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"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

Titel: "Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Großmann , Gerald Asamoah
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das Tor könne nichts mehr toppen. Aber plötzlich flippten die 18 000 Zuschauer im Stadion völlig aus. Alle standen auf, riefen meinen Namen, zeigten, dass sie mich angenommen hatten. Dass mir Fans zujubeln, kannte ich von Schalke. Aber die Situation jetzt war anders. Denn hier ging es nicht um den Verein, nicht um das Tor alleine. Sondern hier ging es um Deutschland und vor allem: meine Akzeptanz!
    Rudi Völler und alle anderen Spieler klatschten mich ab. Wie in Trance setzte ich mich auf die Bank und wurde vom Mannschaftsarzt Dr. Müller-Wohlfahrt behandelt. Ich schaute auf das Spielfeld, aber in Wirklichkeit war ich ganz woanders. Das gibt es doch gar nicht, dachte ich. Noch vor Kurzem wurde ich als Nigger beschimpft und mit Bananen beworfen, jetzt war ich Nationalspieler mit Torerfolg.
    Gleich nach dem Spiel ging ich zur Behandlung und konnte – oder vielleicht besser gesagt, musste – nicht mit den Fernsehteams reden. Im Hotel angekommen, fiel es mir extrem schwer, zur Ruhe zu finden. Erst als der Morgen dämmerte, konnte ich einschlafen. Dieses Gefühl ließ mich einfach nicht los. Dafür lebt man als Fußballer, dafür arbeitet man. Für kein Geld der Welt kann man dieses Gefühl kaufen. Ich war aufgewühlt, hatte viel telefoniert, zahllose Glückwunsch-SMS bekommen und planlos ferngesehen. Ein Einzelzimmer kann wirklich einsam sein, wenn man so voller Adrenalin ist, wie ich es war. Deshalb hatte ich auch mehrmals Jörg Böhme in seinem Zimmer besucht, der eine Halbzeit lang für Marco Bode gespielt hatte. Aber irgendwann wollte auch er sich nicht mehr vollquatschen lassen. Als ich langsam müde wurde, dachte ich daran, wie es gewesen wäre, wenn ich schlecht gespielt und kein Tor gemacht hätte. Aber da ich ein positiver Mensch bin, schob ich diese Gedanken schnell wieder beiseite. Ich schwebte auf einer Welle der Sympathie – und ich träumte, dies würde ewig so weitergehen.
    Erstens kommt es anders ...
    Es ging weiter, denn ich spielte für Deutschland in der Qualifikation noch gegen Finnland 2:2 und gegen Albanien 2:0. In dieser Partie machte ich beinahe sogar mein zweites Tor, aber der Ball ging diesmal nur an den Pfosten. In Budapest gab es dann vor der neuen Saison noch ein letztes Länderspiel, zu Ehren des ungarischen Fußballverbands, der sein 100-jähriges Bestehen feierte. Wir gewannen 5:2 und ich war bis zur 76. Minute auf dem Platz. Ich hatte mich erst einmal festgespielt im Team von Rudi Völler und blickte mit Vorfreude auf die neue Saison beim FC Schalke.
    Doch das mit der Welle der Sympathie barg ein kleines Problem. Nicht für mich, denn die Gefahr, dass ich wegen der tollen Presse nach den Spielen abheben würde, hielt ich für relativ gering. Andere hingegen sahen das anscheinend anders. Denn mit dem ersten Training auf Schalke schien sich zumindest ein Mann gegen mich verschworen zu haben.
    Während alle Mitspieler wissen wollten, wie es war, im Nationalteam zu spielen, hatte mein Trainer Huub Stevens eine ganz eigene Methode, Höhenflüge einzelner Spieler zu vermeiden. Der vorher allseits hoch gelobte Gerald Asamoah musste sich erst mal vor versammelter Mannschaft eine ordentliche Predigt anhören. Stevens’ Inhalt: Das mit dem Nationalteam sei eine Sache, die andere aber sei der FC Schalke. Ich solle bloß nicht auf die Idee kommen, mein eigenes Ding zu machen, und er werde ein waches Auge darauf haben, dass ich mich in den Dienst der Mannschaft stelle und auf dem Boden bleibe. Bumm!
    Das war mir ganz schön peinlich, ich hatte natürlich keine Lobeshymnen erwartet, aber dass er mich zusammenstaucht, nur weil ich persönliche Erfolge verzeichnen konnte, war mir doch suspekt. Im gesamten Training bekam ich bei Aktionen immer wieder »mein Fett weg«. Ständig meckerte Stevens an mir herum, sodass die Mitspieler schon keine Lust mehr hatten, Übungen mit mir zu machen, weil ich so intensiv unter Beobachtung stand. Am Ende des Trainings folgte dann der Höhepunkt. Stevens beendete die Übungseinheit, schickte alle in die Kabine, nur ich musste bleiben. Er baute einen Sprint-Parcour auf und ließ mich laufen, was die Beine hergaben. Immer wieder schrie er, ich solle mich anstrengen. Und ich gab alles! Trainer ist halt Trainer und Diskussionen sind im Profigeschäft nun mal nicht üblich. Manchmal tut es eben auch ein knapper Satz, der alles erklärt. Als ich völlig fertig war und er mein »Spezialtraining« beendete, rief er mich zu sich, lächelte mich freudig an und sagte: »Du

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