Dieser graue Geist
mir glauben, wenn ich Ihnen da zustimme?«
Sie sah ihm tief in die Augen, suchte nach Anzeichen von Ehrlichkeit. Jeshoh überragte sie körperlich. Wenn er sie wirklich aufhalten wollte, würde es ihm keine Mühe bereiten. Doch er rührte sich nicht, sondern ließ ihre Skepsis über sich ergehen.
»Dann helfen Sie mir«, sagte sie leise.
Aus dem Geklopfe der ausgesperrten Soldaten waren Tritte geworden, und diese Tritte führten mittlerweile zu Dellen in der Tür.
Jeshoh nickte und streifte Ezri die Rettungstaschen von der Schulter. »Auf dem nächsthöheren Deck befinden sich vier Rettungsboote. Wir erreichen es durch die linke Tür. Wenn wir uns beeilen, merken die Soldaten zu spät, was wir vorhaben.«
Die andere Tür flog auf, und Ensign Juarez’ Kopf erschien im Durchgang. Vier hausstämmige Versammlungsmitglieder folgten ihm. Candlewood und McCallum bildeten die Nachhut. Als er Jeshoh und Ezri sah, seufzte Juarez erleichtert.
Gutes Timing , dachte Ezri.
»Alles in Ordnung, Lieutenant?«, fragte er und trat vorsichtig näher.
Ezri umriss knapp die Rettungsmission. »Ich schätze, die Soldaten werden sich nicht darüber freuen, aber das stört mich nicht. Haben Sie Ihr Medikit noch? Gut, Sie werden es brauchen. Nehmen Sie auch diese dort mit.« Sie deutete auf einige yrythnysche Arzneikästen, die neben dem Pfleger lagen. Dann schob sie mehrere Decken in ihre Tasche und warf auch McCallum und Candlewood welche zu. Die Yrythny mochten ans Wasser gewöhnt sein, doch mit der Sonne sank auch dessen Temperatur. Unter Schock stehende Überlebende waren anfällig für Unterkühlung.
Jeshoh, der sich um die anderen Yrythny gekümmert hatte, sagte: »Sie sind gewillt, das andere Rettungsboot zu steuern. Ich kann die anderen unter Deck befindlichen Komiteemitglieder überzeugen, den Kommandanten und seine Männer aufzuhalten, bis wir im Wasser sind.«
Ezri nickte zufrieden. »Sieht aus, als hätten wir ein Rettungs-team.«
Das Surren des Computers, das Brummen der Impulstriebwerke und das Blinken der Lichter vor ihm suggerierten Bewegung. Shar fand das angenehm. Immer mal wieder, wenn sein Kopf vor lauter Sorgen und Zwängen zu platzen drohte, fand er Entspannung im Steuern eines Raumschiffes. Die Routine dieser Aufgabe half ihm dabei, der Ängste Herr zu werden, die ihn mitunter überkamen. Raumschiffe folgten meist einfachen Mustern – einer vorhersehbaren Routine, die Shar beruhigte, wann immer sich die Welt um ihn herum zu fügen weigerte.
Die Quarantänezone von Tin-Mal befand sich in der anderen Hemisphäre, doch sobald Shar die Koordinaten eingegeben und die Wetterverhältnisse überprüft hatte – östlich von Ezris Aufenthaltsort warteten Stürme –, brauchte die Sagan nur zwanzig Minuten. Die Planetenkrümmung sowie ein Tin-Mal umgebendes Kraftfeld machten es Shar unmöglich, Ezri schon beim Start an Bord zu beamen.
Während des Fluges wechselten er und Keren nur wenige Worte, und Shar war dankbar für die Ruhe. Irgendetwas sagte ihm, dass Lieutenant Dax ihn schon bald mit Worten überschütten würde.
Ein Signal an seiner Konsole wies darauf hin, dass sich die Sagan ihrem Aufenthaltsort näherte.
» Sagan an Lieutenant Dax. Wir befinden uns in Transporterreichweite.«
Das Komm-System rauschte vor Statik. »Verstanden, Sagan . Bereiten Sie sich darauf vor, verwundete Yrythny an Bord zu nehmen.« Shar blinzelte. Die Sagan war zu klein, um vielen Verletzten Raum zu bieten. Dax musste das wissen.
»Noch hundert Kilometer, Sir. Wir kommen gerade durch die Wolkendecke. Ich habe Sie auf dem Schirm in fünf, vier, drei, zwei … Da sind Sie.« Der Monitor auf Shars Konsole erwachte zum Leben, doch dichter Rauch und die Dämmerung erschwerten dem Andorianer die Sicht. »Computer, Bildausschnitt vergrößern. Aktiviere die Scheinwerfer.« Shar ließ die Lichter über den Ozean gleiten, bis er ein Dock fand, auf dem kleine schwarze Gestalten zu stehen schienen. Ihm war, als sähe er Ezri winken. Mehrere Marineboote mittlerer Größe, dicht beladen mit Yrythny, entfernten sich vom Ort der Katastrophe. »Keren, in der Steuerbord-Passagierbank befinden sich medizinische Notfallkästen. Nehmen Sie sie bitte.« Was war dort unten geschehen?
Wolken aus Asche hingen im Wind. Ezri hustete und hielt sich den Arm vor den Mund. Ihre Uniform stank vom Rauch und war feucht vom Yrynthy-Blut. Der Verwundete, dessen Kopf in ihrem Schoß ruhte, bewegte sich seit einigen Minuten nicht mehr, und sie hoffte, die Sagan
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