Diesen Sommer bin ich dein
können. Seit ich nach Hause gekommen bin, habe ich die Hütte mit dem wenigen
Notwendigen ausgestattet, und manchmal gehe ich nachts dorthin. Es beruhigt
mich. Manchmal schlafe ich auch dort.«
»Ah.« Sie wünschte,
sie hätte nicht so übereilt gehandelt. »Also willst du wirklich allein sein. Es
tut mir leid. Und du brauchst nicht mit mir zum Haus zurückzugehen, Kit. Das
brauchst du wirklich nicht. Gute Nacht. Ich sehe dich morgen früh. Werden wir -
werden wir schwimmen gehen?«
Er antwortete nicht
sofort. Sie fühlte sich unbeholfen und fast gedemütigt. Sie wollte hastig fortlaufen.
Aber seine Stimme hielt sie zurück.
»Ich würde mich
freuen, wenn du mit mir kommst, Lauren.«
»Wirklich?« Sie
schaute zu ihm zurück. »Du musst das nicht sagen, nur um höflich zu sein, Kit.
Ich will mich nicht aufdrängen.«
Aber er lächelte
ihr zu und wirkte ganz er selbst.
»Wirklich.«
Sie trat neben ihn,
ihr Tuch umfassend. Er bot ihr nicht seinen Arm.
»Welche Sorgen
halten dich vom Schlafen ab?«, fragte er sie.
Sie schüttelte den
Kopf. »ich weiß es nicht.«
»Was letztes Jahr
geschah?«
Sie schüttelte
erneut den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
»Welche Masken wir
doch tragen. Niemand, der die wunderschöne und würdevolle Miss Lauren Edgeworth
vor zwei Monaten in Lady Mannerings Ballsaal gesehen hätte, würde vermuten,
dass sie ein gebrochenes Herz hat. Es tut mir leid, dass ich nicht das
Feingefühl besaß, es zu erkennen oder auch nur zu vermuten. Es tut mir so sehr
leid, Lauren.«
»Es war eher mein
Leben, das zerbrochen ist, als mein Herz«, sagte sie. »Aber rückblickend bin
ich mir nicht sicher ...«
»Wessen?«
Sie spazierten über
die klassizistische Brücke. Sie konnte das Wasser rauschen hören.
»Ich bin mir nicht
sicher, ob es wirklich das Desaster war, für das ich es damals hielt«, sagte
sie. »Ich war damals nur ein halber Mensch. Bitte mich nicht, das zu erklären,
Kit. Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt selbst genau weiß, was ich
meine. Das Leben war von einem festen Regelwerk bestimmt, das ihm ein Muster
verlieh. Aber das ist nicht das wahre Leben, oder? irgendwann muss mir diese
Tatsache bewusst geworden sein. Das Leben hätte nicht bis zum Ende in dieser
vollkommenen Ruhe verlaufen können.« Vielleicht passten Ruhe und Vollkommenheit
ohnehin nicht zusammen, obwohl sie es immer geglaubt hatte.
Er blickte sie
seltsam an, aber dann schwiegen sie. Bald nachdem sie die Brücke überquert
hatten, erreichten sie den Wald, und er nahm ihren Arm und bog vom Fahrweg ab.
Es war sehr dunkel zwischen den Bäumen. Sie wäre vollkommen verloren und sehr
ängstlich gewesen, wenn er nicht sicher ausgeschritten wäre. Nun musste sie nur
auf ihn vertrauen - was bemerkenswert einfach war. Sie glaubte, dass sie
sich bei ihm stets vollkommen sicher fühlen würde, selbst wenn ihnen eine
hungrige wilde Bestie entgegenträte. Sie lächelte bei dem Gedanken in sich
hinein.
Sie hatte keine
Ahnung, wie er die Hütte in der dichten Dunkelheit fand, aber er fand sie. Er
tastete oben auf dem Fenstersturz entlang, brachte einen Schlüssel zum Vorschein
und drehte ihn im
Schloss. Er ließ Lauren auf der Schwelle zurück und ging hinein. Kurz darauf
erwachte das schwache Licht einer Lampe zum Leben, und sie betrat die kleine
Holzhütte und schloss die Tür. Er lag auf den Knien, um das Feuer zu entzünden,
das in dem kleinen Kamin aufgeschichtet war.
Das Innere der
Hütte war bemerkenswert gemütlich. Es gab ein niedriges, mit Decken belegtes
Bett, einen alten Holzschaukelstuhl und einen grob gezimmerten Holztisch mit
einem einzelnen, darunter geschobenen Stuhl. Zwei Bücher lagen auf dem Tisch,
und die Lampe stand dort. Abgesehen von diesen Dingen und einer Binsenmatte,
war die Hütte leer.
»Nimm den
Schaukelstuhl«, sagte Kit. Er hatte die oberste Decke vom Bett gezogen und
breitete sie über das blanke Holz.
»Danke.« Sie setzte
sich, und der Stuhl schaukelte sanft.
Kit setzte sich auf
die Bettkante, die Arme über den gespreizten Knien verschränkt, die Hände
dazwischen herabbaumelnd. Es war eine ungezwungene, entspannte Haltung. Lauren
lächelte ihm zu, lehnte sich entspannt im Schaukelstuhl zurück und schloss die
Augen. Es war keine kalte Nacht, aber die Wärme des Feuers tat dennoch gut. Sie
lauschte dem Knistern des Anmachholzes.
»Warum kannst du
nicht schlafen?«, fragte sie.
»Schlaflosigkeit
ist vermutlich eine Abwehr gegen Alpträume«, erklärte er, »wenn auch
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