Dieser Mann macht mich verrückt
aufgibt.«
»Wenn Sie das machen, sollten Sie das Garagentor schließen. Dreißig Minuten müssten genügen.«
Wortlos fletschte Nita die Zähne.
»Und wie kommen Sie von einem Ort zum anderen?«, fragte Blue.
»Chauncey Crole, dieser Narr, besitzt eine Karre, die in dieser Stadt als Taxi fungiert. Leider spuckt er dauernd aus dem Fenster. Das dreht mir den Magen um. Früher hat seine Frau den Garrison-Frauenclub geleitet. Die haben mich alle gehasst. Von Anfang an.«
»Erstaunlich.« Blue bog in die Hauptstraße.
»Aber ich habe mich gerächt.«
»Erzählen Sie mir bloß nicht, Sie hätten die Kinder der Leute verspeist.«
»Offenbar fällt Ihnen zu jedem Thema ein schlechter Witz ein. Parken Sie vor der Apotheke.«
Blue wünschte, sie hätte den Mund gehalten. Sicher wäre es eine nette Abwechslung gewesen, etwas mehr über Nitas Beziehung zu den ehrbaren Bewohnerinnen von Garrison zu erfahren. »Wollten Sie nicht in die Bank gehen?«
»Zuerst müssen Sie ein Rezept für mich einlösen.«
»Ich bin Künstlerin. Nicht Ihr Mädchen für alles.«
»Aber ich brauche mein Medikament. Oder finden Sie es zu mühsam, einer alten Frau ein paar Pillen zu besorgen?«
Blues Stimmung sank allmählich auf den Nullpunkt. Nach einem Stopp im Drugstore, an dessen Schaufensterscheibe ein deutlich sichtbares Schild mit der Aufschrift »Wir liefern ins Haus« klebte, wurde sie gezwungen, im Lebensmittelladen Hundefutter und All Bran zu kaufen, dann eine Banane und einen Muffin in der Bäckerei. Schließlich musste sie die Zeit totschlagen, während Nita sich im »Barb‘s« maniküren ließ.
Diese Atempause nutzte Blue, um auf eigene Kosten eine Banane, einen Muffin und einen Becher Kaffee zu erstehen, was ihre letzten zwölf Dollar um drei dezimierte. Sie löste den Deckel von dem Plastikbecher und wartete, bis ein silberner Dodge Ram-Laster vorbeifuhr, damit sie die Straße überqueren konnte.
Aber er fuhr nicht vorbei. Stattdessen bremste er und hielt vor einem Hydranten. Die Tür schwang auf, vertraute Schwulenstiefel erschienen, gefolgt von ebenso vertrauten langen Beinen in Jeans.
Hastig überspielte sie ein leichtes Schwindelgefühl mit einer gerunzelten Stirn und starrte den silbernen Laster an.
»Sag bloß nicht...«
17
»Wo zum Teufel warst du?« Dean trug einen biskuitfarbenen Cowboyhut und eine Hightech-Sonnenbrille mit einem Gestell aus mattem Aluminium und gelben Gläsern. Vor ein paar Stunden war er ihr Liebhaber gewesen. Deshalb markierte er jetzt eine wandelnde, sprechende Straßensperre auf dem Highway ihres Lebens. Am Anfang hatte sie ihm nur kleine Teilchen von ihrer Person zugebilligt, aber letzte Nacht ein ziemlich großes Stück, und das würde sie sich jetzt zurückholen. Er warf den Wagenschlag des Lasters zu. »Wenn du heute Morgen radeln wolltest, hättest du mich wecken sollen. Ich müsste ohnehin trainieren.«
»Gehört dieser Dodge dir?«
»Ohne Laster kann man nicht auf einer Farm wohnen.« Aus mehreren Ladentüren lugten neugierige Köpfe. Dean packte Blues Arm und zog sie zur Seitenwand des silbernen Vehikels. »Was treibst du hier? Du hast mir nicht einmal eine Nachricht hinterlassen. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht.«
Blue stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste sein kampflustiges Kinn. »Da ich keine andere Möglichkeit hatte, um in die Stadt zu gelangen und meinen neuen Job anzutreten, musste ich mir das Fahrrad ausleihen. Ich gebe es dir zurück.«
»Was für ein Job ist das?« Dean riss die Sonnenbrille von der Nase, seine Augen verengten sich. »Willst du mir etwa erzählen ... ?«
Blue zeigte mit dem Kaffeebecher zur anderen Straßenseite, wo der Corvette Roadster parkte. »So schlimm ist es gar nicht. Zumindest hat sie ein fabelhaftes Auto.«
»Diesen Hund wirst du nicht malen.«
»Ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen. Mit meiner derzeitigen Barschaft könnte ich nicht einmal bezahlen, was du bei McDonald‘s als Trinkgeld verschleuderst.«
»Noch nie ist mir eine so geldgierige Person begegnet.« Er setzte seine Sonnenbrille wieder auf. »Das musst du dir abgewöhnen, Blue. Du bist viel zu sehr aufs Geld fixiert.«
»Sobald ich Milliardärin bin, höre ich damit auf.«
Dean zog seine Brieftasche hervor, nahm ein Banknotenbündel heraus und steckte es in Blues Jeanstasche. »Soeben hat sich deine Barschaft vermehrt. Also, wo ist das Fahrrad? Wir haben zu tun.«
Statt zu antworten, zerrte sie das Geld aus ihrer Hosentasche. Lauter Fünfziger. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher