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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Hinterbein zum Präsidenten zog und Robinson anfing, dieses Gipfeltreffen mit dem Führer der Freien Welt zu übertragen. Nicht lange, und das andere Schwein wurde in ihre Überlegungen einbezogen, und schließlich bekam sogar Cal Gelegenheit, sich in das Bild zu gesellen. Die beiden Männer und die beiden nackten Meerschweinchen umkreisten einander in einer Parodie auf die Freundlichkeit, deren ekelerregende Implikationen Cal in die Gefahr brachten, vor der Hälfte der Weltbevölkerung – seine Frau nicht ausgeschlossen – zu kotzen.
    Aber mit Hilfe seiner Willenskraft behielt er seine Galle bei sich, und der Präsident erzählte den Massen, daß Cal Pickford, der erste aktive Cowboy im Weltraum, die Freuden des Zaunpfahleingrabens und der Rindviehgeburtshilfe aufgegeben habe, um Breschnews Babies zum Mond zu eskortieren, und daß er für dieses Opfer ein dreifaches Hoch von jedem englisch- (und vielleicht spanischsprachigen) Zuschauer dieser Übertragung verdient habe.
    Und zu seinem eigenen Verdruß mußte Cal lächeln, als er daran dachte, daß in diesem Augenblick Millionen von Amerikanern vor ihren Fernsehgeräten aufstanden und unisono brüllten: »Hip Hip Hurra für Cal Pickford!«
    Ein biologischer Zwischenfall unterbrach ihn in seinem Sinnen. Das dickere der beiden Meerschweinchen entledigte sich eines Schwarms von Köteln, die nun die beiden Männer umschwebten wie streunende Planetoiden. Cal mußte den Sprühverschluß seiner Druckflasche abschrauben und sie einfangen. Nixon zeigte sich während dieser improvisierten Angelegenheit ruhig und liebenswürdig – menschlich beinahe –, als habe der Anblick eines ehemaligen Kuhhirten, der Schrotkügelchen aus Meerschweinmist in einem Behälter sammelte, der eigentlich für Co’Cola gedacht war, durchaus einen gewissen Reiz.
    Nach der Übertragung aber machte der Präsident – es war schwer, ihn als ›King Richard‹ lächerlich zu machen, wenn man hunderttausend Meilen weit von der Erde entfernt in einer zerbrechlichen Blechdose neben ihm schwebte – Cal Vorwürfe wegen seines Indianerzopfes.
    »Dieser gottverdammte Hippie-Haarschwanz«, sagte er, »gehört nicht auf eine Mission wie unsere. Die Checkers wurde für Menschen gebaut, die die Tradition respektieren, und wenn du dieses Bammelding nicht abschneidest, bevor wir in den Mondorbit einschwenken, dann werde ich – Schweine hin, Schweine her – deinen schwieligen Arsch mit Hudner und Levack nach Kennedy Port zurückschicken.«
    »Keiner von unseren NASA-Kollegen hatte etwas dagegen, Sir.«
    »Dann sind sie nicht die Anhänger von Sauberkeit und Ordnung, die sie sein sollten, und ich schäme mich für die bedauernswerten Schwänze.«
    »Jawohl, Sir.«
    Danach zog der Präsident sich in sich selbst zurück und verschleierte seine sorgenumkraterten Augen mit einem Ausdruck von so entlegener Bösartigkeit, daß Cal es mit der Angst zu tun bekam. Wo war der halb menschliche Richard Nixon geblieben, den er noch vor fünf Minuten gesehen hatte? Es sah aus, als habe er sich in eine realweltliche Hypostase von Philip K. Dicks fiktionalem Harper Mocton verwandelt. Selbst Robinson und Griegs, ehemalige Ledernacken und Veteranen des Indochina-Triumphs, wollten jetzt nichts mit ihm zu tun haben. Zwar blieben die beiden Männer auf dem Oberdeck, aber sie bemühten sich, den Abstand zu ihrem Arbeitgeber so groß wie möglich werden zu lassen. Unterdessen schwamm der Präsident zu seinem Passagiersessel, schnallte sich an und saß da wie eine Figur in einem Kaufhausschaufenster.
    »Wie ging’s?« fragte Bischof Marlin, als Cal zum Mannschaftsdeck zurückgekehrt war. »Abgesehen von der Kötelkatastrophe, meine ich.«
    Er und die Piloten, alle drei mit T-Shirts und Fliegerhosen bekleidet, hatten über Wandmonitore zugesehen. Hudner und Levack, der eine kopfüber dem anderen, schauten auf ebenso angeordnete Fernsehschirme und hantierten mit defekten Teilen von T-Schiff Hardware.
    Was Bischof Marlin betraf, so blies er mit einem Strohhalm Wasserkugeln; vier davon – wunderbare, zerbrechliche Kugeln – umkreisten ihn wie ein zufällig gestaltetes Planetarium, erheblich eleganter als das, welches sich soeben um Cal und den Präsidenten gedreht hatte.
    »Er will, daß ich meinen Zopf abschneide«, sagte Cal. »Sein Gesichtsausdruck hätte jede einzelne von Ihren Blasen platzen lassen.«
    »Ich weiß«, sagte Joshua Marlin. »Ich weiß.«
    Major Levack schnitt Cal den Zopf ab, und der Rest der Reise – noch

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