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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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immer noch für uns.«
    »Aber du schickst ihn zum Mond! Du und Dick, ihr schickt den Vormann, den du drei Jahre lang gesucht hast, nach Von Braunville. Warum?«
    Berthelot, gekleidet in einen seidenen Pyjama und einen bestickten Hausmantel, läßt sich auf die Kante des runden Bettes sinken. Grace sitzt in befestigter Stellung im Zentrum. Ein gestreifter Polstersessel bietet ihrem Rücken Stütze; von Armlehne zu Armlehne bilden Bastionen gefranster Kissen einen Halbkreis vor ihr. Mit der Fernbedienung in der Linken wechselt sie wie besessen zwischen den Kanälen, sie spult Filmszenen zurück, hält die Handlung hier an, läßt sie dort im Schnellgang durchlaufen, verwandelt jedes Phosphorpunkt-Fenster in einen pointillistischen Wirbel aus Licht und Farbe.
    »Ich hab’s dir gesagt, Grace – damit er sich um die ›Bären‹ kümmert.«
    »Aber ich habe ihm versprochen, daß er das nicht tun muß.«
    »Er begreift, daß es eine Ehre ist. Und daß er es nicht noch einmal wird tun müssen. Es ist okay. Bitte zerbrich dir nicht weiter den Kopf.«
    »Lia wird es nicht gefallen, wenn er so lange weg ist, und sie wird mich noch mehr hassen, als sie es sowieso schon tut. Bei unserer letzten Sitzung – ich habe ihr erzählt, wie wir uns kennengelernt haben – holte sie einen Bleistift nach dem anderen aus der Handtasche und brach sie entzwei. Mindestens ein Dutzend muß sie zerbrochen haben. Wir saßen in einer Nische in einem Restaurant in Manchester, und jedesmal, wenn es knackte, drehte wieder jemand den Kopf zu uns her. Ich war natürlich verkleidet, aber diese blöde Knackerei brachte mich doch in eine verdammt unsichere Position.«
    »Du kannst dir eine Therapeutin kaufen, Grace, aber nicht ihre Liebe oder eine gute Meinung.«
    Ätzend versetzt Berthelots Frau: »Benjamin Franklin? Oscar Wilde? Oder von wem stiehlst du deine Epigramme?«
    »Ich mache sie selbst. So banal das sein mag, es stimmt doch.«
    »Schau, Hi, es wird anders sein, wenn du erst Präsident bist. Dann wird sie froh sein, mich kommen zu sehen. Und alle anderen auch.«
    »Ich werde nicht Präsident.«
    Grace hört auf, die Knöpfe an der Fernbedienung zu drücken. Die Videoschirme, die Decke und Magnolienblütentapete wie mit Fenstern durchlöchern, büßen gleich sichtlich an Aufregung ein. »Sag das noch einmal!«
    »Ich werde nicht Präsident.«
    Grace legt die Fernbedienung aus der Hand und starrt ihren Mann eindringlich an. »Aber natürlich wirst du Präsident. Du hast Dicks Unterstützung. Du wirst alle deine republikanischen Herausforderer in die Schranken weisen, einschließlich General Willie, und in den Novemberwahlen wirst du vernichten, was immer die Demokraten mit ihren Eselshirnen dir als frömmlerische Nullnummer nackt entgegenschicken. Sag mir nie wieder, daß du nicht Präsident wirst.«
    »Aber genau das sage ich dir, Baby.«
    »Wer denn dann? Wer?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht keiner. Ich jedenfalls nicht.«
    Grace erhebt sich aus ihrer Kissenfestung wie eine Kobra aus dem Korb eines Schlangenbeschwörers. »Und warum nicht, verflucht?«
    Berthelot streckt die Hand aus und berührt das Haar seiner Frau. »Schau, ich könnte Präsident werden, Baby. Aber ich würde den Job nur in seinem Namen haben. Es wird von Tag zu Tag klarer, daß Präsident Nixon nicht die Absicht hat, seine Macht abzugeben – allenfalls die sichtbaren Würden seines Amtes. Er hat mich nur deshalb zu seinem nominellen Nachfolger ausersehen, weil er glaubt, ich sei ein Schlappschwanz und leicht zu manipulieren, wenn ich erst vereidigt bin.«
    »Aber du bist kein Schlappschwanz!«
    »Ich bin dir dankbar, daß du das Gegenteil bezeugen willst.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Einer der Berater des Präsidenten hat vor ungefähr einer Woche mit mir zu Mittag gegessen. Er hat mir gesagt, ich sollte mich vor dieser Nominierung hüten. ›Es ist der Kuß des Todes‹, meinte er.«
    »Welcher Berater war das?«
    »Ich kann es dir nicht sagen, Baby. Aber von all den Arschkriechern im Weißen Haus ist er noch am saubersten geblieben. Er hört allen zuverlässigen Tratsch, und er hat offen mit mir geredet.«
    »Arschkriecher? Das sind keine Arschkriecher, das sind .«
    »Sei mal einen Moment still und hör mir zu! Der Kerl hat mir erzählt, daß der Präsident beschlossen hat, mich zu unterstützen, um meinen Sieg sicherzustellen. Der letzte, den er sich als Nachfolger wünscht, ist Westmoreland. Willie hat seinen eigenen Kopf, und er zerrt seit sechs Jahren

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