Dieser Mann macht mich verrückt
Zu einer Wickelbluse aus grünem Jersey trug sie Jeans, die sich eng an ihre schmalen Hüften schmiegten. Neben dem Bett lagen dunkelgrüne Ballerinas am Boden. Statt verzweifelt zu wirken, schien sie seinen Anblick zu genießen, und ihr Lächeln wirkte fast scheu.
Da traf es ihn wie ein Donnerschlag. Nach all den Qualen dieses letzten Tages. Sie hat das Foto nicht gesehen! Vielleicht waren die Zeitungen wegen des Schneesturms nicht nach Garrison gelangt. Aber warum war sie dann ausgezogen?
»Hast du mir mitgeteilt, dass du kommen würdest, Dean?«
»Eh - ein oder zwei Nachrichten auf deinem Anrufbeantworter ...« Mindestens ein Dutzend.
»Tut mir leid, ich habe mein Handy irgendwo liegen lassen.« Forschend schaute sie ihn an.
Er wollte sie küssen, bis beiden der Atem ausging. Doch das konnte er nicht. Noch nicht. Vielleicht nie mehr. »Wo sind deine Sachen?«
»Was meinst du?« Verwundert legte sie den Kopf schief.
»Deine Kleider, deine Farben?« Unwillkürlich hob er seine Stimme. »Deine Bodylotion? Deine verdammten Joghurts ? Wo ist das alles ? «
Sie starrte ihn an, als würde sie an seinem Verstand zweifeln. »Überall.«
»Nein, eben nicht!«
Langsam und etwas ungeschickt faltete sie ihre Beine auseinander. »Ich habe im Cottage gemalt. Jetzt benutze ich keine Acrylfarben mehr, sondern Öl. Wenn ich da drüben male, muss ich nachts keine unangenehmen Dämpfe einatmen.«
»Warum hast du mir das nicht gesagt?« O Gott, er schrie. Mühsam zwang er sich zur Ruhe. »Hier gibt‘s nichts zu essen!«
»Weil ich im Cottage esse. Sonst muss ich immer hin und her laufen, wenn ich hungrig bin.«
Dean atmete ein paar Mal tief durch, um seine Adrenalinexplosion zu bekämpfen. »Und deine Kleider? Die sind verschwunden.«
»Nein«, erwiderte sie, immer noch verwirrt. »Ich habe meine Sachen in Rileys Zimmer gebracht. Ohne dich konnte ich nicht ertragen, hier zu schlafen. Lach mich nur aus ...«
»Sei versichert, zum Lachen ist mir wirklich nicht zumute.« Er ließ die Hände sinken, die er in die Hüften gestützt hatte. »Verzichtest du neuerdings auf deine Körperpflege?« Er musste sich vergewissern. »Seltsamerweise ist meine Dusche unbenutzt.«
Sie schwang die Beine über seine Bettkante. »Das andere Bad liegt näher bei Rileys Zimmer. Fühlst du dich nicht gut? Allmählich machst du mir Angst.«
Auf den Gedanken, die anderen Badezimmer zu inspizieren oder im Cottage nachzuschauen, war er gar nicht gekommen. Weil er nur gesehen hatte, was seine Erwartung bestätigen würde - eine unzuverlässige Frau. In Wirklichkeit war er unzuverlässig gewesen, nicht bereit, sein Herz aufs Spiel zu setzen. Nun bemühte er sich um eine neue Perspektive. »Wo warst du gestern?«
»In Atlanta. Dauernd liegt Nita mir wegen meiner Bilder in den Ohren. Da ist dieser fabelhafte Kunsthändler, der ...« Besorgt unterbrach sie sich. »Das erzähle ich dir später. Haben sie dich auf die Bank gesetzt? Ist es das, was dich so bedrückt?« Empört schnappte sie nach Luft. »Wie konnten sie nur? Hast du so schlecht gespielt?«
»Nein, sie haben mich nicht auf die Bank gesetzt.« Dean strich mit allen Fingern durch sein feuchtes Haar. Im Schlafzimmer war es eisig kalt, eine Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper, und nichts war geklärt. Gar nichts. »Ich muss dir was erzählen. Hör erst mal zu, bevor du ausflippst. Versprich mir das.«
»O Gott, du hast einen Gehirntumor!« Ihr Atem stockte. »Die ganze Zeit, während ich mich hier verkroch ...«
»Verdammt, ich habe keinen Gehirntumor!«, stieß er hervor. »Gestern erschien ein Foto von mir in der Zeitung. Das wurde bei einer Benefizgala für die Krebsforschung geknipst. Da war ich letzte Woche.«
Blue nickte. »Vorhin war ich bei Nita. Sie hat‘s mir gezeigt.«
»Also hast du‘s gesehen?«
»Ja.« Sie starrte ihn immer noch an, als wäre er geistesgestört.
»Meinst du das Foto in der gestrigen Sun Times- Ausgabe?« Zögernd ging er zu ihr. »Auf dem ich eine Frau küsse ?«
Endlich umwölkte sich ihre Miene. »Wer war das eigentlich? Dieses Biest müsste ich in den Arsch treten.«
Vielleicht hatte er im Lauf seiner Karriere zu viele Gehirnerschütterungen erlitten, denn ihm wurde ganz schwindlig, er musste sich auf die Bettkante setzen.
»Glaub mir, Nita war wütend.« Blue warf ihre Arme in die Luft und begann umherzuwandern. »Obwohl sie angefangen hat, dich zu mögen, hält sie immer noch alle Männer für Abschaum.«
»Du nicht?«
»Nicht alle.
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