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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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zurückkehren konnte.
    »Major«, sagte der Colonel. »Würden die Herren sich bitte auf einen geringfügigen Tumult beschränken?«
    »Theologische Diskussion«, sagte Cal.
    »Theologische Diskussionen führt dieser Kopf nicht, Pickford. Er pflegt zu streiten. Und Ihr Streit bereitet allen hier Verdauungsstörungen.«
    »Was ist mit Ostern passiert?« Cal sah den Colonel herausfordernd an. »Das versuchen wir hier herauszufinden.«
    Hoffmans zerklüftetes Gesicht zerbrach zu einem Grinsen. »Könnt ihr Gojim eure eigenen gottverdammten Feiertage nicht mehr in die Reihe bringen? Kein Wunder, daß es mit dem Westen rapide in Richtung Scheol geht.« Gleich wieder ernst musterte er sie, als wären sie das Von Braunville’sche Gegenstück zu den ›Three Stooges‹; dann wandte er sich beinahe verächtlich ab und ging.
    Larry, Curly und Moe, dachte Cal. Das ist genau die Bande, der wir gleichen, während wir hier sitzen und darüber nachdenken, in welche Dimension oder temporale Singularität das Osterfest verschwunden ist. Daher ist der Vorschlag, den ich vorhin gemacht habe, der einzig vernünftige.
    »Lassen Sie uns mit dem Bischof reden«, sagte Cal noch einmal.
    Die drei Männer schlenderten durch den Rundkorridor der B-Kuppel, bis sie zur Kapelle und zur Kaplansunterkunft kamen. Eine Leuchtschrift über der ersteren tat kund, daß Bischof Marlin gerade jemandem die Beichte abnahm, und sie blieben im Gang, bis dieses Schild durch den Abgang des Büßers aus dem Beichtstuhl automatisch erlosch. Dann traten sie ein.
    Cal sah zu seiner Überraschung, daß der Mann, dem der Bischof soeben die Absolution erteilt hatte, Robinson war, der eine der beiden Leibwächter Nixons. Er war etwa so alt wie Cal, hatte eine sehnige Gestalt, ein Gesicht wie ein jugendlicher Nachtwächter und lange Hände, die er an Bord der Checkers oft benutzt hatte, um eine tragbare Videokamera zu bedienen. Cal hatte immer angenommen, daß er von den beiden Agenten derjenige war, dem der Präsident das größere Vertrauen entgegenbrachte, und Vears und Dollys kühle Reaktion auf seine Anwesenheit ließ vermuten, daß auch sie beunruhigt waren, ihn hier zu sehen. Was Robinson anging, so quetschte er zwanghaft sein Barett zwischen den Händen, zerdrückte es wie einen Übungsball für Arthritiker.
    »Major Vear, Mr. Dahlquist, erlauben Sie, daß ich Sie mit Tyler Robinson bekannt mache«, sagte der Bischof. »Cal kennt ihn schon.«
    Ja? fragte sich Cal. Wir sind zusammen durch den Weltraum gereist, um nach Von Braunville zu kommen, aber in diesen vier Tagen hat er vielleicht zwei vollständige Sätze zu mir gesagt. Meiner Meinung nach ist das einzig Gute an ihm, daß er Griegs trollhafte Düsterkeit knapp verfehlt …
    Bischof Marlin setzte hinzu: »Er hat offiziell dienstfrei, was auf unserer Reise hierher nie der Fall war, und jetzt weiß ich, daß er Episkopale ist.«
    »Gratuliere«, sagte Dahlquist.
    »Danke«, murmelte Tyler Robinson und würgte sein Barett.
    »Und jetzt steht es mir auch frei, Ihnen zu sagen« – der Bischof legte Robinson onkelhaft die Hand auf die Schulter –, »daß er unser Siebter ist. Weil er zu uns gestoßen ist, können wir beginnen. Und es dürfte alles leichter werden, da er dabei ist.«
    Soll ich jetzt lachen oder weinen? dachte Cal. Hurra – einerseits. Andererseits, was ist, wenn der Kerl ein Kuckucksei ist? Was ist, wenn der Präsident uns reinlegen und den Arsch aufreißen will?
    »Unser Siebter?« fragte Dolly. »Warum brauchen wir einen Siebten?«
    Buchstäblich gleichzeitig fragte Vear: »Und was ist mit Ostern passiert, Bischof Marlin? Wo ist es geblieben?«
    »Wir brauchen einen Siebten, weil das eine heilige Zahl ist, Mister Dahlquist, und mit Ostern ist nichts passiert, Major Vear, außer daß es verschoben worden ist – das habe ich, meine Herren, aus göttlicher Hand –, bis wir tun können, was wir tun müssen.«
    »Und wann ist das?« wollte Cal wissen.
    »Heute. Heute nachmittag. So bald wie möglich.« Der Bischof ließ Robinson hinaus und versicherte ihm, daß die Buße, die er ihm aufgetragen habe, ihn von seinen Sünden erlösen werde; dann ging er am Beichtstuhl vorbei zum Altar im hinteren Teil der winzigen Kapelle. »Kommen Sie herüber«, drängte er Cal. »Das müssen Sie sehen.«
    Cal trat neben ihn vor den flachen Altar. Dahinter, für Vear und Dolly unsichtbar, stand einer der Meerschweinchen-Käfige, die sie von der Erde heraufgebracht hatten. Als Cal hineinschaute, sah er, daß das

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