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Dieser Mann macht mich verrückt

Dieser Mann macht mich verrückt

Titel: Dieser Mann macht mich verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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später kehrte sie zurück, warf den Abdeckstift und die Chips auf eine Küchentheke, stellte die Mineralwasserflaschen daneben und legte das Wechselgeld dazu. Sie machte im Speisezimmer sauber und rückte die Möbel an ihre angestammten Plätze, lud ihre Sachen in Nitas Auto und riss die Plastikvorhänge von den Türöffnungen. Wenn man etwas beenden musste, das niemals hätte beginnen dürfen, gab es keinen besseren Zeitpunkt als jetzt.
    Bevor sie das Haus verließ, gönnte sie den Fresken einen letzten Blick und sah sie in realistischem Licht - sentimentale Scheiße.

22
    Dean stand am Rand des Weges und sah sie tanzen. Alle drei. Hinter dem Cottage, unter den Sternen. Aus einem Gettoblaster auf den Verandastufen dröhnte Musik. Während er seinem Vater zuschaute, erkannte er die genetische Ursache seiner eigenen athletischen Veranlagung.
    In Videos hatte er Jack schon öfter tanzen sehen. Auch in Livekonzerten, die er notgedrungen von seinen Klassenkameraden gezwungen besucht hatte. Aber jetzt beobachtete er eine ganz andere Szene. Er erinnerte sich an einen idiotischen Rock-Kritiker, der Jack Patriot mit Mick Jagger verglichen hatte. Aber Jack nahm niemals jene extravaganten, androgynen Posen ein. Stattdessen schien er aus purer männlicher Kraft zu bestehen.
    Riley, die längst im Bett liegen müsste, hopste ungeschickt um ihren Dad herum, von der Energie eines jungen Hündchens erfüllt, über die Dean gelächelt hätte, wäre er nicht so unglücklich gewesen.
    Anmutig schwebte April hin und her. Um ihre Hüften flatterte ein langer Rock aus hauchdünner Gaze. Das Gesicht emporgewandt, hob sie die Arme. Ihre Lippen formten einen sinnlichen Schmollmund. Da sah er wieder die leichtfertige, selbstzerstörerische Mutter seiner Kindheit, von Rock ‚n‘ Roll-Göttern versklavt.
    Als Riley keine Luft mehr bekam, sank sie neben Puffy ins Gras. Aprils und Jacks Blicke tauchten ineinander. Mit vehementen, fordernden Gesten reagierte er auf ihren eleganten Hüftschwung. Ihre Armreifen spiegelten das Licht der Verandalampe wider. Wie eine untrennbare Einheit bewegten sie sich und erweckten den Eindruck, sie hätten jahrzehntelang zusammen getanzt. Aprils Lippen glänzten feucht. Jack schenkte ihr ein höhnisches Rocker-Lächeln.
    An diesem Abend war Dean nur hierhergekommen, weil April seine E-Mails nicht mehr beantwortete. Jetzt beobachtete er, wie sich die beiden Menschen, die ihn gezeugt hatten, gegenseitig antörnten. Welch ein perfektes Ende eines beschissenen Tages. Courtney war eine Landplage. Zum Glück hatten die anderen Frauen die lästige Klette nach Nashville zum Shopping geschleppt. Die Männer waren noch länger auf der Veranda geblieben.
    Viel zu lange. Er wollte mit Blue reden. Aber als er Nita Garrisons Haus erreichte, waren alle Fenster dunkel. Trotzdem kletterte er zum Balkon hinauf, doch die Tür war verschlossen. Durch die Glasscheibe sah er Blues leeres Bett. Ein heißer Schmerz hatte sein Herz erfüllt. Dann war die Vernunft zurückgekehrt. Nein, vor Nitas Party am Samstag würde sie nicht abreisen. Am nächsten Morgen würde er alles in Ordnung bringen. So gut es ging.
    Nach der Bergtour am 4. Juli hatte sich alles geändert.
    Irgendetwas war bei dem albernen kleinen Sexspiel schiefgelaufen. Zunächst hatte er Blues unbeholfenen Versuch, eine terrorisierte Frau zu mimen, amüsant gefunden. Während sie sich aneinandergeklammert hatten, war eine überwältigende Zärtlichkeit in seiner Brust entstanden - ein völlig neues Gefühl, das er nicht erforschen wollte.
    Nun kam Riley wieder zu Atem und tanzte weiter. Dean stand außerhalb des Lichtkreises. Von seiner Familie entfernt. So wie er es wollte.
    Jack näherte sich seiner Tochter, und sie tat ihr Bestes, um ihm zu imponieren, demonstrierte ihr ganzes Repertoire eifriger, tollpatschiger Bewegungen. Grinsend tanzte April davon. Ihr Rock wirbelte, sie hob den Kopf, drehte sich im Kreis. Und da entdecke sie ihren Sohn.
    Ohne ihren Rhythmus zu unterbrechen, streckte sie eine Hand aus.
    Reglos blieb er stehen. Sie tanzte zu ihm, schwang den Arm hoch, wollte ihn in den Familienkreis locken. Plötzlich fühlte er sich wie gelähmt und schwindlig, ein Gefangener seiner DNA, und die Musik schien ihn zu umschlingen, an einen Ort zu zerren, wo er nicht sein wollte. Die doppelte Spirale der genetischen Materie bildete eine ererbte Last, die er in den Sport gesteuert hatte. Jetzt versuchte diese komplizierte Struktur nach ihm zu greifen, zur Quelle

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