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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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freiwillig? Nein? Dann halten Sie verdammt nochmal den Mund!« Damit schob sie ihn zur Seite und eilte zum Turbolift. Kurz davor drehte sie sich um. »Eins noch, Quark. Sollte ich je erfahren, dass Jakes Schicksal auf Ihre Unachtsamkeit zurückgeht, wird kein Loch tief oder dunkel genug sein, als dass sie sich in ihm vor mir verstecken könnten. Ist das klar?«
    Quark schluckte. »Glasklar, Colonel«, murmelte er.
    Seit Thriss aus dem Stationsgefängnis entlassen war, ging das Leben wieder seinen gewohnten Gang, und das freute Dizhei. Thriss schien den Empfang genossen zu haben, auch wenn sie die Botschaft der toten Künstlerin zu Tränen gerührt hatte. Am Tag darauf nahm sie ihre Mahlzeiten wieder mit Dizhei und Anichent ein, was sie seit Wochen vermieden hatte. Sie schickte mehrere Bewerbungen an medizinische Einrichtungen und schlief sogar wieder im gesunden Rahmen – nicht zu kurz und nicht zu lang.
    Als die Frühaufsteherin Dizhei am zweiten Tag nach dem Empfang erwachte, fand sie Thriss bereits beim Frühstück vor. Ein Gespräch mit Counselor Matthias stehe an. Oh, hoffentlich haben wir das Schlimmste hinter uns , dachte Dizhei. Zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch von Andor fühlte sie sich von Hoffnung getragen.
    Ihre gute Laune schien ihren Schritt zu beschleunigen, denn als die beiden Andorianerinnen im Kern der Station ankamen, war es noch zu früh für Thriss’ Termin. Dizhei führte ihre Partnerin kurzerhand aus dem Gedränge der Passanten und in einen nahezu leeren Reparaturkorridor. Seit ihrer Verhaftung hatten sie kaum Zeit allein verbracht, und es wurde Zeit für ein Gespräch unter Frauen.
    »Und du kommst sicher allein zurecht?«, fragte sie und drückte Thriss’ Hände fest. »Ich kann meine Arbeit auch verschieben. Die Klassenzimmer laufen nicht weg.«
    Thriss schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen. Nach meinem Termin beim Counselor will ich shoppen gehen. Als wir im Replimat aßen, fiel mir ein neues Kal-toh -Spiel ins Auge, das Anichent gefallen dürfte. Er kann es sogar allein spielen. Du und ich sind nicht gerade versiert im Schach. Er soll wissen, wie sehr ich es bedauere, ihm wehgetan zu haben.«
    Dizhei sah sich nach allen Seiten um. Waren sie auch wirklich allein? Dann seufzte sie und lehnte sich an die Schulter ihrer Partnerin. »Das weiß er, zh’yi . Trotz der Anspannung, die seit unserer Ankunft auf der Station zwischen uns herrscht, liebt er dich inniglich. Und ich glaube, ihm geholfen zu haben, zu erkennen, dass du auch ihn liebst.«
    »Oh, sehr. Es tut mir leid, falls du dir vorkommst, als stündest du außen vor. Du kannst deine Sorgen um Thirishar nur besser beherrschen als wir. Es fällt leichter, seinen Frust an verletzbareren Opfern auszulassen. Und Anichent meint ja sowieso stets, er hätte recht …« Thriss lächelte und lehnte sich rücklings an eine Wand. »Erinnerst du dich, wie er in sh’Dasaths Unterricht behauptete, einen Lehrsatz besser beweisen zu können als sh’Dasath selbst? Ihn kümmerte nicht, dass sh’Dasath unzählige Artikel darüber veröffentlicht hatte. Anichent hat seinen eigenen Kopf.«
    »Shar, du und Anichent … Ein Wunder, dass wir vier uns überhaupt mal einig sind.« Die Berührung von Thriss’ schlanken Fingern an Dizheis Handgelenk vertrieb mehr Sorgen als es Worte je vermochten.
    »Du weißt, dass ich dich genauso liebe wie Anichent, oder?«
    »Nur Shar liebst du mehr.«
    Thriss, die gerade eine Locke ihres Haars zwischen den Fingern drehte, lief dunkelblau an. » Sh’za …«
    »Ist schon in Ordnung, Shathrissía. Ich verstehe es«, versicherte Dizhei ihr. »Ehrlich gesagt, respektiere ich es vielmehr.« Zumindest hoffte sie das. Was da zwischen Thriss und Shar war, missfiel ihr, weil es außerhalb der Bündnisgruppe existierte, doch sie bemühte sich darum, es zu verstehen. Schließlich konnte man nur bekämpfen, was man begriff, oder? Um ihr Bündnis zu stärken, musste sie mit den Gegebenheiten arbeiten, ob sie ihr gefielen oder nicht. Das Bündnis kam an erster Stelle. Immer.
    Seit sie ein Kind war, genoss Dizhei es, zum seltensten Teil ihrer gesamten Spezies zu zählen. Jeglicher Nachwuchs stammte von ihrem Geschlecht ab. Ihre Rolle als künftige Mutter hatte ihr eine Karriere in der Fürsorge für und Ausbildung von Kindern ermöglicht. Ihr ganzes Sein, ihr Selbstverständnis fußte auf dem tiefen Verlangen, ein Elternteil zu werden, Teil eines Bündnisses zu sein, das neues Leben erschuf. Schon früh hatte sie begriffen,

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