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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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wurde ihm übel davon. Dieser drei Wochen alte Nachruf in der Constitution hatte ihm den Appetit verschlagen, und er hatte nicht die Absicht, sich zwischen den mittäglichen Vordränglern und Ellbogenschubsern anzustellen, um sich ein Sandwich zu kaufen, das er in seiner Trauer um den verstorbenen Phil Dick wahrscheinlich sowieso nicht runterbringen würde.
    Deshalb wandte er sich von dem Imbißtresen ab und ging zur anderen Seite des Korridors. Hier schlenderte er dem vorherrschenden Strom der Fußgänger entgegen, bis er sich dem Eingang der Buchhandlung ›Gangway Books‹ gegenüber befand, wo James T. Micheners ›The Boers‹ und Bishop Joshua Marlins ›Dead Sea, Living Faith‹ auf Ehrenplätzen in einem Display vor dem Laden standen. Er reckte den Hals, um zu sehen, wer an der Kasse saß, und stellte fest, daß Le Boi Loan den Posten innehatte; noch einmal durchquerte er das Rinnsal des Fußgängerverkehrs, um dem schlanken Vietnamesen die Neuigkeit mitzuteilen.
    »Lone Boy«, rief Cal, noch bevor er die Schwelle der Buchhandlung überschritten hatte. »Lone Boy, Philip K. Dick ist tot.«
    »Viele Leute sind tot«, erwiderte Lone Boy und drehte sich in der hüfthohen Minifestung der Verkaufstheke nach ihm um.
    »Aber von Dick habe ich’s gerade erst erfahren. Ich wollte wissen, ob du irgendwelche Bücher von ihm hast.«
    »Wenn du sie willst, haben wir sie wahrscheinlich nicht. Was du willst, ist fast immer verrücktes Zeug, und der Big Boss von Gangway nimmt prinzipiell kein verrücktes Zeug ins Sortiment.«
    Cal mochte Le Boi Loan, den jedermann ganz natürlich ›The Lone Boy‹ oder einfach Lone Boy nannte, wenngleich Cal immer noch nicht herausgefunden hatte, wieso der junge Asiate – er war ein oder zwei Jahre jünger als Cal – sich dafür entschieden hatte, in einer Buchhandlung zu arbeiten. Lone Boy war süchtig nach Telespielen und Videos, und er hegte ein pathologisches Mißtrauen gegen das geschriebene Wort, solange es nicht in den Dialogballons von Daredevil ruhte, seinem Lieblings-Superhelden aus den Marvel- Comics. Anscheinend arbeitete er außerdem in der Nachtschicht in einem Supermarkt in einem südlichen Vorort von La-Grange, und der Grund für seine Beschäftigung dort war natürlich das Geld; das gleiche mußte für ›Gangway Books‹ gelten. Er hatte Frau und Kinder zu ernähren, und wenn er wie ein Teenager-Rebell aus einem zweitklassigen Hollywoodfilm redete – nun, das war eben die Art von Zelluloid-Unterrichtsmaterial, mit dem Le Boi Loan sein Englisch zum Teil erlernt hatte.
    »Was ist denn verrückter als ›Dungeons and Dragons‹ oder Kalender mit Kerlen in schockfarbenen Tangas? Solches Zeug habt ihr tonnenweise, Lone Boy.«
    »Das ist verkäuflich verrückt. Aber die Verrücktheiten, die du willst, wird nur ein Laden, der dich als Kunden hat, jemals los.«
    »Philip K. Dick war ein bedeutender amerikanischer Autor.«
    »Ich werd’s mir notieren.«
    »Jetzt ist er tot, und ich wollte nur wissen, ob noch Bücher von ihm lieferbar sind.«
    »Geht es so nicht immer? Da muß einer erst sterben oder den Nobelpreis kriegen, ehe irgend jemand einen Finger rührt, um ihn zu lesen.«
    »Ich habe ihn gelesen, bevor er starb, Lone Boy. Ich lese ihn seit fünfzehn Jahren. Ich besitze Exemplare von Dick’schen Werken, für die mancher große Redakteur und Kritiker einen Mord begehen würde.«
    »Aha. Dick’sche Werke.«
    Cal hörte auf zu plappern. Hey-diddle-diddle, er war dabei, seinen Mund mit seinem Verstand weglaufen zu lassen. Er mußte sich beruhigen, bevor jemand etwas hörte und anfinge, ihn wegen inkriminierender Details zu löchern. Wie beispielsweise der Knabe, der am Vormittag die Tierhandlung ausbaldowert hatte?
    »Lone Boy«, sagte Cal bedächtiger. »Weißt du zufällig, ob ihr irgendwelche Bücher von Dick vorrätig habt?«
    »Er ist Romanschriftsteller?«
    »Klar. Natürlich. Was dachtest du denn?«
    »Nichts weiter. Was mich angeht, ich bemühe mich, gar nichts zu denken. Aber wenn er Romanschriftsteller ist, mußt du drüben unter D nachgucken, wo all die Taschenbücher rumstehen.«
    »Bisher gab’s da nichts.«
    »Dann ist es möglich, daß wir jetzt auch nichts haben.«
    Cal trat an die Regale mit der Unterhaltungsliteratur – Reihen über Reihen von Taschenbüchern, auf denen Nazi-Hakenkreuze prangten, gespenstisch bleiche Kindergesichter, sich umarmende Liebespaare und die kanonenhaften Läufe von .38er Pistolen. Er fand keinen einzigen Titel von Dick und

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