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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Gebäude im
Pagodenstil, steht auf einer Insel mitten im See. Er ist nur über zwei
Fußgängerbrücken zu erreichen und über Pfade, die mit Fichtennadeln übersät
sind und sich am Ufer, unterhalb des steilen Anstiegs zum
Strawberry-Hill-Reservoir, entlangschlängeln. Mit seinen hellroten Säulen und
seinem mit mythischen Tierfiguren verzierten Dach in Gold- und Grüntönen hebt
er sich leuchtend ab von dem dichten Unterholz, den Palmen und Zypressen der
Umgebung. Unterhalb des Pavillons erstreckt sich die spiegelglatte
Wasserfläche, auf der Seemöwen und andere Wasservögel ihre Kreise ziehen und
Schnappschildkröten sich auf halb versunkenen Baumstämmen sonnen.
    Irene führte mich über die Brücke und
einen Weg an dem mehrstufigen Wasserfall entlang, der den Wasser über schuß vom
Reservoir in den See leitet. Ich half ihr, Susans Kinderwagen über die
zerklüfteten Felsen am Fuß des Wasserfalls zu tragen. Der Pavillon stand am
Ende einer Wegbiegung. Wir trugen den Wagen die weißen Betonstufen hinauf und
setzten uns in die pilzförmigen Stühle an einem grünen Marmortisch, direkt
unterhalb der Pagodenkuppel. Dort war es kühl; der Hügel verdeckte die
Spätnachmittagssonne. Fröstelnd zog Irene ihren Pulli enger um sich. Als sie zu
sprechen anfing, wurden ihre Worte durch das Getöse des Wasserfalls verzerrt.
Ich beugte mich zu ihr vor.
    »Ich nehme an, Sie wollen über Rudy
sprechen«, wiederholte sie.
    »Über Rudy und Bob Choteau. Über Sie
und Susan und die Cushmans.« Ich machte eine Pause. »Über Frank Wilkonson und
Harlan Johnstone.«
    Sie erbleichte wieder, wie vorhin. »Sie
wissen eine ganze Menge«, sagte sie nach einem Augenblick. »Vicky hat mich
gewarnt. Sie sagte, Sie betrieben ihre Nachforschungen mit großer...
Entschlossenheit. Darum dachten wir, es sei das beste, wenn Sie nur mit Rudy Kontakt
haben.« Ihre riesigen blauen Augen glänzten tränenfeucht. »Und Sie sehen ja,
was mit ihm passiert ist«, fügte sie leise hinzu.
    »Glauben Sie, daß er getötet wurde,
weil er wußte, wo Sie waren?«
    »Ja.«
    »Von wem? Von Frank Wilkonson?«
    Sie zuckte die Achseln und schaute zu
Susan hinunter.
    »Warum erzählen Sie mir nicht einfach
alles«, sagte ich. »Von Anfang an.«
    Sie drückte die Lippen aufeinander und
legte ihre Hände auf den Tisch, in den eine Messingplakette eingelassen war:
Eine Inschrift in chinesischer und englischer Sprache erinnerte daran, daß
dieser Pavillon ein Geschenk Taipehs an seine Schwesterstadt San Francisco war.
Irenes Zeigefinger bewegte sich auf die Plakette zu und rieb über die
Unterschrift des Bürgermeisters von Taipeh, bevor sie sprach. »Also gut. Ich
kann das wohl nicht länger verschweigen. Sie wissen, daß ich mit Harlan
Johnstone verheiratet war?«
    »Das hat mir Walt Griscom, der
Tavernenbesitzer in Tres Pinos, erzählt.«
    »Oh. Sie kommen ziemlich rum. Walt ist
ein netter Mann. Ich bin sicher, daß er Ihnen nichts... Unfaires über mich
erzählt hat. Aber vermutlich hat er Ihnen gesagt, daß Harlan und ich nach den
ersten Jahren nicht sehr glücklich zusammen waren. Harlan ist... ein sehr
dominanter Mann, ein eifersüchtiger Mann. Als ich in der Gegend Freundschaften
schloß und an Aktivitäten teilnahm, wurde er unsicher und verlangte
schließlich, daß ich alles aufgab und mich nicht mehr von der Ranch rührte. Um
etwas zu tun zu haben, begann ich im Ranchbüro zu arbeiten. Dort lernte ich
Frank kennen.«
    »Sie hatten ein Verhältnis mit ihm.«
    »...Ja.«
    »Ist Susan seine Tochter?«
    Sie schwieg, ihre Augen waren auf die
Plakette geheftet. Schließlich überging sie die Frage völlig, und sagte:
»Nachdem ich schwanger geworden war, konnte ich nicht auf der Ranch bleiben.
Harlan hätte gewußt, daß das Kind nicht von ihm war; er hatte sich schon viele
Jahre vorher einer Vasektomie unterzogen. Seine erste Frau war kränklich und
konnte keine zweite Schwangerschaft riskieren. Ich wollte um keinen Preis
abtreiben ; ich hatte immer ein Kind gewollt, und dies war vielleicht meine
letzte Chance. Schließlich war ich schon fünfunddreißig, und Sie wissen ja, die
biologische Uhr... Selbst unter den gegebenen Umständen erschien mir die
Schwangerschaft wie ein Geschenk nach einem Leben voller Enttäuschungen.«
    »Was war mit Frank? Haben Sie ihm
gesagt, daß Sie schwanger waren?«
    »Nein.« Sie atmete nun schneller und
sehr flach. Immer noch vermied sie meinen Blick. »Er hat schon seit Jahren eine
unglückliche Ehe geführt; er hätte sich von

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