Dieser Kuß veraendert alles
Star'."
"Richtig. Das ist ein Cowboy-Song. Du kampierst unter dem Sternenhimmel, hast den Sattel als Kopfkissen und deinen alten Revolver griffbereit, für den Fall, dass du eine Klapperschlange unter deiner Decke findest."
Jodys Augen wurden groß wie Untertassen, als Tate seine Geschichte mit großzügigen Gesten ausschmückte.
"Dann holst du deine Mundharmonika heraus und spielst den Sternen etwas vor." Er spielte die inzwischen vertraute Melodie.
"Den Song mögen sie, und ich kann dir sagen, dann funkeln sie einfach toll am Himmel von Montana."
"Lass mich noch mal spielen."
Jody spielte, bis Tate es nicht mehr hören konnte. Sie teilten sich ein Kissen, während Tate jede sanfte, einschläfernde Melodie spielte, die er kannte. Schließlich fielen Jody die Augen zu, und Tate trug ihn nach oben. Er schaffte es, an Amys Zimmer vorbei zu schleichen. Ihre Schreibtischlampe brannte, und sie saß mit dem Rücken zur Tür. Wahrscheinlich verteilte sie gerade das Geld, das ihr die Lämmer eingebracht hatten, auf die offen stehenden Rechnungen.
Tate beschloss, sie mit einem Tee aufzumuntern. Sie sollte wissen, dass er ihre Probleme kannte. Er war jetzt lange genug hier, um einen Überblick zu bekommen, und ihm waren ein paar Ideen gekommen. Sie war eine vernünftige Frau, und vielleicht würde sie sich sogar von ihm überzeugen lassen.
Aber sie war über ihren Büchern eingeschlafen. Mit der dampfenden Tasse stand er in der Tür und überlegte, ob er klopfen sollte oder einfach hineingehen konnte, als wäre er hier zu Hause. Jedenfalls würde er sie nicht am Schreibtisch schlafen lassen.
Sie löste sein Problem, indem sie schlagartig erwachte, als hätte jemand ihr ins Ohr geschrieen. Ruckartig drehte sie sich zu ihm um. Er war sicher, dass er ganz leise gewesen war.
Verärgert schob sie sich das Haar aus dem Gesicht und starrte ihn fragend an.
Er hob die Tasse. "Tee."
Sie sagte nichts.
Er war versucht, sich auf dem Absatz umzudrehen und sie einfach dort sitzen zu lassen. "Ich dachte, du möchtest vielleicht eine Pause einlegen, aber..."
"Für mich?"
"Ja. Wenn ich ihn für mich gemacht hätte, hätte ich einen Schuss hineingetan." Er roch an der Tasse. "Riecht wie Orange."
Sie lächelte. Endlich. Er ging zu ihr und reichte ihr die Tasse.
"Auf der Schachtel stand, dass er irgendein natürliches Schlafmittel enthält. Aber man muss im Bett sein, damit es wirkt."
"Muss man bestimmt nicht."
"Du musst im Bett sein." Er sah auf die Uhr. "Bis Mitternacht, also leg die Bücher weg. Kann ich hier sitzen?"
"Du hast meine Decke schon zerknittert." Verlegen stand er auf. "War nur ein Scherz", sagte sie hastig. "So pingelig bin ich nicht." Er setzte sich wieder, und sie nippte am Tee. "Ich frage mich, warum du so nett zu mir bist."
"Warum denn nicht?" fragte er. "Meinst du, ich sei nicht nett veranlagt?" fügte er mit gespielter Entrüstung hinzu.
"Du bist zu vielen Dingen veranlagt, da bin ich ganz sicher."
"Vielseitigkeit ist meine Stärke. Sie macht das Leben interessant." Er beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie. "Aber im Moment habe ich nur die Wahl, entweder einen Truck zu fahren oder Schafe zu hüten. Für Schafe habe ich mich zwar nie begeistert, aber wenigstens kann ich auf einem Pferd sitzen."
"Ich würde gern alle Pferde loswerden. Vor allem den Wallach, den du wieder hergebracht hast."
"Eins kann ich dir sagen, Amy. Es war nicht seine Schuld."
Er wartete auf ihren Protest, aber sie nippte weiter am Tee.
"Schätze, er war es, den Kenny an dem Abend geritten hat. Er ist ein wenig wild, aber er ist ein gutes Pferd. Vielleicht hat er sich erschreckt oder ist gestolpert. .." Sie warf ihm einen tadelnden Bück zu. "Kenny wäre der erste, der dir sagt, dass du dem Pferd nicht die Schuld geben darfst."
"Du willst sagen, er hätte an dem Abend nicht ausreiten dürfen?"
"Ich will sagen, es hätte jedem passieren können. Kenny hat an dem Abend schlechte Karten gehabt."
"Er hätte gar nicht erst spielen sollen", sagte sie. "Oder trinken. Oder allein ausreiten." Ihre Stimme war leise, aber voller Wut, und es gab nur Tate, an dem sie diese Wut auslassen konnte.
"So war Kenny." Ihr Ehemann, sein Freund, aber sie beide hatten ein und denselben Menschen gekannt. "Er war ein gutmütiger, unbekümmerter Typ, der ungern weit
vorausdachte."
"Aber ich denke voraus." Sie starrte so durchdringend auf die Papiere auf dem Schreibtisch, dass er schon fast erwartete, sie würden zu qualmen beginnen.
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