Dieser Weg wird kein leichter sein
hätte im Mannschaftsbus nicht höher sein können. Ich war ziemlich betrunken, als es endlich lief und wir dann im Taxi den Weg Richtung Hotel antreten konnten. Welch ein SpaÃ! Es waren nämlich noch so viele Fans unterwegs, dass ich mich durch das Taxifenster öfter mal bemerkbar machte. Das verkürzte die Fahrt nicht unbedingt, denn die Schalke-Fans wollten feiern und ich auch.
7 Mein erster groÃer Titel mit Schalke 04 im Jahr 2001. Nach der »Meisterschaft der Herzen« wurden wir Pokalsieger.
Als wir nach gefühlten 90 Minuten im Hotel ankamen, war ich so richtig in Stimmung. Mit umgehängter Tasche und Schal um den Hals öffnete ich die Tür zum Bankett und rief erst einmal ein ordentliches »Schalke!« in den Saal. Zuerst erntete ich dafür nur verdutzte Gesichter, aber dann schallte ein vielfaches »Schalke!« zurück. Ich freute mich, alle meine Mitstreiter zu sehen, aber eine Person vermisste ich besonders. »Wo ist meine Frau Linda?«, rief ich angetrunken in die Runde und erntete dafür ein paar Lacher und am Ende einen dicken Kuss von meiner Frau.
Am nächsten Tag ging es per Bummelzug nach Gelsenkirchen. Der Sonnenbrillenfaktor war relativ hoch, auch auf dem Wagen, mit dem wir zum Stadion fuhren, um mit unseren Fans den versöhnenden Abschluss einer tollen Saison zu feiern. Und ich wusste, dass sie für mich noch nicht zu Ende war.
Wahre Premiere für Deutschland
Die WM-Qualifikation für Japan und Südkorea lief schon einige Zeit ohne mich. Gegner des deutschen Teams waren England, Finnland, Albanien und auch Otto Rehhagels Griechenland. Bis zu meinem Eingreifen gab es keine Probleme, der Start verlief mehr als rund. Deutschland gewann viermal in Folge, unter anderem schlugen wir, oder besser gesagt, noch die anderen, England im Wembley-Stadion mit 1:0! Dann gab es von Ende März bis Anfang Juni 2001 eine Spielpause in der Qualifikation. Direkt nach dem Ende der Saison hatte der DFB ein Freundschaftsspiel gegen die Slowakei angesetzt. SchlieÃlich standen vor dem für die meisten Spieler verdienten Urlaub noch zwei Qualifikationsspiele gegen Finnland und Albanien auf dem Programm. Kein besonders guter Termin, da die meisten körperlich schon auf dem Zahnfleisch gingen. Für mich galt das nicht. Trotz des absolut frustgeladenen Endes der Saison mit der unglücklichen Vizemeisterschaft und dem darauffolgenden Pokalsieg mit Feierstunden bis zum Abwinken war ich noch voller Adrenalin. SchlieÃlich freute ich mich riesig auf mein erstes richtiges Länderspiel.
Auch ohne Gelegenheit zur Erholung war ich richtig heià auf meine Premiere. Eine komische Mischung aus Vorfreude, Nervosität und Angst beherrschte mich. Und noch komischer: Ich empfand eigentlich keinen gröÃeren psychischen Druck. Es war eben so, wie es war, und ich hatte es so gewollt. Aber warum trotzdem diese eigenartige Gefühlsmelange? Das A2-Länderspiel war ein schwacher Auftakt gewesen angesichts dessen, was mich jetzt erwartete. Ein Spiel im Ausland ohne groÃe öffentliche Beachtung ist nicht zu vergleichen mit einem Heimspiel der aktuell besten Spieler Deutschlands.
Bremen war der Ort, von dem jetzt jeder FuÃballfan wusste, dass es dort die Premiere des ersten Schwarzafrikaners im deutschen Nationaldress geben könnte. Wie würde ich wohl rüberkommen, wie beim Publikum im Weserstadion, aber auch bei den Stars des Nationalteams wohl aufgenommen werden? Gegen die meisten hatte ich ja inzwischen in meinem ersten Jahr in der ersten Liga schon gespielt. Doch so richtig kannte ich die Einzelnen nicht. AuÃerdem würde es etwas ganz anderes sein, mit ihnen auf einer Stufe zu stehen und mit ihnen zusammen an einem neuen Projekt zu arbeiten, das Weltmeisterschaft hieÃ. Der kleine Asamoah, der kleine Schwarze ist jetzt Nationalspieler, schoss es mir immer wieder durch den Kopf.
Lauter Stars
Da auch Jörg Böhme nominiert war, wurden wir beide morgens aus Gelsenkirchen abgeholt und nach Bremen gefahren. Auf den hinteren Sitzen machten wir zwar ab und zu SpäÃe, aber die meiste Zeit war es ruhig im Auto und jeder hing seinen Gedanken nach. Da wir durch das Pokalendspiel die Letzten waren, die im Mannschaftshotel ankamen, wurden wir schon erwartet. Das war nicht unbedingt nach meinem Geschmack, denn so konnte ich nicht in der Masse untergehen, sondern stand gleich auf dem Präsentierteller. Wenn jetzt jemand denkt, das sei
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