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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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die Schultern. »Menschen und Bajoraner sind sich recht ähnlich. Was bei uns wirkt, wirkt meist auch bei euch. Probier’s aus. Schlimmer, als fußlahm zu sein, wird es schon nicht werden.«
    »Da ist was dran« , gab Kasidy nach. »Du siehst müde aus, Nerys. Hast du etwa immer noch keinen Tag frei gemacht?«
    Kira nahm die Füße herunter, beugte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab. »Mir geht’s gut«, sagte sie und widersetzte sich Kasidys skeptischem Blick. »Wirklich. Aufgrund all der VIPs herrscht hier momentan mehr Trubel als sonst, aber ich habe alles im Griff und übe mich in der hohen Kunst der Balance. Benjamin war darin meisterhaft.«
    »Stimmt. Ben konnte noch in der dicksten Krise eine Dinnerparty veranstalten – oder sein Grundstück besuchen, wenn schwere Entscheidungen bevorstanden.« Sie konzentrierte sich jetzt auf einen besonders langen Faden, den sie gerade freigelegt hatte. »Manchmal ging er hinten raus, wo jetzt die Veranda ist, nahm seinen Baseballschläger und spielte ein wenig. Danach fühlte er sich besser.«
    »Willst du damit etwa sagen, ein Hobby wäre meinen Führungsqualitäten zuträglich?« Kira kicherte. »Oder machst du mir ein schlechtes Gewissen, weil ich dir auf Bajor noch einen Besuch schulde?«
    »Erwischt.« Kas lächelte und ließ das Garn aus ihrem Schoß gleiten. Dann sah sie auf. »Ich hätte nichts gegen die Gesellschaft einer Person, die mich nicht allein als Ehefrau des Abgesandten und Mutter des Wegbereiters kennt. Vergiss nicht, dass die Bauern in den kommenden Wochen die Ernte einfahren. Das willst du nicht verpassen!«
    Erinnerungen an dunkle, neblige Herbstabende drängten sich in die Gegenwart. Kira seufzte, dachte an die wenigen friedlichen Momenten, die ihrem Volk während der Besatzungszeit vergönnt gewesen waren. An die gewundenen Forstwege, auf denen entzündete Laternen die pechschwarze Nacht vertrieben, an die Herbstlieder und den Dank, den die Bajoraner den Propheten für jede neue Ernte zuteilwerden ließen – und sei sie noch so klein.
    »Ich weiß, dass du kommen willst« , sagte Kas. »Und dein Zimmer steht bereit. Es ist eins mit Blick auf den Fluss. In ein paar Wochen beginnen sie mit der Zuckerung …«
    »Okay, okay! Du hast mich überzeugt.« Kira hob die Hand zum Protest. »Ich rede mit meinem Stab und prüfe, welcher Termin am geeignetsten ist.«
    »Wenn du deine Pläne nach den Bedürfnissen der Station ausrichtest, bist du nicht vor der Geburt meiner Enkel hier« , erwiderte Kasidy.
    Und genauso lange wird es dauern, bis die Bajoraner wieder mit mir sprechen , dachte Kira betrübt. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, Kas. Du kennst das.«
    »In der Tat.« Sie nickte. »Aber das hält mich nicht davon ab, es zu versuchen. Sprechen wir uns nächste Woche?«
    »Früher, falls wir von Jake hören. Versprochen.«
    Kasidy schloss die Augen und atmete tief ein. »Bitte lass uns von Jake hören.« Es schien, als flehte sie jedwede Kraft im Universum an, ihn heimzubringen.
    »Vertrau auf die Propheten, Kas«, sagte Kira. Dann richtete sie sich auf und lächelte, um die Stimmung zu heben. Um Kasidys willen musste sie diese Unterhaltung positiv beenden. »Ich will übrigens wissen, wie gut dir die Kräuter geholfen haben, ja? Du hast keinen Julian, der dir sagt, das sei alles Mumpitz. Also hast du auch keine Entschuldigung, sie nicht anzuwenden.«
    Kasidy lächelte. »Yates Ende.«
    Just bevor Kasidys Gesicht verschwand, bemerkte Kira, wie sehr man ihr die Schwangerschaft mittlerweile selbst dort ansah. Sie ließ die Hand sinken, strich sich über den Bauch und erinnerte sich daran, wie es war, Leben in sich zu wissen. Ob es Kirayoshi auf der Erde gefiel? Ob sie, Kira, in seinen Erinnerungen überhaupt eine Rolle spielte?
    Das reicht, Nerys. Jetzt ist der Moment, an dem du dir die endlose Liste deiner Pflichten anschaust und dir bedeutsame Scheingründe ausdenkst, weswegen du auch heute nicht vor Mitternacht in dein Quartier zurückkommst. Sie warf einen beiläufigen Blick auf das halbe Dutzend Padds auf ihrem Tisch. Ros Bericht über den Ohalavaru-Plunder vor ihrer Türschwelle wartete auf ihre Aufmerksamkeit. In Momenten morbider Neugierde, rief sie sich die bajoranischen Nachrichtendienste auf und las die Kolumnen. Der Vorfall hallte noch immer nach. Kira klammerte sich an die Hoffnung, der nächtliche Besuch an ihrer Tür sei nur die Tat einer fehlgeleiteten, wohlmeinenden Einzelperson. Doch im Herzen war ihr, als

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