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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Dann erhebt er sich auf den Knien und versucht, sie auf den Mund zu küssen. Sie zeigt ihm das Profil ihres Unterkiefers. Sein Mund streift die harte Knochenkante, die sie ihm darbietet, und er murmelt etwas.
    »Gib mir doch ’n bißchen Zucker. Bloß ’n bißchen Zucker, Baby.«
    »Ich habe gefragt, was du tun wirst?«
    »’n bißchen Zucker macht uns doch beide glücklich. Aber du gibst mir nichts, was?«
    »Jetzt ist nicht die Zeit dazu.«
    »Es ist der Ort, Grace. Und wenn du dir ’n bißchen Mühe gibst, Baby, ist es auch die Zeit.«
    »Hör auf, Hiram!« Sie dreht den Kopf, gibt ihm einen flüchtigen Kuß und weicht zurück.
    »Das war nicht viel. Es war fast nichts. Aber es macht mich heiß. So heiß, daß ich fast koche.«
    »Ich hasse es einfach, wenn du redest, wie du glaubst, daß ein geiler Spießer so redet. Ich hasse das wirklich, Hiram.«
    Berthelot nimmt das Gesicht der Frau in beide Hände und drückt einen Kuß nach dem anderen darauf. Langsame, sanfte, zarte Küsse. »Du liebst mich doch, oder?« fragt er. »Liebst du mich?«
    Widerwillig bestätigt Grace, daß sie ihn liebe.
    »Würdest du aufhören, mich zu lieben, wenn ich nicht Präsident würde? Würdest du mich ablegen und dir einen eifrigen jungen Hengst suchen, der meine Stelle einnimmt?«
    Grace antwortet nicht.
    »Ich würde das nicht ertragen können«, sagt Berthelot. »Du kennst mein Geheimnis. Du weißt, nur du hast diesen kleinen Zündschlüssel, der meine alte Maschine in Gang setzt.«
    »Hiram …«
    »In den zehn Jahren, bevor ich dich kennenlernte, war ich tot wie ein verschrotteter Vierzylinder. Nichts brachte mich auf Touren. Und dann du, Baby.«
    »Du redest nur noch von Schmieröl. Von grobem, krassem Sex.«
    »Ich rede nur noch von Liebe«, wispert Berthelot. »Glaubst du wirklich, ich könnt’s treiben, wie ich’s mit dir treibe – weiter und immer weiter –, wenn es nicht Liebe wäre, was mich da anspornt?«
    »Wenn du mich wirklich liebst, läßt du mich jetzt in Ruhe.«
    »Baby«, sagt er vorwurfsvoll.
    »Es ist mein Ernst. Ich meine, was ich sage.«
    Er starrt sie einen Moment lang an, berührt ihr Haar und wälzt sich eher schwerfällig zur Kante ihres Bettes, elf Milliarden Lichtjahre weit entfernt von ihrer Kissenfestung.
    »Was wirst du tun, wenn …« Graces Stimme versiegt.
    »Wenn der Präsident versucht, uns zu erpressen?«
    In ihrem Fort von fransenverzierten Polstern nickt sie unmerklich.
    Der Landwirtschaftsminister steht auf und läßt seinen Blick musternd durch den Raum wandern. Leere Spiegel und wimmelnde Videomonitore. Er liebt diese Frau, liebt sie zutiefst. Jedes Bild von ihr – ganz gleich, welches Medium, welche Produktion, welches Jahr – verdient seine ganze Aufmerksamkeit. Und sie natürlich auch. Wieder schaut er sie an und schiebt die Hände in die Taschen seines Hausmantels. Er will sie beruhigen und ermutigen, die verletzliche Frau in der berühmten.
    »Was ich tun werde?« fragt er rhetorisch. »Baby, o my little Baby – ich werde den Präsidenten kurieren.«
     
    »Zum Mond?« rief Lia. »Was soll das heißen, zum Mond?«
    »Hör nur zu. Sei nur einen Augenblick still und hör dir an, was ich dir zu sagen habe …«

 
    22 Berthelot besorgte eine Befreiung von den gesetzlichen Reisebeschränkungen, so daß Lia mit Cal fliegen konnte, als er für die Trainingswoche nach Houston und dann zum Cape reiste, wo er starten würde. Zu Lias Überraschung behandelte die NASA sie und Cal wie zwei Prominente. Es war, als sei sie die Vertreterin von Grace Rinehart, die persönliche Beauftragte der berühmten Frau des mächtigen Mannes, der dem neuesten Capitol-Klatsch zufolge King Richards handverlesener Erbe und Nachfolger war.
    Ein freundlicher Astronaut um die Vierzig war Lias Verbindungsoffizier. Er nahm sie mit, damit sie sich Teile von Cals Schwerelosigkeitstraining ansehen konnte, er zeigte ihr Filme vom wunderbar choreographierten Bau von Kennedy Port und von der historischen Grundsteinlegung in Von Braunville zur Zweihundertjahrfeier. Und in seiner Gesellschaft besichtigte Lia ein Montagegebäude für Raumfahrzeuge und nahm an individuellen Einführungen zur Raketenantriebstechnik, Orbitalmechanik und Lunargeographie teil.
    Später paßte man ihr einen eigenen Raumanzug an und ließ sie in einer langarmigen Maschine kreisen, die ihren ganzen Körper einer knochenplättenden Zentrifugalkraft aussetzte. Der »Kotzkomet« schreckte sie kaum mehr als der bockende mechanische Stier in der

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