Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
Vom Netzwerk:
Dudgeon‹ nehmen, und bis vor ungefähr einem Jahr dann Valis bei Banshee herauskam, konnte Dick in den nächsten vierzehn Jahren – von schlichten Neuauflagen abgesehen – überhaupt nichts mehr veröffentlichen. Ein Verbrechen. Eine Schande und ein Verbrechen.«
    Und jetzt ist der Arme tot, dachte Cal. Er tastete auf einem Bücherbord herum, fand seinen Vorrat und drehte sich einen Joint. (Es war ein Merkmal seiner altmodischen Einstellung, wußte er, daß er kein Koks nahm. So was war für jungdynamische Aufwärtsstrebende, für ›Upwardly Mobiles‹, und er war kein gottverdammter UpMo.) So rauchte er seine Marijuana-Zigarette, und Vike sah geduldig zu, während er wieder in seinen verbotenen Dickiana wühlte.
    Er suchte mehrere Mappen heraus und stapelte sie vor Viking auf: ›Do Androids Dream of Ambitious Veeps?‹, ›Flow My Tears, the Policeman Said‹, ›Now Wait for Last Year‹, ›They Scan Us Darkly, Don’t They?‹, ›No-Knock Nocturne‹ und vier oder fünf andere, darunter ›Yubig‹ und ›The Dream Impeachment of Harper Mocton‹. Viking starrte den Stapel lange Zeit an. Cal ebenfalls, und er erinnerte sich dabei an die Umstände, unter denen er jede einzelne Fotokopie erworben hatte.
    »Möchtest du gern wissen, wie ich die bekommen habe?«
    »Gern«, antwortete der Hund.
    »Also gut, dann hör zu! Ein Freund von mir in Boulder – das war damals, ’69 – kannte jemanden, der Dick in Santa Venetia, Kalifornien, gekannt hatte, und Dick hatte diesem Typen eine Fotokopie des Manuskripts von ›The Doctor in High Dudgeon‹ gegeben. Einfach gegeben. Mein Freund machte eine Kopie von der Kopie von Dicks Freund und schickte Dick einen Scheck über zehn Dollar durch Dicks Freund … Ist das zu kompliziert für dich, Vike?«
    »Wenn du es erzählen kannst, kann ich es jederzeit verstehen.«
    »Stimmt auch wieder. Entschuldige.« Cal nahm einen tiefen Zug. »Wir fühlten uns moralisch verpflichtet, einen Autor, von dessen Arbeit wir eine Kopie machten, um sie zu behalten, auch zu bezahlen. Sofern wir es uns leisten konnten, natürlich. Auf diese Weise machte schon vor Nixons Wahl eine Menge Mist die Runde – Underground-Comics, Gedichte, Poster, Songs und so weiter. Als hätten wir die bevorstehende Zensur geahnt. Nicht viele Kunststudenten wollten Geld für ihre Sachen, aber wenn man auf jemanden von nationalem Ruf stieß, der diesen Ruf im Protest gegen den nahenden Faschismus ins Feld führte, wie Philip K. Dick es tat – na, da fühlte man sich nicht berechtigt, Kopien seiner Arbeit zu behalten, ohne etwas dafür zu geben. Ich meine, ein paar von diesen Leuten waren Profis. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt damit, daß sie schrieben oder malten oder auftraten, und wenn sie ihre Ware nicht mehr durch kapitalistische Kanäle verhökern konnten, dann schadete ihnen das.«
    »Und deshalb gab Dick das Manuskript vom ›High Dudgeon‹ seinem Freund, damit der Freund es herumzeigen und etwas Geld für Dick auftreiben könnte?«
    »Nein, nein, nein! Verdammt, Vike, du bist der Gefangene einer bourgeoisen Hund-frißt-Hund-Mentalität. Was, zum Teufel, ist los mit dir?«
    Vike leckte sich betreten die Lefzen.
    »Es war nichts, was Dick wollte oder erwartete. Er hatte seinem Freund den Roman gegeben, einfach weil er ihn mit anderen teilen wollte. Es war etwas, das die Freunde des Freundes von sich selbst erwarteten, wenn sie sich Kopien machten. Wir wollten den Künstlern unsere Dankbarkeit erweisen, indem wir ihnen etwas dafür gaben – als Anerkenntnis ihrer Fähigkeit und ihres Mutes, und als Ausgleich für den Einkommensverlust, den sie erlitten, als die Mainstream-Vermarkter es ablehnten, sie weiter zu sponsern. Und deshalb schickte mein Freund zehn Dollar an Dick, als er das Manuskript von Dicks Freund kopiert hatte, und deshalb tat ich, so pleite ich damals auch war, das gleiche, als ich ›High Dudgeon‹ gekriegt hatte. Ich wäre mir wie ein absolutes Arschloch vorgekommen, wenn ich es nicht getan hätte. Du verstehst mich doch, oder, Vike?«
    »Ich denke ja. Aber da die Kunst, die mir am besten gefällt, meistens aus der Dose kommt, bin ich auch nicht gerade eine Autorität in dieser Frage, nicht wahr?« Der Husky legte eine Pfote auf den Einband ›Flow My Tears, the Policeman Said‹. »Hast du Dick auch für all die anderen Romane einen Scheck geschickt?«
    »Wenn nicht sofort, nachdem ich meine Kopie gemacht hatte, dann später, wenn ich ein bißchen Bares hatte. Es wäre mies

Weitere Kostenlose Bücher