Diesen Sommer bin ich dein
sagte er im selben
höflichen, eiskalten Tonfall, während sie knickste. »Darf ich Euch Lady Freyja
Bedwyn, Lady Morgan mit ihrer Gouvernante, Miss Cowper, und Lord Alleyne
vorstellen?«
Ja, sie hatte Lady Freyja richtig erkannt,
begriff Lauren, während sie vor jeder Person knickste und Lord Alleyne Bedwyn
sich vor ihr verbeugte, während seine Augen genau das taten, was die Augen der
Schwester zuvor getan hatten -mit dem Unterschied, dass sein Blick Lauren
zu entkleiden schien.
»Wir sind im Auftrag meiner Mutter
gekommen. Sie bittet Euch alle, an den Geburtstagsfeierlichkeiten meiner
Großmutter teilzunehmen«, sagte Kit heiter. »Obwohl wir uns freuen würden, wenn
ihr uns auch schon vorher besuchen würdet. Morgen werden viele Familienangehörige
eintreffen, und wir haben bereits die Duchess-Witwe von Kilbourne und
Lady Muir, ihre Tochter, zu Gast.«
»Lady Redfield ist zu freundlich«, sagte
seine Gnaden. »Miss Edgeworth, nehmt Platz. Miss Cowper, sorgt dafür, dass das
Teetablett heraufgebracht wird.«
Die Gouvernante erhob sich, knickste, ohne
den Blick zu ihrem Dienstherrn zu erheben, und eilte aus dem Raum.
Lauren nahm ihren Platz an.
»Kilbourne«, sagte Lady Freyja
stirnrunzelnd, einen Zeigefinger mit einem langen Nagel am Kinn. »Das klingt bekannt.
Ah, ja! Ist die gegenwärtige Countes nicht unter eher aufsehenerregen Umständen
in Newbury erschienen, um den Earl davon anzuhalten, eine bigamistische Ehe einzugehen?«
»Gerade zum richtigen Zeitpunkt, Free,
soweit ich gehört habe«, sagte Alleyne mit lässiger Arroganz. »Die Hochzeitszeremonie
hatte begonnen. Die Braut errötete bereits.«
»Ah, ja, jetzt erinnere ich mich«, sagte
Lady Freyja – und hielt dann inne. Aber die verlassene Braut ... Doch nicht etwa
Ihr, Miss Edgeworth?« Bosheit schimmerte in ihren Augen.
»Ihr seid in der Angelegenheit ganz richtig
informiert«, sagte Lauren.
»Wie unverzeihlich rüde von mir, Euch an
eine solche Demütigung erinnert zu haben!« Lady Freyja wippte noch immer lässig
mit dem bestiefelten Fuß. »Vergebt mir!«
Genau diese Art Spott hatte Lauren
gefürchtet, als sie nach London kam. Dies war das erste Mal, dass sie
tatsächlich damit konfrontiert wurde. »Es gibt nichts zu vergeben«, sagte sie.
»Wir alle äußern uns gelegentlich zu hastig.« Sie lächelte und wandte ihre
Aufmerksamkeit dem Duke zu.
»Ich hatte Zeit, das Eichengitter in der
Eingangshalle zu bewundern, Euer Gnaden. Die Schnitzereien sind bemerkenswert
gut erhalten. Sind es die ursprünglichen?«
Eine Viertelstunde lang, fast bis zu dem
Augenblick, wo es die Sitte erlaubte, sich zurückzuziehen, führte Lauren geschickt
die Unterhaltung, lenkte sie auf unpersönliche Themen, an denen alle teilhaben
konnten, und weigerte sich, sich vom Widerwillen der Bedwyns einschüchtern oder
die frostige Atmosphäre sich auch nur um ein Grad erwärmen zu lassen.
»Reitet Ihr, Miss Edgeworth?«, fragte Lady
Freyja plötzlich, mitten in einer Diskussion über die Vorzüge und Nachteile von
Stadt- und Landleben.
»Natürlich«, sagte Lauren.
»Zur Jagd?«
»Nein, das habe ich noch nie getan.«
»Aber Ihr betrachtet Euch als vollendete
Reiterin?«
»Das kommt darauf an, was Ihr mit vollendet
meint«, erwiderte Lauren. »Natürlich kann ich ...«
»Reitet Ihr im Galopp über Land?«, fragte
Lady Freyja. »Springt Ihr lieber über Hecken, als Euch ein Tor zu suchen?
Riskiert Ihr Euren Hals um des reinen Nervenkitzels willen, Pferdefleisch
zwischen Euren Schenkeln zu spüren?«
Die Erziehung zur Lady konnte manchmal
wirklich ein Segen sein. Die Derbheit der letzten Worte hatte schockieren
sollen, und das war auch gelungen. Wie konnte Lady Freyja in Gegenwart von
Gentlemen so reden? Und ritt sie etwa wirklich im Herrensitz? Aber Lauren
verriet ihr Unbehagen nicht einmal durch das Zucken eines Augenlids.
»Nein«, erwiderte sie lächelnd. »Ich
fürchte, in diesem Sinne bin ich absolut keine vollendete Reiterin.«
»Könnt Ihr schwimmen?«
»Nein.« Dies war nicht der richtige
Zeitpunkt, sich der Tatsache zu rühmen, dass sie sich auf dem Rücken treiben
lassen konnte.
»Oder Cricket spielen?«
Ein Männersport? »Nein.«
»Oder schießen?«
Grundgütiger! »Wirklich nicht.«
»Oder fischen?«
»Ich habe es noch nie versucht.«
»Oder Billard spielen?«
»Nein.«
»Und womit verbringt Ihr Eure Zeit, Miss
Edgeworth?«, fragte Freyja, offene Verachtung sowohl in der Stimme als auch im
Blick, da es ihr gelungen war, Lauren als
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