Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
Vom Netzwerk:
weise er einem Omen gleich auf kommende Ereignisse …
    Hör auf , ermahnte sie sich. Das führt zu nichts. Bevor sie sich Ros Bericht widmete, ging sie die Musikeinträge in ihrer persönlichen Datenbank durch: Charlie Parker, Dizzie Gillespie, Sarah Vaughn … Hmmmm. Ich muss Elias fragen, ob sie verwandt sind. Irgendetwas an diesen ihr unbekannten Stücken versprach Entspannung. Vermutlich die Tatsache, dass sie Siskos Geschmack gewesen waren. Anlässlich eines Erdenfeiertages, an den sie sich nicht erinnern konnte, hatte er ihr die Daten vor einigen Jahren geschenkt. Kira wünschte, sie hätte sich so sehr um ein Verständnis für Benjamins Kultur bemüht, wie er sich um eines für die ihre.
    »Computer«, sagte sie schließlich, »spiele Sisko-Jazzsammlung Nummer neun, Stück sieben: ‚Yardbird‘.«
    Ein wehklagendes Altsaxophon durchschnitt die Stille. Seine klaren, leidenschaftlichen Klänge lenkten Kiras Blick zum Fenster, dem großen Auge zu den Sternen. Ich könnte hier stehen und die ganze Nacht nachdenken, wäre da nicht das niemals ruhende Pflichtgefühl. Selbst wenn ich die Berichte auf morgen verschiebe, bleibt eine Sache, die nicht warten kann. Und dann? Lese ich die jüngsten Sternenflottenmeldungen? Mache ich Feierabend und gönne mir ein spätes Abendessen in meinem Quartier?
    Schon lange hatte sie sich nicht mehr so ruhelos gefühlt. Ihr war, als hätte sie etwas vergessen, eine wichtige Aufgabe, und die quälende Ungewissheit schien ihr den Magen zusammenzuziehen. Was nun? In entsprechender Gesellschaft wäre ein Spaziergang sicher nicht verkehrt. Ein Gang über die Promenade wäre die perfekte Ablenkung. Vielleicht hatte Kasidy recht und es wurde wirklich Zeit für ein Hobby. Etwa einen Sport wie Orbital-Skydiving? Gartenbau oder Orchideenzucht? Sie könnte stricken lernen und etwas für das Baby herstellen.
    Oder ich finde heraus, was die Cardassianer planen.
    Da war es. Sie hatte endlich gewagt, es zu denken. Den Großteil des Tages hatte Kira Macets Überraschungsbesuch nur oberflächlich behandelt. Doch Ignoranz war nicht ihre Stammstrategie; sie stellte sich Konflikten lieber direkt. Und angesichts der Geschehnisse der vergangenen Monate hatte sie sich, wie ihr nun klar wurde, kaum einmal – gar nicht? – mit den Cardassianern befasst. Sah man von den Schiffskonvois mit humanitären Hilfsgütern ab, die die Station anflogen und von ihr aus nach Cardassia reisten, sowie von der kurzen Begegnung mit Macet während der Evakuierung der Europani, hatte Kira die Cardassianer weit aus ihren Gedanken verbannt.
    Na und? Sollte sich zur Abwechslung mal jemand anders um sie kümmern. Hatte sie nicht ihren Teil getan, als sie Damar einen Grundkurs im Widerstandskampf gab? Soweit sie wusste, war außer ihr niemand von Bajor durch die von den rachsüchtigen Gründern ausgebombten Ruinen Cardassias gezogen! Was wollen sie noch von mir – von uns, fügte sie schnell hinzu. Hier geht es nicht um mich. Was Macet und Lang auch wollen, es wird nicht Kira Nerys sein. Niemand verlangte mehr von ihr, als dass sie sich wie die Kommandantin Deep Space 9s verhielt. Folge den Befehlen, lass nichts explodieren, beschütze die Öffentlichkeit. Das war alles. Ihr Kapitel in der Cardassia-Saga endete mit ihrer Aussage vor dem Tribunal der Alliierten, das über den Frieden nach dem Dominion-Krieg verhandelte. Punktum.
    Kiras knurrender Magen signalisierte, dass die Zeit für ein repliziertes Abendessen gekommen war. Überall in ihrem Körper schienen protestierende Muskeln um ihre Aufmerksamkeit zu wetteifern. Beides ignorierte sie. »Computer, durchsuche die Hauptdatenbank nach Einträgen bezüglich des Strickens mit Garn.«
    »Zweihundertzweiundneunzigtausendsiebenhundertsechzig Einträge gefunden. Bitte Suchparameter spezifizieren.«
    »Vielleicht rufe ich besser Kas zurück«, murmelte Kira.
    »Eingabe nicht erkannt.«
    »Suche beenden«, sagte Kira genervt. Der Computer piepste bestätigend und wurde wieder still. Aus dem Augenwinkel sah Kira das blinkende Licht auf ihrem Tisch, das das Eintreffen eines Turbolifts auf der Ops signalisierte, und blickte zur Uhr. Für ihren letzten Termin war es noch zu früh. Sie wandte sich zur Bürotür und suchte durch die Scheibe nach dem Besucher. Als sie ihn sah, war ihr, als müsste sie instinktiv zum Phaser greifen.
    Mit langsamen, sicheren Schritten trat er die Stufen hinab, passierte den Besprechungstisch und erreichte die Treppe, die zu ihrem Büro führte. Kira sah

Weitere Kostenlose Bücher