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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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sich die Yrythny in Rage. »…besagen Berichte, unsere Verteidigung sei durchbrochen …«
    »… Cheka senden ihre Spione …«
    »… unsere Chance, ein Exempel zu statuieren …«
    »… sage, wir töten sie sofort …«
    Shar kämpfte gegen die Übelkeit an, die die Geräusche von gegen Haut schlagenden Metalls und brechender Knochen in ihm weckten. Seine Sinne waren am Limit. Krampfhaft versuchte er, den Geruch verbrannten Fleisches zu ignorieren, den Schweiß in den Kleidern seiner Entführer, die bioelektrischen Schmerzschübe.
    Er sah sich um. Ihre Eskorte hatte einen brutalen Angriff hinter sich. Vaughn und McCallum schienen unverletzt zu sein. Als Shar zu Julian und Ezri sehen wollte, schlug ihm sein Bewacher den Lauf der Waffe ins Gesicht. Sofort floss Blut über seine Wange, warm und klebrig. Shars Atemzüge wurden fauchend.
    »Noch eine Bewegung, und ich reiß dir den Kopf ganz ab«, drohte der Angreifer und presste den Lauf der Waffe in Shars Wunde.
    Neben ihm grunzte jemand zustimmend.
    Shar, den die Wut allmählich zu übermannen drohte, sah zu seinem Bewacher auf – zu diesem langsamen, behäbigen Yrythny. Shars Antennen bogen sich seitwärts, richteten sich auf den Mann aus und …
    »Mach das noch mal, U’ndoh«, erklang eine weibliche Stimme, »und du wirst keinen Morgen mehr erleben, das schwöre ich dir! Das gilt für jeden, der diese unschuldigen Wesen verletzt.«
    Shars Angreifer zögerte. Dann ließ er die Waffe fallen und rannte fort. Langsam legte sich Shars Wut, und seine Atmung normalisierte sich. Als er sich nach seiner Retterin umsah, fand er sie nicht. Dennoch hörte er sie klar und deutlich über das Knurren und Murren der anderen hinweg.
    »Hört mir zu, Wanderer!«
    Eine Yrythny bahnte sich den Weg durch die Menge. Sie war etwa so groß wie Shar, hatte ihr Haar über dem Kopf verknotet und verströmte Autorität. Jede Hand, die sie aufzuhalten versuchte, schlug sie lapidar beiseite und ignorierte jegliche Drohung. Sobald sie eine Säule im Zentrum des Platzes erreicht hatte, legte sie die Hände dagegen und kletterte die glatte Oberfläche hinauf, als könnte sie sich dadurch Aufmerksamkeit verschaffen. Dann – und ohne einen Blick nach hinten zu werfen – trat sie nach einem der Aufständischen, der sie am Fußgelenk zu greifen versucht hatte, legte ihre Beine um die Säule und verschränkte sie auf der anderen Seite. Das grobe Strickkleid rutschte ihr bis zu den Knien.
    Als Nächstes legte sie die Hände an den Mund und formte sie zu einem Trichter. »Hört mir zu, oder lebt mit den Konsequenzen! Als Abgesandte eurer Unteren Versammlung, ist mein Wort Gesetz. Diese Zusammenkunft ist illegal.«
    Einer nach dem anderen sah nach oben. Tongefäße und Früchte flogen durch die Luft und prallten gegen die Säule. Aufständische schrien ihren Protest hinaus, während andere unentschlossen danebenstanden.
    »Wer zur Wandererkaste gehört und eine Waffe mit sich führt«, fuhr die Frau fort, »riskiert die Todesstrafe.« Die Scherben ignorierte sie.
    Wie als Antwort warfen einige Yrythny ihre Waffen fort. Rohrstücke, Werkzeuge, selbst Strahlenpistolen fielen wie Regentropfen. Ein paar Protestler zogen von dannen, andere pfiffen und buhten.
    Von ihrem Ausguck an der Säule sah Shars Verteidigerin hochmütig auf sie hinab. »Verschwindet, wenn ihr der Verhaftung entgehen wollt!«, rief sie. »Eine bewaffnete Patrouille ist auf dem Weg, um euch alle in Gewahrsam zu nehmen. Spart eure Energie für Taten auf, die unsere Welt zum Guten verändern, anstatt euch und eurer Sache einen Bärendienst zu erweisen.«
    Ihre Worte sorgten für Wirbel, und die Widerständler gingen nun aufeinander los. Primitiver, herdentriebgesteuerter Streit brach aus, und Yrythny kämpfte gegen Yrythny. Shar wurde schwindelig, als er in die dunklen, wütenden Augen sah, auf die knotigen, gierigen Finger, die weit offenen und zahnreichen Münder. Schneller und schneller wurde das Chaos, das ihn umgab.
    Erst das rhythmische Donnern sich nähernder Schritte belegte die Behauptungen der Anführerin. In Panik stob die Meute auseinander, floh in alle Richtungen und begrub die Langsamen unter sich. Hilferufe hallten über den Platz und erstarben.
    Furcht regierte.
    Die Anführerin hielt ihre Position, wartete auf eine Stabilisierung der Lage, und tatsächlich zog sich der Mob irgendwann zurück. Übrig blieben die Verletzten.
    Erst dann kletterte sie an der Säule hinab und sah zur stetig näher kommenden Patrouille.

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