Dieser Kuß veraendert alles
Nase und zitternden Lippen sah, lachte sie erneut.
"Wie war's denn da drin?"
"Eiskalt", platze Jody heraus.
Sie nahm seine Mütze ab und fuhr ihm mit der Hand durchs Haar. "Oh, Jody, ich hatte solche Angst."
"Ich... auch. Ich hatte Angst um Tate. Ich w-wollte... ihm helfen." Seine Zähne klapperten. "Ich k-konnte den Stall nicht f-finden."
"Du wusstest nicht, wie schlimm es da draußen ist, nicht wahr, Partner?" Tate warf Amy einen viel sagenden Blick zu.
In diesem Augenblick verlangte Karen ihr Abendessen. Tate sah in Amys Augen und wusste, dass sie den Tränen nah war.
Aber er wusste auch dass sie in seiner Gegenwart nicht weinen wollte.
"Ich bade Jody, während du das Baby fütterst", schlug er vor.
"Bist du..." Sie presste die Lippen zusammen und nahm Jodys Gesicht zwischen die Hände. "Tun deine Zehen weh?"
Jody schüttelte den Kopf. "Ich war doch nur... drei oder sieben Minuten draußen."
"Ich glaube nicht, dass er zu lange draußen war", sagte Tate.
"Wir zwei gehen jetzt ins Badezimmer und tauen uns auf."
Amy nickte und eilte zu ihrem Baby, um es zu stillen und ihrer Erleichterung freien Lauf zu lassen.
Jody zog einen Stiefel aus und ließ ihn auf den Boden fallen.
"Sie ist echt sauer, was?" fragte er leise.
Tate ging in die Hocke, um den Stiefel aufzuheben. Jody reichte ihm den zweiten. "Nein, sie ist nicht echt sauer. Sie hatte Angst, dass du dich im Schnee verlaufen würdest. Und ich hatte auch Angst. Es war ein Fehler, nach draußen zu gehen, Jody."
"Ein schlimmer Fehler", stimmte der Junge zu.
"Man geht nicht nach draußen, ohne vorher zu fragen. Klar?"
"Sie hätte es mir nicht erlaubt."
"Und jetzt weißt du, warum nicht." Tate stellte die Stiefel an die Hintertür und drehte sich mit ausgebreiteten Armen um.
"Komm her, Partner." Sie wärmten sich gegenseitig mit herzhaften Umarmungen. "Das tut gut. Und jetzt ein heißes Bad.
Erst du, dann ich."
Nachdem Jody gebadet hatte, brachte Tate ihn zu seiner Mutter, die ihm statt der einen langen oder zwei kurzen Gutenachtgeschichten diesmal drei vorlas. Tate duschte unten und versuchte, nicht zu viel vom heißen Wasser zu verbrauchen, falls Amy noch welches brauchte. Danach wickelte er sich in seinen neuen Bademantel, setzte sich mit einer Zeitschrift aufs Bett und lauschte dem Wind, der ums Haus heulte.
Seit er bei Amy und den Kindern eingezogen war, hatte er immer nur draußen geraucht. Aber an diesem Abend fand er, dass er sich zum Whiskey eine Zigarette verdient hatte. Das Problem war nur, dass der Drink und der Tabak zwar gut schmeckten, ihn sich aber auch einsam fühlen ließen.
Es war Weihnachten, und er saß auf einer Pritsche im Keller des ersten Hauses, in dem er sich seit vielen Jahren mal wieder zu Hause fühlte. Es war Weihnachten, und er gab sich zwei seiner Lieblingslaster hin. Toll. Daisy und Duke hatten sich eng aneinandergeschmiegt, und Tate kam sich vor wie ein Mann, der in der Hundehütte schlafen musste.
Eigentlich machte seine Melancholie keinen Sinn. Schließlich war dies das Gästezimmer, und hier hatten die Beckers ihn immer untergebracht. Es war bequem, und er hatte seine Ruhe.
Die vier weißen Wände hätten ihn nicht so bedrücken dürfen.
Nicht mit Amy und den Kindern oben im Haus.
Aber er ha tte diese Weihnachten auf einer emotionalen Achterbahn verbracht. Ihm schwirrte der Kopf vor hundert Freuden und Ängsten. Angefangen hatte es, als er an die Tür dieses Hauses klopfte und Amy seine Hilfe anbot.
Er ärgerte sich über sein Selbstmitleid. Aber er war ein Cowboy, und ein Cowboy brauchte sich nur einen Drink einzugießen und sich einsam zu denken, dann fühlte er sich auch einsam. Er drückte die Zigarette aus, leerte das Glas, schaltete das Licht aus, zog sich aus und kroch ins Bett.
Verdammt, war das Bett kalt.
Als es dreimal leise an der Tür klopfte, stützte er sich auf einen Ellbogen.
"Tate?"
Typisch Frau. Mitten in einem Schneesturm roch sie den Zigarettenqualm und jetzt war sie hier, um ihm die Hölle heiß zu machen.
"Ich bin... hier."
Die Tür ging langsam auf, und sie stand da im Nachthemd, umrahmt vom Schein der Lampe an der Kellertreppe. "Die Kinder sind im Bett, und es ist so still oben", sagte sie mit leiser, scheuer Stimme. "Ich... na ja, ich dachte... der Baum sieht so hübsch aus... und es ist so ruhig." Sie verstummte und wartete offenbar darauf, dass er den Wink verstand und begeistert aufsprang, um sich mit, ihr ins Wohnzimmer zu setzen. "Ich nehme an, du bist müde."
"Ja",
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