"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
Freudenrausch erinnern. Bodo Sievers war mein Held! Später gewann ich mit der B-Jugend selbst den Pokal. Zur Feier des Tages wurde nach dem Spiel ein Bankett gegeben, zu dem wir Spieler in Anzügen erschienen. DFB-Präsident Mayer-Vorfelder war auch unter den Gästen. Das war zwar alles eine Nummer kleiner als dieses Mal, aber fest stand: Ich wollte das wieder!
In Berlin war die Hölle los. Alles war blau-weiß! Und man merkte unseren Fans an, dass sie diesen Titel unbedingt wollten. Hoffentlich konnten wir ihre Hoffnungen einlösen, denn im Gegensatz zur verpassten Meisterschaft liefen wir diesmal nicht als das Überraschungsteam auf. Das tat eindeutig Union Berlin. Der Druck, der auf uns lastete, war enorm und ich deshalb nervöser als sonst. Das lag aber auch daran, dass ich in eine neue Rolle geschlüpft war: Ich war nun ja ein neuer Nationalspieler und wusste, dass mich Rudi Völler im Stadion beobachten würde. Alle Befürchtungen waren umsonst, wir gewannen das Spiel souverän. Während in der ersten Halbzeit die Abwehrbemühungen von Berlin noch von Erfolg gekrönt waren, kam im zweiten Abschnitt die große Zeit von Jörg Böhme. Wieder einmal, wie schon gegen Unterhaching, schlug er zweimal zu. Diesmal ließ er sich jedoch richtig Zeit zwischen den Toren. Ganze vier Minuten verstrichen zwischen einem Freistoß, den er in den Winkel des Tores zirkelte, und einem Elfmeter, den er unhaltbar verwandelte. Damit war alles klar. Auch ich machte ein gutes Spiel und der Jubel unserer Fans wäre vermutlich auch bei einem Meistertitel nicht größer gewesen. Unsere 30 000 Anhänger feierten mit uns den ersten Pokalsieg seit 29 Jahren. Ein tolles Finale für eine tolle Saison.
Schade nur, dass ich danach zur Dopingprobe ausgelost war. Denn so wurde aus dem Feierbiest ein begossener Pudel, der nicht konnte. Ich trank das Bier deshalb aus zweierlei Gründen: Zum einen wollte ich den Kollegen in nichts nachstehen, zum anderen sollte es auch wieder fließen – und zwar raus. Das dauerte aber unheimlich lange. Wer mich kennt, der weiß, dass ich unglaublich viel schwitze. Und dementsprechend musste auch erst wieder Flüssigkeit eingefüllt werden. So saß ich mit dem Zeugwart und Charly Neumann vor der Toilette und wartete und wartete auf den erlösenden Moment, während die Mannschaft das Stadion schon längst in Richtung Bankett verlassen hatte. Was ein Pech aber auch! Denn damit ging mir die Triumphfahrt durch die Stadt durch die Lappen. Mein Alkoholpegel allerdings hätte im Mannschaftsbus nicht höher sein können. Ich war ziemlich betrunken, als es endlich lief und wir dann im Taxi den Weg Richtung Hotel antreten konnten. Welch ein Spaß! Es waren nämlich noch so viele Fans unterwegs, dass ich mich durch das Taxifenster öfter mal bemerkbar machte. Das verkürzte die Fahrt nicht unbedingt, denn die Schalke-Fans wollten feiern und ich auch.
7 Mein erster großer Titel mit Schalke 04 im Jahr 2001. Nach der »Meisterschaft der Herzen« wurden wir Pokalsieger.
Als wir nach gefühlten 90 Minuten im Hotel ankamen, war ich so richtig in Stimmung. Mit umgehängter Tasche und Schal um den Hals öffnete ich die Tür zum Bankett und rief erst einmal ein ordentliches »Schalke!« in den Saal. Zuerst erntete ich dafür nur verdutzte Gesichter, aber dann schallte ein vielfaches »Schalke!« zurück. Ich freute mich, alle meine Mitstreiter zu sehen, aber eine Person vermisste ich besonders. »Wo ist meine Frau Linda?«, rief ich angetrunken in die Runde und erntete dafür ein paar Lacher und am Ende einen dicken Kuss von meiner Frau.
Am nächsten Tag ging es per Bummelzug nach Gelsenkirchen. Der Sonnenbrillenfaktor war relativ hoch, auch auf dem Wagen, mit dem wir zum Stadion fuhren, um mit unseren Fans den versöhnenden Abschluss einer tollen Saison zu feiern. Und ich wusste, dass sie für mich noch nicht zu Ende war.
Wahre Premiere für Deutschland
Die WM-Qualifikation für Japan und Südkorea lief schon einige Zeit ohne mich. Gegner des deutschen Teams waren England, Finnland, Albanien und auch Otto Rehhagels Griechenland. Bis zu meinem Eingreifen gab es keine Probleme, der Start verlief mehr als rund. Deutschland gewann viermal in Folge, unter anderem schlugen wir, oder besser gesagt, noch die anderen, England im Wembley-Stadion mit 1:0! Dann gab es von Ende März bis Anfang Juni 2001 eine Spielpause in der Qualifikation. Direkt nach dem Ende der Saison hatte der DFB ein Freundschaftsspiel gegen die Slowakei angesetzt.
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