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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Psychology über die Symptomatologie der Paranoia widmete.
     
    An einer Stelle sagte Cal: »Schau, Dick hat hier eine alternative Historie errichtet, in welcher ein böser Präsident namens Harper Mocton – noch eine Nixon-Figur – dem amerikanischen Volk seinen Willen durch eine institutionalisierte Form der Gedankenkontrolle aufzwingt. In jedem Haushalt gibt es entweder einen Fernsehapparat oder einen Mikrocomputer mit einem Videodisplay, und …«
    »Moment mal! Das ist eine Freiheit, die wir nicht haben. Fernsehen, ja – aber schon zu Anfang der siebziger Jahre hat der Kongreß ein Gesetz erlassen, das es Individuen verbietet, Computer zu besitzen, wenn nicht eine Ausnahmegenehmigung nach dem Computer-Lizenzgesetz vorliegt.«
    »Das weiß ich, Lia. Ich will doch nur …«
    »Man muß beinahe Unternehmer in der Verteidigungsindustrie oder leitender Manager eines großen Stahlunternehmens sein, um so eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen. Ich konnte in Colorado keinen kriegen, und hier in Dixieland werde ich auch keinen bekommen. Die Genehmigungsverfahren sind unfair. Du mußt ein Riesengeschäft haben. Deine Arbeit muß ›das amerikanische Prestige fördern‹ oder ›zum Wohle der nationalen Sicherheit‹ wirken. Blah blah blah.«
    »Hör mal, das weiß ich alles«, erwiderte Cal ungeduldig. »Nixon hat die Mikrocomputer – Home Computer nennt Dick sie in ›Dream-Impeachment‹ – durch den Kongreß verbieten lassen, weil er fürchtete, sie könnten Privatbürgern, vor allem solchen mit einem Hightech-Background, leichten Zugang zu streng geheimen Informationen verschaffen. Er hatte Angst. Damals wollte er wegen des Krieges nicht, daß wir Mikrocomputer haben; jetzt will er es nicht, weil er Angst hat, die daraus resultierende Informationsexplosion könnte all die schmierigen kleinen Rattennester in Flammen aufgehen lassen, die er und seine Kohorten sich in den dreizehn Jahren, seit sie die Macht haben, zusammengepfriemelt haben.«
    Lia tippte auf die Manuskriptphotokopie in Cals Händen. »Hat Dicks bösartiger Harper Mocton denn nicht auch Angst vor solchen Dingen?«
    »Nein. In diesem Buch benutzt Mocton die Fernsehgeräte und Computerbildschirme der Leute, um sie mit Propaganda zu überfluten. Er beherrscht jeden Zweig des Rundfunkbetriebs …«
    »Voilà.«
    »… und er benutzt ständig die Sender und das nationale Computernetwork, um allen einzutrichtern, welches Glück sie haben, daß er ihr Chef ist. Eine Methode der Gedankensteuerung, die Mocton zur Perfektion entwickelt hat.«
    »Also hat er keine Schwierigkeiten, alle vier Jahre wiedergewählt zu werden?«
    »Er hat keine Schwierigkeiten, jeden Tag wiedergewählt zu werden, Lia. Jeden Abend in den Nachrichten findet eine Volksbefragung zu seiner Regierung statt. Alle Zuschauer tippen Ja oder Nein in ihre Geräte. Die Ergebnisse werden auf der Stelle vom Großen Nationalen Computer in Moctons Weißem Haus auf Maui errechnet. Neunzig Prozent des Volkes stimmen mit Ja. Diejenigen, die mit Nein stimmen, kriegen Besuch von Gorillas, die unseren Klopfnichts entsprechen. Dissidenten werden entweder umerzogen oder für verrückt erklärt, und Moctons Herrschaft geht weiter und immer weiter.«
    »Sie kann nicht in Ewigkeit weitergehen. Der Titel verrät es.«
    »Nein, tut sie auch nicht. Es passiert nämlich folgendes: Ein Computergenie – eine Art amerikanischer Einstein, der heimlich in Van Luna in Kansas arbeitet, ein Typ namens Eric Gipp – zapft den Großen Nationalen Computer an und programmiert ihn so, daß jede Sendung aus dem Oval Office eine unterschwellige Botschaft enthält. Diese Botschaft blitzt immer wieder vor dem Zuschauer auf, viel zu schnell, als daß das menschliche Auge sie fixieren könnte. Sie lautet: MOCTON IST EIN LÜGNER. TRÄUMT IHN HEUTE ABEND DER GERECHTIGKEIT ZU. Fast jeder im Lande registriert es und versucht, die kryptische Suggestion zu befolgen.«
    »Das heißt, dein Held, das Computergenie, unterzieht das Volk auch einer Gehirnwäsche?«
    »Na, es gibt hier durchaus einen gewissen moralischen Zwiespalt, Lia, aber Dick zeigt, daß die Menschen Gipps Botschaft folgen, weil sie unbewußt ihre verborgene Wahrheit erkennen. Sie wollen wieder die Kontrolle über ihr Leben erlangen, indem sie einen Befehl befolgen, der ihnen dies verspricht.«
    »Eine heikle Sache, Cal. Die Leute wollen die Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen, indem sie die Realitätssicht eines anderen übernehmen?«
    Cal runzelte irritiert die

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