Dieser Mann macht mich verrückt
Cottage.
»Nein, im Farmhaus.«
»Sind Dean und Blue nicht weggefahren?«
»Doch.« Jack ergriff den Küchenstuhl, um ihn ins Cottage zurückzutragen.
»Also hast du Riley allein gelassen?«
»Das sagte ich doch«, erwiderte er auf dem Weg zur Hintertür. »Sie schläft.«
»Und wenn sie aufwacht?«
Er beschleunigte seine Schritte. »Sicher nicht.«
»Woher willst du das wissen?« April folgte ihm. »Eine verängstigte Elfjährige darf man nicht in einem so großen Haus allein lassen. Schon gar nicht mitten in der Nacht.«
Er ertrug es nicht, wenn er in die Defensive gedrängt wurde. Erbost rammte er den Stuhl ins Gras. »Was soll ihr denn passieren? Hier ist sie sicherer als in der Stadt.«
»So fühlt sie sich aber nicht.«
»Wahrscheinlich kann ich mein eigenes Kind besser beurteilen als du.«
»Du hast überhaupt keine Ahnung, was du mit ihr anfangen sollst.«
»Das werde ich herausfinden.«
»Beeil dich. Glaub mir, die Zeit läuft dir davon.«
»Ah, die grandiose Expertin. Verdankst du deiner Mutterschaft so viele wertvolle Erfahrungen?«
»Allerdings, Jack!« Heißer Zorn grub eine weitere Furche in die steinige Landschaft ihrer Gelassenheit. »Von solchen Dingen verstehe ich sehr viel, weil ich alle nur erdenklichen Fehler gemacht habe.«
»Genau.« Jack ergriff den Stuhl und stapfte ins Cottage.
Da brach die Furche auseinander und verwandelte sich in einen Abgrund. Nur ein einziger Mensch besaß das Recht, sie zu verdammen. Das war Dean. »Wage es bloß nicht, mich zu verurteilen!«, schrie sie und stürmte hinter ihm her. »Ausgerechnet du!«
Unbeeindruckt starrte er sie an. »Von dir muss ich mir wohl kaum sagen lassen, wie ich meine Tochter behandeln soll.«
»Aber du weißt es nicht.« Riley hatte eine besondere Seite in ihrem Wesen berührt. Deshalb durfte sie nicht klein beigeben. Auf keinen Fall, wenn die Zukunft des kleinen Mädchens auf dem Spiel stand, und wenn sich Jack so verständnislos verhielt. »Das Leben bietet einem nur selten zweite Chancen. Und du hast eine. Leider wirst du‘s vermasseln. Das sehe ich deutlich voraus. Mr Rockstar ist dreiundfünfzig Jahre alt und immer noch zu selbstsüchtig, um die Bedürfnisse eines armen kleinen Kindes zu erfüllen.«
»Versuch bloß nicht, deine Sünden auf mich abzuwälzen.« Harte, unnachgiebige Worte. Aber seine Stimme klang unsicher, da wusste sie, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Er rückte den Stuhl unter den Küchentisch und eilte an ihr vorbei. Krachend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Durch das Fenster beobachtete sie, wie er seinen Gitarrenkasten ergriff und sich über die Kerzenflamme beugte.
Sekunden später lag tiefes Dunkel über dem Ufer des Teichs.
Dean genoss es, mit anzusehen, wie viel Freude Blue an seinem Aston fand. Auf der Fahrt zum Farmhaus saß sie wieder am Steuer. »Eins musst du mir noch einmal erklären«, bat sie. »Wieso wusstest du, das ich beim Kampf mit einer Neurotikerin, die zwei Köpfe größer ist als ich und fünfzig Pfund schwerer, keine Querschnittslähmung erleiden würde?«
»Übertreib nicht so maßlos. Vielleicht einen halben Kopf und dreißig Pfund. Ich habe deinen Kampfgeist schon beobachtet. Außerdem war sie nicht neurotisch, sondern sturzbesoffen. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.«
»Trotzdem ...«
»Jedenfalls musste man ihr Manieren beibringen. Dafür fühlte ich mich nicht zuständig. In solchen Situationen sollte man sich auf Teamwork verlassen.« Dean grinste. »Wie du zugeben musst, hat es dir auch Spaß gemacht.«
»So was hasse ich.«
»Dagegen bist du machtlos, Blue - eine geborene Kämpfernatur.«
Dieses Kompliment gefiel ihr. Das merkte er ihr an. Er stieg aus und öffnete das Tor des Stalls, damit sie den Aston parken konnte. Allmählich verstand er ihr sonderbares Seelenleben. Während sie aufgewachsen war, hatte sie sich auf niemanden verlassen können, nur auf sich selbst. Deshalb legte sie so großen Wert auf ihre Unabhängigkeit, und deshalb ertrug sie es nicht, sich enger an ihn zu binden. Seine früheren Freundinnen hatten Dinners in luxuriösen Restaurants und teure Geschenke für selbstverständlich gehalten. Aber Blue ärgerte sich sogar über die billigen Ohrringe. Immer wieder hatte er beobachtet, wie sie verstohlen in den Rückspiegel gespäht hatte. Offensichtlich gefiel ihr der Schmuck. Aber sie würde ihm das Geschenk sofort zurückgeben, wenn sie wüsste, wie sie es anstellen könnte, ohne ihre Würde zu
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