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Dieser Mann macht mich verrückt

Dieser Mann macht mich verrückt

Titel: Dieser Mann macht mich verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sich nur noch Rehe, Eichhörnchen, Waschbären und Kojoten auf den fünfundsiebzig Morgen herum. Zu dem Anwesen - Weideflächen, Felder, Wälder - gehörten auch ein Stall, ein verfallenes Pächter-Cottage, ein abgeschiedener, von Quellen gespeister Teich. Am Ende eines rissigen Steinplattenwegs lag eine alte Laube voller Weinranken. Daneben stand eine verwitterte Holzbank und erweckte den Eindruck, Wilma Callaway, die letzte Bewohnerin der Farm, wäre hier herausgekommen, wenn sie ihre Arbeit erledigt hatte. Im letzten Jahr war Wilma mit einundneunzig gestorben. Dean hatte die Farm einem entfernten Verwandten abgekauft.
    Mittels eines komplizierten Netzwerks aus Kontakten behielt April ihren Sohn im Auge. Auf diese Weise hatte sie erfahren, dass er jemanden brauchte, der die Renovierungsarbeiten beaufsichtigte. Da hatte sie sofort gewusst, was sie tun musste. Nach all den Jahren würde sie endlich ein Heim für ihren Sohn einrichten. Leicht war es nicht gewesen, ihre Tätigkeit in L.A. zu beenden - dafür aber erstaunlich leicht, diesen Job einer Haushälterin zu bekommen. Sie hatte ein paar Referenzen gefälscht, einen Rock und einen Pullover bei Talbots gekauft, außerdem ein Stirnband, um ihr langes Haar aus dem Gesicht zu halten. Dann hatte sie eine Geschichte erfunden, die ihre Anwesenheit in East Tennessee erklärte. Nach einem zehnminütigen Bewerbungsgespräch war sie von Deans Immobilienmaklerin engagiert worden.
    Eine seltsame Hassliebe verband sie mit der Frau, die sie erfunden hatte, um ihre wahre Identität zu verheimlichen. Sie stellte sich Susan O‘Hara als Witwe vor, die jetzt auf eigenen Füßen stand. Verarmt, aber tapfer, besaß Susan keine beruflich verwertbaren Fähigkeiten außer den Kenntnissen, die sie ihrer Mutterschaft und der Buchhaltung in ihrem Haushalt verdankte. Außerdem hatte sie in der Sonntagsschule unterrichtet und ihrem geliebten, mittlerweile verstorbenen Ehemann geholfen, die Renovierung von Häusern zu organisieren.
    Aber was ihre Graderobe betraf, musste sich Susans konservativer Geschmack ändern. An ihrem ersten Tag in Garrison erklärte April die Witwe zu einer rundum erneuerten Frau und kehrte zu ihren eigenen Kleidern zurück. Sie liebte es, Vintage-Mode mit schrillen neuen Sachen zu mixen, Designer-Outfits mit Fundstücken aus Discountläden. Letzte Woche war sie in einem Gaultier-Bustier und Bananen-Republic-Chinos durch die Stadt gewandert. An diesem Tag trug sie ein imitiertes dunkelbraunes Janis Joplin T-Shirt, eine ingwerfarbene Caprihose und die Sandalen voller Strasssteine.
    Nun folgte sie dem Weg, der in den Wald führte. Weiße Veilchen und wilde Möhren begannen zu blühen. Bald sah sie Sonnenflecken auf dem Teich glitzern, zwischen breitblättrigen Kamelien und flammendroten Azaleen. Sie fand ihren Lieblingsplatz am Ufer und zog die Sandalen aus. Auf der anderen Seite des Teichs, hinter Bäumen verborgen, stand das heruntergekommene Pächter-Cottage, in dem sie wohnte.
    Sie zog die Knie an und schlang ihre Arme darum. Früher oder später würde Dean das Täuschungsmanöver entdecken. Dann wäre alles vorbei. Natürlich würde er sie nicht anschreien. Das passte nicht zu ihm. Aber seine unausgesprochene Verachtung war noch schlimmer als verletzende Worte. Könnte sie die Renovierung seines Hauses doch nur beenden, bevor er das Spiel durchschaute. Vielleicht würde er, wenn er ins Farmhaus zog, wenigstens andeutungsweise spüren, was sie zurücklassen wollte - ihre Liebe, ihr Bedauern.
    Leider hielt er nicht viel von Wiedergutmachungen. Darum hatte sie sich vor zehn Jahren bemüht. Aber weil die Narben seiner Wunden unauslöschlich waren, konnte er ihr nicht verzeihen. Diese Wunden hatte sie ihm zugefügt. April Robillard, die Queen aller Groupies. Das Mädchen, das so viel von Spaß und Partys verstand. Aber nichts von der Mutterschaft.
    »Hör auf, so über dich selber zu reden«, mahnte ihr Freund Charli, wann immer sie über die alten Zeiten diskutierten. »Niemals warst du ein Groupie, April, sondern eine Muse.«
    Das hatten sie sich alle immer eingeredet. Auf einige traf es wahrscheinlich auch zu. So viele fabelhafte Frauen: Anita Pallenberg, Marianne Faithful, Angie Bowie, BeBe Beull, Lori Maddox und April Robillard. Anita und Marianne waren Keiths und Micks Freundinnen gewesen; Angies Ehe mit David Bowie hatte immerhin eine Weile gedauert; BeBe war mit Steven Tyler liiert; Lori mit Jimmie Page. April war über ein Jahr lang Jack Patriots Geliebte

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