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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Dart jetzt wieder bergab fuhr, verbannte er das Bild des kleinen Mannes entschlossen aus seinen Gedanken, um auch weiterhin leicht zu atmen.
    Das ist nicht wirklich passiert, dachte er, und du wirst es niemals irgend jemandem gegenüber erwähnen …
    Als das Einkaufszentrum zwanzig Minuten hinter ihm lag, sichtete er den Wasserturm von Pine Mountain. Der Name der Stadt marschierte in sauberen grünen Lettern, größer als irgendein Mensch, um den kalkweißen Tank, und an der ersten roten Ampel (die Stadt hatte nur zwei) bog er links ab und fuhr die Chipley Street zwei Blocks weit bis zu dem Doppelhausapartment, das er und Lia von den McVanes gemietet hatten. Sofort erblickte er das ungeheure Tier, das vorn im Garten angekettet war. »Hallo, Vike«, murmelte er.
    Viking war ein sibirischer Husky-Rüde – schwarz, silbern und cremefarben –, den Lias Bruder Jeff ihnen ungefähr drei Tage nach ihrer Ankunft in Georgia geschenkt hatte. An Weihnachten war der Hund in der Brown Thrasher Barony aufgetaucht, dem Gestüt, dessen Verwalter Jeff war. Zwar hatten Jeffs Kinder ihn angefleht, den Hund behalten zu dürfen, aber Jeff hatte dem Hund nicht genügend vertraut, um ihn auf den Weiden umherstreunen zu lassen, auf denen die Pferde seines Arbeitgebers grasten. Und so war Viking in die Stadt gekommen, um bei Lia und Cal zu wohnen. Ein erwachsener Husky in einer Doppelhaushälfte, in der sie eigentlich allein wohnten.
    Der Trick scheiterte auch bald. Einen Hund von Vikings Größe konnte man nicht lange verstecken, und als Cal und Lia anfingen, außerhalb zu arbeiten, konnten sie ihn nicht allein in der Wohnung lassen, bis sie von der Arbeit zurückkamen. Er zerkaute Cals Bücher und haarte auf Lias Polstermöbel. Und so kam es zu einem der ersten grandios fetzenden Donner-und-Blitz-Kräche in Georgia um einen sibirischen Schlittenhund, den Cal, so sehr er Tiere liebte, eigentlich nicht haben und den Lia nicht gehen lassen wollte.
    Zum Glück sah Mr. McVane keinen Grund, ihnen wegen Hundehaltung die Wohnung zu kündigen. Zum Glück, denn Lias Wunsch, Viking zu behalten, triumphierte über Cals Befürchtung, man tue dem Hund, indem man ihn in eine Stadt sperrte, im Haus oder im Freien, schreckliches Unrecht an (denn Huskies brauchten Platz, und Pine Mountain war nicht ganz das gleiche wie der Yukon).
    Viking lag auf der Terrasse an einer zehn Meter langen Kette; die Kette war an einer Stange befestigt, die unter einem Magnolienbaum in den Boden getrieben war. Cal parkte den Dart parallel zur Chipley Street am Rande des Gartens. Der Hund hob den großen Kopf und starrte den Wagen unter cremefarbenen Fellbüscheln hervor an, die Cal an eine Art unheimliche Augenbrauen denken ließen.
    Cal drehte das Fenster herunter und rief: »Hey, Vike, wie wär’s denn, wenn wir dir mal die Kette abnehmen?«
    Der Husky stand auf und schleifte die Kette hinter sich her zum Auto. Cal hörte sein erstickt klingendes Brummen, eine beunruhigende Abart des Knurrens – nicht wütend, sondern in freudiger Erwartung –, das den Hund zu einem sehr wirkungsvollen Wachhund machte. Die meisten Passanten sahen, wie groß und wild Viking aussah, und sie nahmen an, dieses einschüchternde Geräusch solle ihnen zur Warnung dienen. In Wirklichkeit war es seine eigentümliche Art und Weise, Besucher davon in Kenntnis zu setzen, daß er Aufmerksamkeit wünsche. Die kleinen schwarzen Kinder, die vor und nach der Schule die Chipley Street hinauf und herunter trotteten, fürchteten sich vor Viking und hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, auf die andere Straßenseite zu gehen und Stöcke und Steine bei sich zu tragen. Verdenken konnte man es ihnen eigentlich nicht. Viking hatte viel Ähnlichkeit mit einem Wolf.
    Cal stieg aus dem Dart, packte den Hund beim Kopf und warf ihn hin und her. Viking mochte das. Er stellte sich auf die Hinterbeine und stemmte Cal die erdverkrusteten Vorderpfoten gegen die Brust, und dabei verstärkte er das Knurren, das Leute, die damit nicht vertraut waren, so sehr ängstigte. Cal schob den Hund beiseite, aber Viking kam zurückgesprungen: Er wollte mehr, und er knurrte sein Knurren.
    »Er ist ein Schatz«, sagte Lia immer. »Ein aufgeplusterter Bluffer.«
    Vielleicht. Vielleicht auch nicht. So oder so, Cal hatte noch nie – auch nicht zur Hälfte – ein so faszinierendes Tier besessen, und zuerst hatte er ihn auch nicht haben wollen. Schließlich konnte man nie wirklich sicher sein, daß das Knurren wirklich nur ein

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