Dieser graue Geist
diese hünenhaften, robusten Bauern in kleinen unterirdischen Laboratorien, die eigentlich als Gemüselager dienten, über Zellscanner beugten.
Neben einem Aktenschrank nahm er Platz und öffnete eine Schublade. Darin befanden sich Dutzende sorgfältig beschrifteter Behälter, hinter deren durchsichtigen Deckeln er Datenchips ausmachte. In einer zweiten Lade bot sich ihm das gleiche Bild. »Sind das Ihre Aufzeichnungen?«, fragte er.
Kremoroh nickte. »Die da sind Jahrhunderte alt. Jeder Wanderer, den es nach Hebshu verschlägt, wird kartiert.«
»Kartiert?«, wiederholte Shar, um eine Bestätigung seines Verdachts zu erhalten.
»Genkartierung.«
Eine Miniaturversion der andorianischen Gendatenbank. Shar war beeindruckt. Ohne entsprechende Ausbildung und Hilfe hatten die hiesigen Wissenschaftler ein anspruchsvolles Forschungsfeld gemeistert. Er blickte sich um und stellte sich vor, wie sie vorgegangen sein mussten: mit mangelhaften Geräten, die kaum zueinander passten. Alles hier drinnen sah aus, als sei es aus dem zusammengebastelt worden, was gerade verfügbar gewesen war – Zeugnis einer bewundernswerten Kreativität.
»Die eigentliche Absicht bestand darin, die Hauszugehörigkeit der Wanderer festzustellen und den Hausstämmigen zu beweisen, dass Wanderer gar nicht wandern«, erläuterte Kremoroh. »Dass es diverse Gründe gibt, aus denen ein Schlüpfling vom Kurs abkommt: Stürme, Raubtiere, Strömungen …«
Etwas Ähnliches habe ich gestern zu Dax gesagt. Der Gedanke ließ Shar zu Keren sehen, die still lächelte. Sie wusste, warum sie mich hierherbrachte. All das ist Teil ihres Plans. Also ehrlich: Da beobachte ich jahrelang die Mechanismen des Föderationsrats und bin trotzdem noch so leichtgläubig … Shar wandte sich wieder Kremoroh zu. »Da Sie noch hier sind und Keren Mitglied der Unteren Versammlung ist, nehme ich an, dass Ihnen bisher keine bedeutsamen Ergebnisse vorliegen.«
»Zunächst mussten wir herausfinden, welche Chromosomenteile welche Arbeit verrichteten. Ohne die Rechenstärke Luthias und die richtigen Scanner war das zumeist ein Schuss ins Blaue. Was gäbe ich nur für einen anständigen Computer!«
Die brauchen mehr als nur Werkzeuge … In Shars Hirn nahm langsam eine Idee Form an, doch bevor er sie in Worte fassen konnte, brauchte er weitere Informationen. »Wer dient Ihnen als Vergleichsgruppe? Die Hausstämmigen?«
»Unser zweites großes Problem. Nicht viele Hausstämmige möchten Teil einer Genstudie der Wanderer sein. Wir können unsere DNA mit der anderer Wanderer vergleichen, aber im Falle der Hausstämmigen haben wir weit weniger Material zur Verfügung. Wir besitzen Werte von welchen, die einst auf unserer Halbinsel lebten, aber die reichen nicht für Schlussfolgerungen.«
Als er sich im Raum umsah, fiel Shar auf, dass hinter manchen der Aktenschränke zwei oder drei weitere standen, Schublade für Schublade voller Datenspeicher. Diese forschenden Bauern mussten Tausende Proben gesammelt haben. »Ich nehme an, dies ist Ihr Hauptlager.«
»Nein. Wir haben hier überall Labors dieser Art. Das erleichtert uns die unauffällige Arbeit.«
»Und all Ihre Daten sind in einer einzigen Datenbank gesammelt?«, fragte Shar hoffnungsvoll.
»Sie werden lachen: Genau das war unser Projekt für den vergangenen Winter.«
Keren schaute auf. »Wäre es möglich …«
»Die Sagan . Sie hat genug Rechenstärke, um …«
»Und die Proben der Hausstämmigen?«
»Wie wär’s mit medizinischen Unterlagen? Oder wir machen Abstriche von ihren Trinkgläsern. …«
»Heute Abend! Beim Essen!« Sie sprang auf, klatschte in die Hände.
Kremoroh kratzte sich am Kopf. »Entschuldigung, aber mir scheint, ich habe da etwas verpasst.«
Keren strahlte ihn an. »Am besten überlegen Sie sich ein neues Projekt für den kommenden Winter. Denn wenn Shar gelingt, was ich vermute, werden Ihre Aufzeichnungen hier einiges verändern – zu unser aller Wohl!«
Die Datenbank befand sich auf einem anderen Hof, lag quasi auf dem Weg zurück zur Sagan . Die meisten Chips passten in Kerens Rucksack. Shar wollte die Zeit für den Rückweg bestmöglich nutzen und begann bereits, das weitere Vorgehen zu planen. Keren würde schon aufpassen, dass er nicht gegen Bäume rannte. Er nahm seinen Trikorder und begann, die Parameter der Statistik zu berechnen.
»Ensign ch’Thane!«
Als er sich umdrehte, sah er Kremoroh auf sich zueilen, ein Jungwesen im Schlepptau. Aber nicht irgendein Jungwesen. Das war eines
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