Dieser Mann macht mich verrückt
Fernsehprogramm lesen, ein anderer Tylenol-Tabletten schlucken. Lächelnd teilte sie einer hübschen Rothaarigen mit, in Garrison gebe es noch keine Thai-Snacks.
Während sie in der Speisekammer nach Kartoffelchips suchte, tauchte April auf und brachte ihr mehrere Einkaufstüten. »Bei unserer Ankunft sahen Riley und ich, dass Dean Besuch hat, und so fuhr ich zum Cottage, um sie abzusetzen. Dort bleiben wir, bis die Luft rein ist.«
»Warum versteckt ihr euch? Das finde ich nicht richtig.«
»Oh, ich schon. Außerdem will Jack mir seinen neuen Song vorspielen.«
Inständig wünschte Blue, sie könnte im Cottage Jack Patriots neuen Song hören, statt Deans Freunde zu bedienen.
Als Dean endlich erschien, sprangen alle aus den Korbsesseln, um ihn zu begrüßen. Obwohl er nach Pferd und Schweiß roch, sank Courtney, die sich eben noch über den schwachen Stallgestank beschwert hatte, an seine Brust. »O Dean, Baby! Überraschung! Wir dachten schon, du würdest dich niemals blicken lassen.«
»Hi, Boo, nettes Haus hast du da.«
Dean schaute nicht einmal sekundenlang in Blues Richtung. Und so zog sie sich in die Küche zurück, um die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank zu räumen. Ein paar Minuten später folgte er ihr. »Hallo, danke für deine Hilfe. Jetzt will ich nur rasch duschen, dann komme ich sofort wieder herunter.«
Nachdem er verschwunden war, überlegte sie, ob sie seine Freunde weiterhin bedienen oder an der Party teilnehmen sollte. Sie schloss die Kühlschranktür. Zum Teufel damit, sie würde lieber arbeiten.
Aber bevor sie zu ihren Fresken zurückkehren konnte, schlenderte eine Frau namens Roshaun in die Küche und fragte nach Eiscreme. Also nahm Blue neue Teller aus dem Schrank und stellte die benutzten in die Geschirrspülmaschine. Ein frisch geduschter Dean eilte an ihr vorbei. »Nochmals vielen Dank, Blue, du bist ein Engel ...« Kurz danach hörte sie ihn auf der Veranda mit seinen Freunden lachen.
Reglos stand sie da und betrachtete die Küche, die sie so sehr liebte. Das war‘s dann wohl. Doch sie musste sich vergewissern. Mit zitternden Händen trug sie ein Tablett mit zwei warmen Dosen Diätcola und der letzten kalten Bierflasche.
Courtney hatte einen Arm um Deans Taille geschlungen, eine ihrer schimmernden Haarsträhnen hing am Ärmel seines grauen Polohemds. In ihren Highheels war sie fast so groß wie er. »Vor Andys und Sherilyns Party musst du rechtzeitig zurückkommen, Boo, weil ich den beiden versprochen habe, dass wir kommen.«
Er gehört mir, hätte Blue beinahe protestiert. Nein, das stimmte nicht. Zu ihr gehörte niemand. Niemand hatte jemals zu ihr gehört. Sie ging mit dem Tablett auf ihn zu, und ihre Blicke trafen sich. Oh, diese vertrauten blauen Augen, die so oft in ihre gelacht hatten ... Sie wollte erklären, sie habe das letzte eisgekühlte Bier für ihn aufgehoben. Aber ehe sie den Mund öffnen konnte, schaute er weg, als wäre sie unsichtbar.
In ihrer Kehle bildete sich ein harter Klumpen. Sie stellte das Tablett auf den Tisch und floh ins Haus. Blindlings rannte sie ins Speisezimmer. Fröhliches Gelächter wehte hinter ihr her. Hastig begann sie ihre Pinsel zu reinigen, arbeitete mechanisch, schraubte Deckel auf Farbtöpfe, sammelte ihre Utensilien ein und faltete die Plastiktücher zusammen, eifrig bestrebt, alles in Ordnung zu bringen, damit sie nicht mehr zurückkommen musste. Ein Plastikvorhang raschelte, und Courtney trat ein.
Offenbar konnte sie das Schild mit der Aufschrift Kein Zutritt nicht lesen, obwohl sie Lehrerin war. »Ein kleiner Notfall...«, verkündete sie, ohne die Wandgemälde zu beachten. »Vorhin sind unsere Fahrer weggefahren, um irgendwo zu essen, und ich kriege einen riesigen Pickel im Gesicht. Leider habe ich keinen Abdeckstift bei mir. Würden Sie in die Stadt fahren und einen kaufen? Vielleicht bringen Sie bei der Gelegenheit noch ein paar Flaschen Mineralwasser mit.« Sie wandte sich ab. »Mal sehen, ob die anderen auch was wollen ...«
Blue schob die Plastiktücher aus dem Weg und beschloss, Dean noch eine Chance zu geben.
Aber es war Courtney, die zurückkam, einen Hundert Dollar-Schein zwischen den Fingern. »Also, ein Abdeckstift, Mineralwasser, drei Packungen Chips. Behalten Sie das Wechselgeld«, fügte sie hinzu und drückte die Banknote in Blues Hand. »Danke, Schätzchen.«
Durch Blues Gehirn zuckte ein Dutzend Szenarien. Doch sie suchte eins aus, das ihr ermöglichte, ihre Würde zu wahren.
Eine Stunde
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