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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Blickrichtung zu ändern.
    »Verstanden«, erwiderte der Jem’Hadar. »Wäre das alles?«
    Kira dachte über die Frage nach. »Was halten Sie von ihm?«
    Taran’atar zögerte. »Er ist anders als erwartet.«
    Sie nickte. »Ich weiß genau, was Sie meinen.«

KAPITEL 17

    Das Licht, das sich im Wasser spiegelte, warf träge Kringel auf die Wände aus Sandstein. Ein Stein löste sich und verschwand platschend im Nass. Als sei er ein Vorbote des Sturms, der in der Ferne tobte. Die Luft war wie aufgeladen.
    Shar hockte am Boden und ließ eine Handvoll Staub und Steinchen zwischen seinen Fingern durchrieseln. Die glatten Steine siebte er aus, den Rest warf er fort. Dann ließ er seinen Fund über die Wasseroberfläche springen. Die stupide Tätigkeit beruhigte ihn.
    »Verhaltensfragen sind nicht verhandelbar«, hatte der Direktor erklärt – geduldig und in einer Tonlage, als spräche er mit einem Idioten. »Das gilt auch für dich.«
    Shar warf einen weiteren Stein.
    Zhaveys Antennen hatten vor Wut gezittert, als sie ihn angeschrien hatte. » Tezha ist allein dem Shelthreth vorbehalten! Spiele nicht mit dem Schicksal, Thirishar!« Seine Unschuldsbeteuerungen hatte sie schlicht ignoriert.
    Nun strich er über den feuchten Sand, suchte einen neuen Stein, verdrängte den Tadel, bis die Stimmen seiner Zhavey und des Direktors im leisen Stöhnen des zunehmenden Windes untergingen. Eine Bö schüttelte Nadeln von den Bäumen und drehte Blätter um. Shar schloss seinen Mantel enger um sich. Er zitterte.
    Dann spürte er sie.
    Ohne ihre nackten Füße auf dem Kiespfad zu hören oder den schwitzigen Glanz auf ihren Armen und dem Gesicht zu sehen, wusste er plötzlich, dass sie hinter ihm stand und ihn beobachtete. Das tat sie immer, und er hasste sie dafür. Sie fand ihn sogar, wenn er auf der anderen Seite des Ganges oder lesend in einem Fenstersessel saß. Und wie stets wenn er ihre Nähe wahrnahm, wurde sein Hals trocken.
    »Was willst du hier?«, fragte er verächtlich und bemühte sich, sein wildes Herz zu beruhigen. Er wollte sie nicht ansehen. Das würde sie nur ermutigen. Es war unerhört von ihr gewesen, ihm gestern in die Berge zu folgen. Genau das hatte sie doch ins Büro des Direktors gebracht und ihnen einen Aktenvermerk eingebrockt.
    »Nette Begrüßung, Thirishar.« Sie schniefte und warf ihr Haar zurück.
    Ach, dieses Haar , dachte er genervt. Dieses lächerlich schöne Haar, weich wie Seidenfäden auf meiner Haut … »Hätte ich dich hier gewollt, hätte ich dich eingeladen. Aber das hat dich ja gestern schon nicht aufgehalten, oder? Ich hab ganz vergessen, dir dafür zu danken, dass du mich unaufgefordert bei meinem Projekt begleitet hast. Dank dir habe ich eine schlechte Note bekommen.«
    »Die Regeln besagen, dass du nicht allein gehen sollst.« Sie kam näher.
    Er rührte im Sand. »Sie sagen auch, dass man nicht allein mit einem Bündnispartner gehen darf.«
    »Ohne mich wärst du fast erfroren.«
    »Ohne dich hätte ich mich vielleicht nicht verlaufen!«
    »Ha! Und bei dir wollte ich mich entschuldigen?«
    Shar schnaubte. »Deine Entschuldigungen helfen mir auch nicht mehr, den Umweltkurs zu bestehen.« Widerwillig löste er seinen Blick vom Boden und sah sie an. Im Dämmerlicht strahlte sie nahezu, und ihr hauchdünner Rock flatterte im Wind. Sie gewährte ihm nur einen kurzen Blick in ihre grauen Augen.
    »Also gut.« Thriss verschränkte die Arme vor der Brust und sprang auf einen Felsen dicht neben der Quelle. Dann stieg sie höher. Mit tänzerischer Anmut sprang sie von Stein zu Stein, und der Wind blies ihr das leuchtende Haar ins Gesicht, bis sie den Kopf in den Nacken legte und den dunklen Himmel auslachte. Sie schloss die Augen, bog leicht den Rücken durch und breitete die Arme aus, als wollte sie den ganzen Sturm erfassen.
    Shar sah, wie sich ihr Brustkorb bei jedem Atemzug hob und senkte. Er schluckte schwer und wandte den Blick ab.
    Donner grollte, als wollte er die Ankunft des Sturms proklamieren. Schon fielen Regentropfen nieder und ließen kleine Staubwolken aufwirbeln. Die Luft war vom Geruch des Regens auf heißem Felsgestein geschwängert.
    Thriss lachte und drehte die Hände, um die Tropfen aufzufangen.
    »Komm da runter!«, forderte Shar.
    »Warum sollte ich?«
    »Weil du sonst pitschnass wirst. Ich stehe nicht dafür gerade, wenn du dir eine Zhem einfängst, klar?« Trotz des plätschernden Wassers bemühte er sich, nicht zu brüllen. Jeglicher Kontrollverlust würde die Situation

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