Dieser graue Geist
-Räder … Aus mehr als einem Dutzend kaputter Weinflaschen war vergorener Fruchtsaft auf den Boden geflossen. Barfuß hier hindurchzustolzieren kam einem Gang durch ein Minenfeld gleich. Es musste doch etwas … Plötzlich kam ihr ein Gedanke.
»Hey, Treir! Sind Sie hier irgendwo?« Ro sah sich um, suchte nach weiteren unangenehmen Überraschungen – und fand Quark, dessen Kopf mit einem Mal über den Tresen lugte.
»Nicht mal ein ‚Hallo Quark, ich war besorgt um dich?‘ Wir hatten hier den reinsten Kernbruch, und du bist völlig unbekümmert?« Er schnalzte mit der Zunge. »Zwischen dir und Treir läuft doch nichts, wovon ich wissen sollte, oder?«, fragte er eine Spur zu nonchalant.
»Sei still, Quark. Ich brauche Schuhe.«
»Jetzt, da du es sagst … Dein Outfit ist heute Abend wirklich ein wenig knapp. Ich habe bestimmt noch was im Lager. Kommt sofort.« Damit verschwand er und kehrte kurz darauf wieder. Ein Paar strahlend blauer Stöckelschuhe baumelte von seinem Ring- und Zeigefinger.
Ro widerstand dem Drang, ihn zu zwingen, diese podologische Grausamkeit selbst anzuziehen. »Das ist nicht dein Ernst«, schnaubte sie stattdessen.
»Ehrlich, Laren, dein Geschmack ist so provinziell …« Damit zog er ein Paar flacher Sandalen hinter dem Rücken hervor und ließ sie auf den Tresen plumpsen. »Besser?«
Sie setzte sich auf einen Barhocker und schlüpfte hinein. »Willst du mir erzählen, was hier vorgefallen ist?«, fragte sie und wischte mit dem Ellbogen Matza -Krümel von der Theke. Sie brauchte den Platz zum Arbeiten.
»Frag fünf Leute, wer damit anfing, und du bekommst fünf verschiedene Antworten«, sagte Quark düster. Dann nahm er ein Handtuch und wischte Abfälle in einen Mülleimer, den er im Replikator leerte. »Ich weiß nur, dass es den Bajoranern und Cardassianern misslang, friedlich miteinander zu spielen. Also ehrlich, muss man Quantenphysiker sein, bis ihr einem glaubt, dass das böse Blut zwischen euch und den Cardassianern nur zur Katastrophe führen kann?«
Ro legte ein Padd auf die sauberste Stelle des Tresens und machte sich erste Notizen. »Gibt es – abgesehen von deiner so vortrefflichen Analyse der bajoranisch-cardassianischen Beziehungen – sonst noch was? Vielleicht einen Hinweis, mit dessen Hilfe wir einige dieser Hitzköpfe zur Rechenschaft ziehen und verhaften können?«
»Spontan wüsste ich nichts, bedaure. Aber da du von Rechenschaft sprichst: Wem darf ich dieses Chaos denn nun in Rechnung stellen? Meine Schuld ist es garantiert nicht!« Quark breitete die Arme aus, als wollte er sein gesamtes Etablissement umarmen. »Ganz zu schweigen vom Umsatzverlust und der Tatsache, dass wir unmöglich bis zum Beginn der Alpha-Schicht alles aufräumen können! Ich bin empört, hörst du? Ich verlange, mit Colonel Kira und Gul Macet zu sprechen.« Weiter vor sich hin schimpfend, ging er von einem Ende des Schankraumes zum anderen und begann aufzuräumen. Jeder zerkratzte Stuhl und mit Krümeln bedeckte Tisch war ihm Beweis für die Dringlichkeit seines Anliegens.
Ro massierte sich die Schläfen. Viel Lärm, wenig Inhalt , dachte sie und hoffte, irgendwo zwischen seinen Drohungen und den Beteuerungen, dass sich bisher noch nie ein Cardassianer über »soeben erst abgelaufenen« Kanar beschwert habe, interessante Informationen zu finden. Dass Quark sich von jeder Schuld an der miesen Laune über den Tisch gezogener Cardassianer freisprach, war nun wirklich keine Überraschung!
Einige Stunden vergingen, bis Kira ein Ende der Verhaftungen, Behandlungen und Aufräumarbeiten nahen sah. Die Promenade würde nicht rechtzeitig zum Beginn des Arbeitstages öffnen, selbst der Schreindienst musste abgesagt werden. Und dann wartete noch Shakaar auf sie und ihren Bericht über den nächtlichen Vorfall. Er würde ihm nicht gefallen.
Sie war gerade in Richtung Ops aufgebrochen, da fiel ihr Macet ins Auge, der die letzten seiner verhafteten Männer in Richtung Turbolift zerrte. Kira sah ihm nach.
Als hätte er ihre Aufmerksamkeit gespürt, drehte Macet sich plötzlich um. Ihre Blicke trafen sich lang genug, um Kiras Vermutung zu bestätigen: Er war so erschöpft wie sie. Dann rief er seinen Assistenten irgendeinen Befehl zu, wandte sich ab und verschwand aus ihrem Sichtfeld.
»Sie können sich jetzt enttarnen«, sagte Kira leise.
Neben ihr wurde Taran’atar sichtbar. »Colonel?«
»Es wird nicht nötig sein, Gul Macet weiterhin zu beschatten«, teilte sie ihm mit, ohne ihre
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