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"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

Titel: "Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Großmann , Gerald Asamoah
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Spielern, die einen sogenannten Migrationshintergrund haben? Und: Ist das dann das einzige Zeichen für Engagement und Leidenschaft für das Heimatland?
    Ich denke an die erfolgreichen Zeiten des deutschen Fußballs. Ich kann mich nur an wenige Spieler erinnern, die aus voller Kehle die Hymne mitsangen. Einige kauten sogar eifrig Kaugummi. Das waren alles Spieler mit deutscher Herkunft, ohne irgendeinen Migrationshintergrund. Deshalb finde ich diese Diskussion komplett überflüssig. Denn mit dem Singen alleine ist nichts gesagt. Mir ist ein stummer Fisch, der dann auf dem Platz explodiert, wesentlich lieber als ein Sänger, der lustlos kickt. Und by the way : Die Italiener haben auch schon lauthals gesungen und nachher total schlecht gespielt.
    Also, warum erzähle ich das Ganze. Natürlich stand auch ich vor der Entscheidung, wie ich mich als deutscher Staatsbürger mit ghanaischer Geschichte verhalten sollte. Ich entschied mich dafür, nicht zu singen, auch wenn es vielleicht viele erwartet hätten. Aber der Grund hierfür war nicht die mangelnde Identifikation mit meiner neuen Heimat. Er war ganz lapidar und einfach: Ich kannte die Hymne aus dem Musikunterricht in der Schule, auch mit dem Text war ich vertraut, aber ich hatte schlicht und ergreifend Angst, dass alle zuschauten, wenn ich womöglich einen Fehler machte. Schließlich war die Aufregung groß und was hätte es für einen Wirbel gegeben, wenn Gerald Asamoah analog zu Sarah Connor »Brüh im Lichte dieses Glückes« gesungen hätte. Die Schlagzeilen mochte ich mir gar nicht vorstellen. Außerdem hatten meine Schalker Kollegen angedroht, sie würden gucken, ob ich denn auch hübsch mitsänge. Kurz und gut, ich hatte einfach ein bisschen Muffensausen, dass sie lachten. Und ich wusste: Es gibt möglicherweise ja noch Gelegenheit genug zum Mitsingen. So nahm ich mir im Trikot mit der Nummer 7 schweigend die Zeit, während der Hymne stolz auf mich und meine neue Heimat zu sein. Ich ließ in diesem Augenblick die letzten Jahre noch einmal vorbeiziehen – und dankte Gott! Denn noch vor weniger als zwei Jahren war meine Karriere fast Geschichte. Und jetzt fing sie womöglich gerade erst richtig an.
    Ein tolles Spiel
    Das Spiel lief gut für mich. Meine Position war auf der rechten Außenbahn wie auf Schalke auch. Und so solle ich auch spielen, hatte mir Rudi Völler mit auf den Weg gegeben. Ich war froh, dass ich durch den Traumsturm Sand/Mpenza auf Schalke diese Rolle gefunden hatte, zumal im Zentrum kein Platz für mich gewesen war. Mir war also nichts anderes übrig geblieben, als mich rechts außen durchzubeißen, und diese Position konnte ich auch im Nationalteam gut ausfüllen.
    Ich hatte gegen die Slowaken von Anfang an einige gute Aktionen. In der ersten Halbzeit war ich deshalb ganz zufrieden, nur ein Tor wollte für uns noch nicht fallen. In der Pause signalisierte mir Völler, dass ich genauso weitermachen solle. Und kurz nach dem Seitenwechsel war es dann so weit. Als wenn ein Dramaturg dieses Spiel geschrieben hätte, kam meine Minute. Es war die 50.! Ausgerechnet Asamoah, war vermutlich der erste Gedanke vieler Journalisten, als ich meinen Gegenspieler Vratislav Gresko ins Leere laufen ließ und den Ball mit dem schwächeren linken Fuß ins linke untere Toreck zirkelte. Mein linker Fuß, den ich ja sonst eigentlich nur zum Stehen hatte, war verantwortlich für mein erstes Länderspieltor in meinem ersten Länderspiel.
    Die Emotionen kamen augenblicklich raus, die ganze Anspannung löste sich. Ich lief in die Ecke zu den Fans. Ich jubele immer auf meine Art, überlege nie vorher, wie ich meiner Freude Ausdruck geben soll. Das tun andere, die sich immer wieder eine neue Choreografie ausdenken, gerne für den Fall, dass sie treffen. Auch in diesem tollen Moment blieb ich ganz ich selbst. Ich wollte nur alles rausschreien, bin gehüpft wie wild und ließ mich von den Fans und Mitspielern feiern. Andere behaupteten hinterher, ich hätte ein Tänzchen gewagt. Wie auch immer, es war »Gänsehautfeeling« pur, wie sagt man heute so inflationär sagt. Zumindest bei mir.
    Danach lief alles viel lockerer. Das ist oft so bei einem Stürmer. Denn sobald ein Tor für die eigene Mannschaft gefallen ist, hat man sich freigeschossen. In der 64. Minute signalisierte mir Michael Skibbe, dass ich ausgewechselt werde. Ich hatte Probleme mit dem Oberschenkel. Alex Zickler vom FC Bayern stand an der Außenlinie schon bereit. Ich war kaputt, aber glücklich und dachte,

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