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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Entschluss, vor dem Shelthreth zur Akademie zu gehen, geführt hatten. An Dizheis Seufzer, Thriss’ heimliche Tränen, Anichents Rückzug ins Observatorium. Es war schon schwer, einem von ihnen gerecht zu werden – allen vieren war ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen, Thirishar.« Keren öffnete ihren Umhang, löste den Knoten an ihrer Bluse und streifte sich den Stoff von der Schulter. Dann drehte sie sich um. Über ihrem Schulterblatt erkannte Shar drei dunkle Narben auf der graubraunen Haut. »Ich hatte die Wasser seit fünf Jahren verlassen, als sie mich packten, mich bäuchlings auf ein Brett banden und mir diese Markierung mit einem Operationslaser in den Leib brannten. Um keinen Zweifel an ihrer Bedeutung zu lassen, spritzten sie schwarze Farbe in die Wunden. Jeder weibliche Wanderer ist derart gezeichnet. So stellen die Hausstämmigen sicher, dass wir erkennbar sind. Damit wir sie nicht täuschen und sie keine fruchtbare Wanderin zur Gefährtin nehmen.« Damit schloss sie die Bluse wieder und knüpfte ihren Umhang zu. »Verstehen Sie, Shar? Meine Optionen die Ausrichtung meines Lebens betreffend sind limitiert. Könnte ich je tun, was Sie machen? Das Universum erforschen? Meine Welt verlassen und anderswo ein neues Leben beginnen? Wohl kaum. Ich darf mir nicht einmal einen Gefährten nehmen. Zumindest nicht richtig.« Sie deutete auf einen moosbedeckten Felsen, der in der Ferne aus der Brandung ragte. Morgendlicher Nebel umgab ihn. »In der Nähe dieser Felsformationen befindet sich der Eingang zu einer Reihe von Höhlen. Sie sind nur auf dem Wasserweg zu erreichen. Das halbe Jahr über stehen sie unter Wasser, wenn die Schneeschmelze über den Pyoyong-Fluss von den Bergen kommt. Aber seit Jahrhunderten dienen diese Höhlen den Wanderern als Laichstätte.«
    »Ich dachte …«
    »Ja, männliche Wanderer werden als Jungwesen sterilisiert, aber bei weiblichen ginge dies mit dauerhaften körperlichen Schäden einher, und da uns zu viele Hausstämmige als Dienerinnen wollen, können sie nicht riskieren, uns zu töten. Von klein auf zwingt man uns, Hormone zu uns zu nehmen, die die Entwicklung unserer Fortpflanzungsorgane hemmen sollen. Manchmal wirken sie jedoch nicht, etwa in meinem Fall, und dann müssen wir im Erwachsenenalter ein Mal pro Woche Injektionen ertragen. Doch manche meiner Schwestern widersetzen sich dem Gebot und schleichen sich fort, um sich mit Hausstämmigen zu paaren.«
    »Was auch nicht legal ist«, bemerkte Shar. »Das Verbot, Kasten zu kreuzen, ist so alt wie Ihre Geschichtsschreibung.«
    »Stimmt. Bricht ein Hausstämmiger diese Regel, wird er hingerichtet. Manche Paare sind aber willens, das zu riskieren. Sie können keine offizielle Verbindung eingehen, also tun sie das Einzige, was ihnen bleibt.«
    Shar atmete tief aus. »Das verstehe ich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wie anstrengend es für Ihre Schwestern sein muss, mit ihren Geliebten zusammen zu sein. Denen, die sie sich erwählt haben.« Er dachte an seine Zeit des Wissens, als ihm die Identität seiner Bündnispartner offenbart wurde. Das war gleichzeitig erschreckend und aufregend gewesen. Was, wenn jemand darunter war, den er hasste? Oder jemand Einfältiges, Dummes? Rückblickend betrachtet waren allein seine damaligen Ängste dumm.
    »Ah, Ensign ch’Thane hat eine Gefährtin im Alpha-Quadranten«, neckte Keren ihn. »Erzählen Sie mir davon, während wir gehen.« Sie zog ihn weiter, und gemeinsam erklommen sie den Hang.
    »Es ist eine lange Geschichte. Normalerweise teilen wir sie nicht mit Vertretern anderer Völker.«
    »Und doch scheinen Sie einer offenen Gesellschaft zu entstammen«, sagte Keren.
    »Schon, aber mein Volk stellt selbst innerhalb der Föderation einen Sonderfall dar. Unsere Physiologie und unsere strengen sozialen Bräuche bestimmen, dass wir in Fragen des Familienlebens unter uns bleiben.«
    »Ich hörte Ensign Juarez den Begriff Familie benutzen. Ist das ein Haus?«
    »Eine kleinere Einheit, in der Erwachsene meist mit ihnen verwandte Junge aufziehen. Dort, wo ich herkomme, tragen die meisten Humanoiden ihre Nachfahren in sich, bis diese in der Lage sind, halbwegs selbstständig zu leben. Von daher ist die Identität der Eltern nur selten ungeklärt. Im Gegensatz zu den Yrythny können sich diese Kinder ohne Eltern nicht richtig entwickeln.«
    »Als würde ich nach meinem Jahr in den Wassern zu den Gefährten zurückkehren, die mich legten«, stellte Keren klar.
    »Ganz

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