Dieser graue Geist
Versammlungsmitglieds, das um Ezris Gunst buhlte. Sie zeigte einen nackten Yrythny, der rittlings auf einer walähnlichen Meereskreatur saß. Ensign Juarez hatte sich vor Lachen gekrümmt, als er sie gesehen hatte. Die Abgeordnete der Wanderer wirkte kaum minder amüsiert. »Wo ist Lieutenant Dax?«
»Es überrascht mich, dass Sie das nicht wissen. Sie begleitet Jesh-oh und die Abordnung der Hausstämmigen auf einer Führung zu einem der Häuser.« Juarez, Candlewood und McCallum begleiteten sie. Shar jedoch hatte Termine. Ezri hatte sich mehrfach dafür entschuldigt, ihn als Vertreter zurückzulassen, doch die Mission müsse an zwei Fronten gleichzeitig vorangetrieben werden.
»Ah, vermutlich zum Haus Tin-Mal. Eines von Jeshohs Steckenpferden. Ich bin auf ihre Eindrücke gespannt.«
»Tin-Mal?« Shar hatte gedacht, alle Yrythny-Häuser beim Namen zu kennen, dieses war ihm allerdings neu.
»Meine hausstämmigen Brüder und Schwestern legen die Knochen der dortigen Gruft frei, um ihre Behauptung zu belegen«, erklärte sie. »Ich lasse Ihnen die Unterlagen von meinem Büro zustellen. In der Ihnen vorliegenden Datenbank werden Sie sie nicht finden, dessen bin ich sicher.«
»Heißt das, die historischen und kulturellen Daten, die uns die Hausstämmigen zur Verfügung stellten, sind unvollständig?«
Keren zuckte mit den Schultern. »Politisch gesehen ergibt es Sinn. Wähle die Fakten, die deinen Standpunkt untermauern, und unterschlage den Rest.«
Das Hü und Hott auf der politischen Bühne war Shar stets absurd vorgekommen. Nach all den Argumenten, den Manipulationen und der Propaganda gewann meist ja doch die Wahrheit. Er zog Dinge vor, die er einschätzen konnte – und zwar nicht aufgrund von Wählerstimmen. »Und was wollen die Hausstämmigen Lieutenant Dax zeigen?«
»Die majestätisch aus dem Ozean ragenden Burgen mit ihren Wänden aus Lava und Korallen sowie ihren Fenstern aus Meeresglas. Der Anblick ist ziemlich verführerisch.« Keren beugte sich über seine Schulter und gab einige Zugangscodes in seine Konsole ein. Sofort erschien das Bild einer Meereslandschaft auf dem Monitor. »Tin-Mal geht auf Fehler beider Parteien zurück. Ich glaube, Dax wird die Fassade durchschauen, die Jeshohs Leute ihr präsentieren. Sie muss es.«
Würde das helfen? , fragte er sich. Seit knapp einer Woche war er nun in Luthia, wo Hausstämmige und Wanderer in getrennten Gegenden lebten und sogar unterschiedliche Straßen nutzten. Hausstämmige Yrythny trafen sich, meist nach Häusern getrennt, zu Empfängen und sozialen Veranstaltungen, wohingegen die durchweg familienlosen Wanderer andere Speise- und Freizeitangebote wählten. Wie Ezri ein derart gespalten lebendes Volk einen sollte, blieb ihm ein Rätsel. Die hier herrschenden Verhaltensmuster waren Generationen alt. Angesichts der Cheka-Krise käme es dem ganzen Planet zugute, die internen Probleme beiseitezulegen, doch die Hausstämmigen und die Wanderer schienen immer mehr Gründe zu finden, einander zu misstrauen. Wenn mir nur mehr Zeit für meine Forschung bliebe , dachte er. Als Realist wusste er, dass die Wissenschaft nicht jedes Problem lösen konnte, aber sie war ein Anfang.
Keren riss ihn aus seinen Gedanken. »Etwas scheint Sie zu beschäftigen.«
Er lief dunkelblau an. »Ich … Ich …«, stammelte er. »Ich habe einen Plan, wie sich Ihre Situation angehen ließe, doch mir fehlen die Zeit und die Mittel, um ihn umzusetzen.«
»Ich höre.« Keren stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und sah ihn interessiert an.
»Ich habe mir Ihre DNA angesehen. Zu behaupten, sie sei ein genetisches Wunder, kommt einer Untertreibung gleich.« Vergangene Nacht hatte er stundenlang vor dem Computer gesessen und Zellkernteilungen simuliert, den Tanz yrythnyscher Basenpaare, die gemeinsam Leben erschufen. »Laut meiner, äh, Hypothese könnte derjenige, der Ihren evolutionären Prozess beschleunigte und Ihre biochemische Zusammensetzung beeinflusste – nennen Sie ihn von mir aus den Anderen – genetische Mutationen vorhergesehen haben. Etwa die rezessiven Eigenschaften, die Wanderer zu Wanderern machen.«
»Glauben Sie, die Lösung für unser Problem liegt im Wendepunkt?«
Shar nickte. »Vielleicht. Aber der Zugang zu Ihren Laboratorien ist beschränkt – selbst für Lieutenant Dax –, und in der uns gegebenen Zeit kann ich keine statistisch relevante Untersuchung durchführen.«
»Wir betreiben seit Jahrzehnten keine Genforschung mehr. Aus Angst, die
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