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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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von den Schultern.
    Jeshoh drehte sich zu Vaughn und griff nach dessen Ellbogen – eine Geste, die der Commander mittlerweile kannte und freundlich erwiderte. »Ich überbringe Ihnen das tiefste Bedauern unseres Anführers. Seien Sie gewiss, dass wir alles tun, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten.«
    Bevor Vaughn reagieren konnte, tippte ihm ein anderer Vollstrecker auf die Schulter. Weitere Fragen. Ob er einen der Aufständischen anhand einer Digitalaufnahme identifizieren könne. Der Soldat reichte ihm eine Art Padd und zeigte ihm, wie er durch dessen Speicher navigierte. Während er die yrythnyschen Steckbriefe betrachtete, hörte Vaughn der Unterhaltung zwischen Keren und Jeshoh zu.
    »Sie widersetzen sich Ihrem Tadel, Keren.«
    »Meine Mitwanderer hören auf mich! Die Ausschreitungen hätten weit schlimmer werden können.«
    »Um Ihretwillen hoffe ich, dass die Untersuchung dies bestätigt.«
    »Das wird sie. Vertrauen fußt auf Wahrheit, Vizerat Jeshoh.«
    »Das sagen Sie ständig. Dennoch gewinne ich unsere Debatten.«
    »Ansichtssache«, konterte sie.
    »In dieser Legislaturperiode haben Sie nicht einen Beschluss verabschiedet.«
    »Mein jüngster Versuch wurde von Ihrem Komitee blockiert.«
    »Was wir nicht müssten, wenn der Entwurf gut wäre, oder?« Bevor sie protestieren konnte, wandte Jeshoh sich Vaughn zu. »Commander … Vaughn, richtig?«
    »Ja«, sagte Vaughn.
    »Die Anführer erwarten uns. Mehrere Vollstrecker werden uns zum Essen geleiten.« Er nahm ihm das Padd aus der Hand, rief Elkoh zu sich und reichte es diesem. »Chefvollstrecker, Sie werden unsere Gäste nicht weiter behelligen. Stellen Sie Ihre besten Leute zu unserer Begleitung ab.«
    Stumm zogen Shar und Keren nebeneinander durch Luthias lange, straßenähnliche Tunnel – vorbei an Geschäften, Laboratorien, Vorratslagern und militärischen Kontrollpunkten –, bis sie einen künstlich angelegten Fluss erreichten, an dem ein Weg entlangführte. Schäumend schlug das schnelle Wasser gegen rote Korallen und glatte Felsen; ein Geräusch, das Shar beruhigend fand. Mit jeder Wegbiegung und jeder Brücke staunte er mehr, wie stadtähnlich Luthia im Vergleich zu den Raumstationen der Föderation wirkte. Obwohl er schon eine Weile auf Deep Space 9 war, vergaß er dort nie, dass ihn überall Metall umgab. Hier jedoch pulsierte ein Leben in den Straßen, das die Illusion nahezu perfekt machte.
    Eine bunte Mischung aus Zivilisten, Regierungs- und Militärangehörigen sorgte für einen Mix aus optischen und olfaktorischen Reizen. Shar sah mit Salzwasser gefüllte Fischtröge, ungewaschene Kleidung und verrottendes Holz, butterweiche Schuhe aus Tierhaut, selbstgewebte Mäntel, grellbunten Tand, Tuben voller Fett. Er fühlte sich an einige der ländlicheren Gegenden Andors erinnert.
    Er vermied es, Keren direkt anzusehen, und studierte sie stattdessen unauffällig. Aufgrund ihrer schlanken Statur wirkte sie nicht annähernd so muskulös wie der Großteil der Yrythny, denen sie bisher begegnet waren. Ihre kohle- und kakaofarbenen Gesichtsstreifen passten zu dem schlichten Kopfteil, das sie trug. Ihre Kleidung entsprach der eines Landarbeiters, und doch schien sie eine Art Regierende zu sein.
    Während sie ging, hielt Keren die Hände in den Taschen vergraben und summte eine schiefe Melodie. Shar musste sich anstrengen, um mit ihr Schritt zu halten, fühlte sich durch die Anstrengung aber in keinster Weise erschöpft. Er war es gewöhnt, sich der Schwerkraft neuer Welten anpassen zu müssen, und hier schien dieser Vorgang bereits abgeschlossen.
    »Danke«, sagte er schließlich.
    Sie sah ihm aus ruhigen Augen ins unbestritten neugierige Antlitz. »Reden Sie mit mir?«
    »Sie haben mir das Leben gerettet«, erklärte Shar. »Danke.«
    Sie zuckte mit den Schultern und widmete sich den Schlaufen ihrer Bluse. »Die Narren, die Sie angriffen, interpretierten die Kunde von der Avaril falsch. Sie dachten, Sie seien Spione der Cheka, die beim Eintritt in unser Gebiet gefangen wurden. Natürlich könnten sie recht haben, aber dafür liegen uns keinerlei Beweise vor. Ich befürchte, unser andauernder Konflikt mit den Cheka hat uns reizbar werden lassen. Hilflosigkeit und Wut können mitunter den Verstand aushebeln und ins Chaos führen.«
    »Ich verstehe. Darf ich fragen … Warum ich, Abgeordnete Keren? Meine Gefährten …«
    »Sie sind im Vorteil«, unterbrach sie ihn. »Sie kennen meinen Namen, doch ich den Ihren nicht.«
    »Verzeihung. Ensign Thirishar

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