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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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führte, und hinterließ nur meinen Namen
und die Nachricht, daß ich es später nochmals versuchen würde. Dann rief ich
die Kanzlei an.
    Jack Stuart war nicht da, aber zu
meiner Überraschung meldete sich Rae. Ihre Stimme klang müde, aber sie wurde
lebhafter, als sie hörte, daß ich es war. »Heh«, sagte sie, »ich habe den Kerl
gefunden, der untergetaucht war.«
    »Toll, gratuliere!«
    »Der Bericht ist auf deinem
Schreibtisch, und ich habe den Mandanten benachrichtigt. Wo bist du?«
    »In Hollister.«
    »In der Nähe von San José? Was machst
du da?«
    »Ich mach’ ein paar Recherchen. Hör
mal, ich habe ein besonderes Projekt für dich. Nichts Tolles, aber du kannst
mir damit sehr helfen.«
    Es entstand eine Pause — wahrscheinlich
wollte sie zu Doug heim. Dann sagte sie entschlossen: »Aber sicher.«
    »Ich habe vergeblich versucht, Alissa
Hernandez bei Allstate zu erreichen.« Ich gab ihr Alissas zwei Telefonnummern,
da sie ebenso wie ich zu sehr ungewöhnlichen Zeiten in ihrem Büro auftaucht.
»Versuch du es doch einmal für mich. Bitte sie, im Computer die Policen für Frank
Wilkonson herauszusuchen.« Ich buchstabierte den Namen und nannte ihr das
Postfach in Hollister. »Oder auf der Burning Oak Ranch, das ist die gleiche
Adresse. Ich möchte wissen, ob Wilkonson seinen eigenen Versicherungsschutz hat
oder ob eine Gemeinschaftspolice für die ganze Ranch existiert. Bitte sie, alle
Einzelheiten der letzten, sagen wir, zwei Jahre, abzurufen. Hast du
verstanden?«
    »Einen Moment.« Ich stellte mir Rae
vor, wie sie über dem ramponierten Schreibtisch in meinem alten Büro hing und
meine Angaben aufschrieb. »Sonst noch was?«
    »Versuch Jack Stuart zu erreichen. Ich
brauche Informationen über das Testament eines seiner Mandanten, Rudolf
Goldring. Frag ihn, ob es schon eröffnet worden ist, und wenn ja, was drin
steht.«
    »In Ordnung. Vielleicht ist er mit Hank
zusammen im Remedy unten.«
    Das überraschte mich; seit seiner
Heirat war Hank nur selten im Remedy eingekehrt. Wuchsen ihm die häuslichen
Probleme über den Kopf? Versuchte er schon wieder, seine Probleme zusammen mit
Jack im Alkohol zu ertränken? »Da ist noch etwas«, sagte ich. »Aber das ist
eine persönliche Gefälligkeit.«
    »Kein Problem.«
    »Danke. Würdest du diese Nummer
anrufen« — ich sagte sie ihr — »und bitten, daß man meinem Kater etwas Futter
auf meine Veranda stellt.«
    »Deine Nachbarn, oder? Was mache ich,
wenn niemand zu Hause ist?«
    »Irgend jemand ist sicher da.« Die
Curleys von nebenan waren eine große, lebhafte Familie mit einem großen Herz — vor
allem, wenn es um Nachbarn und Katzen ging.
    »Wann kommst du zurück?« Raes Stimme
klang etwas sehnsüchtig, so als ob es ihr auch guttäte, sich im Remedy ein
wenig auszuweinen.
    »Bald. Vermutlich morgen.« Plötzlich
wünschte ich, sie wäre hier, so daß wir uns bei einem Gläschen Wein oder Bier
über die Dinge, die ich herausgefunden hatte, unterhalten könnten. Ich las ihr
die Nummer des Motels vor und sagte ihr für den Fall, daß sie Alissa oder Jack
erreichen sollte, daß ich bis zwölf Uhr mittags am nächsten Tag hier zu
erreichen sei, und hängte auf.
    Laut sagte ich dann: »McCone, was zum
Teufel hast du vor?«
    »Halt den Mund«, antwortete ich.
    Ich dachte daran, daß Selbstgespräche
ein Zeichen fürs Älterwerden sind. Ich stand auf, richtete mir die Haare und
legte frisches Make-up auf. Ich wollte gut aussehen, wenn ich in Walts Taverne
in Tres Pinos aufkreuzte, um ein paar Gläschen zu trinken und dem Tratsch der
Einheimischen zu lauschen.
     
    Walts Taverne war eine typische
Landgaststätte, ohne jegliches Chichi, das sie für Touristen auf dem Weg nach
oder von Pinnacles attraktiv gemacht hätte. Ein paar verdreckte Laster parkten
davor. Als ich eintrat, stand ich in einem Barraum mit Holzboden, einer bunten
Mischung von Tischen und Stühlen, die meist nicht zusammenpaßten, und
angeschimmelten ausgestopften Tierköpfen an den schmuddeligen Wänden. Der Raum
war erfüllt von Rauch und lauten Stimmen, und aus der Jukebox erklang Countrymusic.
    Die meisten Tische waren besetzt, und
einige Leute aßen etwas aus bunten Plastikkörbchen. Der Inhalt war so
verbraten, daß man ihn nicht mehr identifizieren konnte, vermutlich Hühnchen,
denn ein Schild hinter der Bar pries diese Spezialität des Hauses an. Während
ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ, bemerkte ich, daß mich die
Leute — hauptsächlich Männer — abschätzend

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