Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
Vom Netzwerk:
genau.« Für einen kurzen Moment fragte sich Shar, ob es nicht einfacher war, wie die Yrythny in einer großen Gruppe aufzuwachsen, anstatt an bestimmte Elternteile gebunden zu sein. Andererseits: So schwer seine Zhavey auch zufriedenzustellen war, mochte er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen.
    »Wie ist Ihre Familie so, Thirishar?«
    Seit seinem ersten Abend in Luthia hatte Keren ihm ihr ganzes Leben offengelegt: den Untergrund, ihre Karriere. Sie zeigte ihm die intimsten Fäden, die ihre Kultur zusammenhielten. Es war nur fair, wenn er sich ähnlich verhielt. Shar atmete tief ein. »Auf meiner Welt haben wir keine Paare. Wir leben zu viert. Ich habe drei Bündnispartner.«
    »Drei?« Keren wirkte überrascht.
    »Shathrissía, Thavanichent und Vindizhei«, sagte er und sah sie fast vor sich. »Ihr Geschlecht wird von zwei Chromosomen bestimmt, unseres von vieren. Wir haben vier Geschlechter. Da es den meisten zweigeschlechtlichen Rassen schwerfällt, uns geschlechtsspezifisch auseinanderzuhalten, lassen wir uns schlicht mit ‚er‘ oder ‚sie‘ bezeichnen. Das ist einfacher, als stets zu erklären, warum diese Pronomen zu vereinfacht sind.«
    »Und wie bezeichnet man Sie korrekt?«
    Shar lächelte und nannte die andorianischen Begriffe, wobei er den verwirrten Ausdruck auf Kerens Gesicht genoss.
    »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber stört es Sie, wenn ich Sie weiterhin als einen ‚Er‘ betrachte?«, fragte Keren aufrichtig. »Wie Jeshoh einer ist?«
    »Ich bin schon so lange weg von Andor, dass ich kaum noch darüber nachdenke. Manchmal denke ich sogar von mir selbst als ein ‚Er‘.«
    »Ich weiß nicht, was härter ist: keine Eltern zu haben – wie wir Yrythny – oder gleich vier.«
    Shar empfand ähnlich, doch dies war ein Gespräch für eine spätere Gelegenheit. »In meinem Volk ist die Zeugung von Nachkommen komplexer als die Befruchtung von vom Weibchen gelegter Eier durch den Mann.«
    Keren sah ihn nachdenklich an. »Kann ich mir vorstellen. Erzählen Sie’s mir? Wir haben noch einiges an Weg vor uns.«
    Sie hatten ein gutes Stück Strecke zurückgelegt. Shar musste sich eingestehen, dass das Wandern leichter fiel, wenn man sich unterhielt. Warum also nicht? »In der jüngeren Vergangenheit wurde mein Volk Opfer einer grauenvollen biologischen Katastrophe, die zu Chromosomenmutationen führte. Viele Zhaveys hatten Fehlgeburten, viele Kinder kamen mit Fortpflanzungsbehinderungen zur Welt. Kurz gesagt stellten wir fest, dass unsere Neugeborenen im Erwachsenenalter lediglich fünf Jahre lang fruchtbar sein würden. Unsere Wissenschaftler starteten eine umfassende Genkartierung. Die genetische Entwicklung jeder einzelnen Familie wurde untersucht, archiviert und in eine Datenbank eingegeben. Die Wissenschaftler wollten so den genetischen Wandel isolieren. Sie wollten erkennen, wann genau die Mutationen stattgefunden hatten, und retten, was zu retten war.«
    »Ich verstehe, warum Sie der Wendepunkt des Anderen so fasziniert«, sagte sie.
    Shar nickte. »Vielleicht kann der genetische Eingriff, der die Entwicklung der Yrythny förderte, auch irgendwie zur Lösung der andorianischen Chromosomenprobleme führen.«
    Keren griff das Thema der Genkartierung auf und löcherte ihn mit Fragen. Je mehr Shar mit ihr sprach, desto mehr hoffte er, am Ende dieser Reise den Schlüssel zur Rettung der Yrythny zu finden. Instinktiv glaubte er, ihn in den eleganten yrythnyschen Helices aus Desoxyribonukleinsäure zu finden. Doch seinem eigenen Volk hatte die Genkartierung bisher nichts gebracht. Dies erklärte er Keren.
    »Trotz der Bemühungen unserer Wissenschaftler, genetische Schwächen auszumerzen, beziehungsweise zu korrigieren, blieben unsere Fortpflanzungsprobleme bestehen«, fuhr er fort. »Die Bevölkerungszahl sank und sank. Also versuchte man einen anderen Ansatz: Statt die Lösung mittels Gentechnik zu finden, nutzten die Wissenschaftler ihre Datenbank, um die erfolgversprechendsten Sexualpartner miteinander zu verbinden. Bereits bei meiner Geburt wurden die drei Bündnispartner ermittelt, die mit meinem Genprofil am kompatibelsten sind.«
    Keren schnalzte mit der Zunge, ein Zeichen ihrer Überraschung. »Haben Sie Ihre Gefährten nicht selbst gewählt?«
    Shar schüttelte den Kopf. »Ist eine solche Zuordnung gefunden, konzentrieren wir uns darauf, dem betreffenden Kind ein stabiles Umfeld zu geben, in dem es gemeinsam mit seinen Bündnispartnern ungestört aufwachsen kann. Ohne von unserer

Weitere Kostenlose Bücher