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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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anderthalb Tage unablässigen Dahingleitens – erinnerte Cal an eine Reise vom Leben in den Tod, über den Styx eines ebenholzschwarzen Vakuums. Nixon hatte die Rolle des Charon übernommen, und alle anderen an Bord waren Seelen auf dem Weg … ja, wohin? In die Vergessenheit, wahrscheinlich. Selbst diese ungezogenen verdammten Breschnew-Bären. Wider Erwarten merkte Cal, daß er die Viecher ebenso ernsthaft betrauerte wie den Verlust seines Zopfes, und seine Träume waren allesamt Alpträume.
    Manchmal allerdings las Bischof Marlin aus der Offenbarung vor, und die Worte, die er las, lauteten so: »›Und Nacht wird sein nimmermehr; sie brauchen kein Licht von Lampe oder Sonne, denn Gott der Herr wird ihr Licht sein, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit …‹«
     
    »Die Schlange hat sie nicht umgebracht«, teilte Langland, der Captain der Polizei, Hiram Berthelot mit. »Das ist ein Altweibermärchen, die Vorstellung, daß eine Boa constrictor einen Menschen zu Tode quetscht …«
    »Ja.«
    »Es war die Angst, glauben wir. Es ist kalt im Salon, und die Schlange spürte die Wärme Ihrer Frau und näherte sich ihr instinktiv. Aber sie schaute sich einen Film an und merkte praktisch erst etwas, als sie vor ihrem Gesicht auftauchte.«
    »Und das ließ ihr Herz stillstehen?«
    »Ja, Minister. Das glauben wir. Die Boa rollte sich auf ihrem Schoß zusammen und blieb dort noch, als der Leichnam schon anfing, sich abzukühlen. Aber sie hat sie nicht erwürgt. Es finden sich keine Quetschungen, Hämatome oder gebrochene Knochen.«
    »Woher kam die gottverdammte Schlange denn?«
    Langland klappte seinen Notizblock auf. »West Georgia Commons. ›Happy Puppy Pet Emporium‹. Der Geschäftsführer, August Kemmings, hat sie an einen amerikulturierten Vietnamesen namens Le Boi Loan alias Lone Boy verkauft, Verkäufer in einer Buchhandlung und einem Supermarkt.«
    »Dann hat er meine Frau umgebracht.«
    »Es ist hoch wahrscheinlich, daß er ein Gefüge von Umständen geschaffen hat, die zum Tod Ihrer Gattin führten, jawohl, Sir.«
    »Er hat die Boa in den Salon gesetzt. Er hat es mit Vorbedacht getan, und das ist so gut wie Mord.«
    »Bei einer solchen Sachlage, Minister, werden Sie ihn wegen Mordes nicht belangen können. Wegen Totschlags vielleicht.«
    »Totschlag – zum Teufel! Er hat es mit Vorbedacht getan. Mit Vorbedacht, verflucht noch mal! Und das ist Mord.«
    »Wenn eine Boa constrictor eine tödliche Waffe wäre. Aber der Staatsanwalt wird Mühe haben, dieses Argument durchzubringen, zumal da diese Schlangen normalerweise keine Menschen zerquetschen und fressen. Außerdem sind wir ziemlich sicher, daß die Autopsie ›Tod durch Herzschlag‹ ergeben wird, und ein halbwegs anständiger Verteidiger wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die Möglichkeit ins Spiel zu bringen, daß es sich dabei auch um eine Reaktion auf den Film gehandelt haben kann, nicht auf die Schlange. Wir können nicht beweisen, daß die Boa nicht erst in ihren Schoß gekrochen ist, als sie schon tot war – wir können nur begründete Vermutungen anstellen.«
    »Ist dieser Schmierlappen Lone Boy in Polizeigewahrsam?«
    »Nein, Sir.«
    »Warum nicht, zum Teufel?«
    »Wir haben einen Wagen zu seinem Haus geschickt. Er war nicht da. Seine Frau wußte nicht, wo er war. Aber wir fahnden nach ihm, und sein Datsun dürfte nicht allzu schwer zu finden sein.«
    »Ich weiß zu schätzen, daß Sie mich angerufen haben, Langland; aber ich wünsche nicht, daß irgend jemand davon erfährt. Verstanden?«
    »Ja, Sir. Und es tut mir leid, Sir. Wirklich.«
    Berthelot antwortete nicht. Er ging hinaus auf die Straße und stieg in die Limousine, die sein Leibwächter und Chauffeur, Jared Twitchell, fuhr. Der Minister setzte sich neben ihn auf den Vordersitz. Sie wechselten ein paar Worte. Die Straßenlaterne überzog die Limousine mit einem wächsernen Leuchten, und in der Nähe schüttelten Ulmen ihre nächtlich-verwobenen Laubdächer.
    »Im ›Spaßfaß?‹?«
    »Ja, Sir.«
    »Aber bestimmt hat die Polizei dort doch schon nachgeschaut?«
    »Es ist ein komischer Laden. Spielkonsolen. Zellen, in die man hineinklettert. Von hinten erleuchtete Poster und halbdunkle Ecken.«
    »Und?«
    »Da ist es möglich, daß sie ihn übersehen haben.«
    Der Lincoln brauchte weniger als acht Minuten von der Stadtmitte von LaGrange bis zu dem Einkaufszentrum im Vorort. Dort schlenderten der Landwirtschaftsminister und sein Leibwächter durch den Zentralgang bis zu

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