunden warst. Aber bitte
- oh, Liebes, ich habe mir geschworen, nicht denselben Fehler zu begehen
wie Sadie und zu versuchen, dein Leben für dich zu regeln.« Sie seufzte. »Aber
ich kann nicht vollkommen widerstehen. Bitte, Lauren, denke nicht, dein Leben
oder deine Hoffnung auf ein glückliches, fruchtbares Dasein sei vorüber. Nur du
kannst wissen, was dich glücklich macht, und wenn es ein stiller Rückzug von
der Gesellschaft ist, dann werde ich dich gegen alle Sadies dieser Welt unterstützen.
Aber ... nein, ich werde definitiv nicht mehr sagen. Willst du wirklich meinen
Rat bezüglich dieser Einladung hören?«
»Nein«, antwortete
Lauren nach kurzer Überlegung. Sie lächelte kläglich. »Es war unfair von mir zu
fragen. Ich werde hingehen. Ich habe Vauxhall schon immer sehen wollen. Und ich
fühle mich von Lord Ravensberg weder angezogen noch abgestoßen, Elizabeth.
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